Im internationalen Luftverkehrssektor brodelt es seit Kurzem gewaltig: Die International Air Transport Association (IATA) hat scharfe Kritik an den jüngsten Steuerforderungen des indischen Directorate General of Goods and Services Tax Intelligence (DGGI) geübt.
Die indischen Steuerbehörden werfen zehn internationalen Fluggesellschaften vor, Waren- und Dienstleistungssteuern (GST) auf importierte Dienstleistungen nicht korrekt abgeführt zu haben. Die Vorwürfe beziehen sich auf einen Zeitraum von Juli 2017 bis März 2024 und beinhalten angebliche Steuerforderungen in Höhe von über 105 Milliarden Rupien (etwa 1,2 Milliarden USD). Dies hat zu einer verstärkten Auseinandersetzung zwischen der indischen Regierung und der globalen Luftfahrtbranche geführt.
Die DGGI hat die Fluggesellschaften British Airways, Lufthansa Cargo, Oman Air, Emirates, Singapore Airlines, Etihad Airways, Saudia, Air Arabia, Thai Airways International und Qatar Airways ins Visier genommen. Den Vorwürfen zufolge sollen diese Airlines bei der Abrechnung ihrer Dienstleistungen, die durch ihre indischen Niederlassungen in Anspruch genommen wurden, die GST nicht korrekt abgeführt haben. Diese steuerlichen Differenzen betreffen insbesondere die Kosten, die durch die Hauptniederlassungen der Fluggesellschaften entstehen, während sie Luftverkehrsdienste nach Indien erbringen.
Die DGGI leitete im August 2023 eine umfassende Untersuchung ein und führte im Oktober 2023 Durchsuchungen in den Büros der betroffenen Fluggesellschaften durch. Die Höhe der angeblich nicht gezahlten Steuern variiert erheblich, von 75,5 Milliarden Rupien für Emirates bis hin zu 100 Millionen Rupien für Lufthansa Cargo. Diese erheblichen Summen verdeutlichen das Ausmaß der Streitigkeit und werfen Fragen zur steuerlichen Handhabung internationaler Fluggesellschaften auf.
Internationale Reaktionen und Auswirkungen
Die IATA hat sich entschieden gegen die Vorgehensweise der indischen Steuerbehörden positioniert. Xie Xingquan, regionaler Vizepräsident der IATA für Nordasien und den asiatisch-pazifischen Raum, kritisierte die Anwendung der GST auf Ausgaben, die in den Hauptniederlassungen der ausländischen Fluggesellschaften anfallen. Er argumentierte, dass diese Praxis nicht nur gegen internationale Standards verstoße, sondern auch das Wachstumspotenzial des indischen Luftfahrtsektors gefährden könnte.
„Die Behauptung der DGGI, dass die GST für Ausgaben gelten sollte, die dem Hauptsitz ausländischer Fluggesellschaften bei der Erbringung von Luftverkehrsdiensten entstehen, ist fehlerhaft“, sagte Xie. „Dieser Ansatz berücksichtigt nicht die internationalen Konventionen und Standards, die für die Luftfahrtbranche gelten.“ Die IATA befürchtet, dass diese Regelungen dazu führen könnten, dass internationale Fluggesellschaften aufgrund komplizierter Steuervorschriften und drohender Doppelbesteuerung aus dem indischen Markt zurückziehen.
Wirtschaftliche und politische Dimensionen
Die Konsequenzen dieser steuerlichen Auseinandersetzung könnten weitreichend sein. Willie Walsh, Generaldirektor der IATA, wies während der IATA-Hauptversammlung im Juni in Dubai auf die Gefahr hin, dass sich internationale Fluggesellschaften aufgrund der unsicheren steuerlichen Rahmenbedingungen aus Indien zurückziehen könnten. Ein solcher Rückzug würde nicht nur den Wettbewerb im indischen Luftverkehrsmarkt verringern, sondern auch negative Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Indien und dem Rest der Welt haben.
Die indische Regierung steht nun vor der Herausforderung, eine Lösung zu finden, die sowohl den steuerlichen Anforderungen gerecht wird als auch den internationalen Standards und der globalen Wettbewerbsfähigkeit Rechnung trägt. Die Verhandlungen zwischen den indischen Steuerbehörden, den betroffenen Fluggesellschaften und der IATA werden entscheidend dafür sein, wie sich die Situation weiterentwickelt und welche Maßnahmen zur Beilegung des Konflikts ergriffen werden.
Der Steuerstreit zwischen der indischen Regierung und den internationalen Fluggesellschaften stellt einen ernsten Konflikt im internationalen Luftverkehr dar. Während die indischen Steuerbehörden ihre Anforderungen geltend machen, erhebt die IATA Einwände gegen die Anwendung von GST auf Ausgaben, die in den Hauptniederlassungen der Fluggesellschaften entstehen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie dieser Streit gelöst werden kann und welche Auswirkungen er auf den indischen und globalen Luftfahrtmarkt haben wird.