Die Verhandlungen zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und dem Ferienflieger Tuifly über neue Vergütungstarifverträge für die rund 2.000 Beschäftigten an Bord, am Boden und in der Technik befinden sich an einem kritischen Punkt. Ein Angebot der Arbeitgeberseite, das jährliche Vergütungssteigerungen von 2,33 Prozent über einen Zeitraum von 36 Monaten vorsieht, wurde von der zuständigen Tarifkommission als „nicht verhandlungsfähig“ abgelehnt. Verdi macht deutlich, daß es ohne substanzielle Nachbesserungen zu Arbeitskampfmaßnahmen kommen könnte. Warnstreiks im Februar seien bereits eine realistische Option, um den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen.
Die Tarifverhandlungen begannen im Dezember 2024 und betreffen zentrale Bereiche des Unternehmens, darunter das Kabinenpersonal, das Bodenpersonal und die Technikabteilungen. Verdi fordert eine Gehaltssteigerung von 17 Prozent oder mindestens 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Neben dieser Kernforderung verlangt die Gewerkschaft auch die Rücknahme von Verschlechterungen, die im Rahmen einer sogenannten Krisenvereinbarung im Jahr 2021 eingeführt wurden. Diese Vereinbarung war während der Corona-Pandemie getroffen worden, um wirtschaftliche Einbußen des Unternehmens zu kompensieren. Nun, da die Luftfahrtbranche wieder an Fahrt aufnimmt, drängt Verdi auf eine Rückkehr zu besseren Konditionen.
Ein zentraler Kritikpunkt von Verdi ist die unzureichende Vergütung im Vergleich zu Wettbewerbern. So verweist die Gewerkschaft auf Discover Airlines, eine Tochtergesellschaft der Lufthansa, deren tarifliche Einstiegsvergütung für Kabinenmitarbeiter um nahezu 700 Euro pro Monat über derjenigen von Tuifly liege. Verdi argumentiert, daß bei anderen Airlines in den vergangenen Jahren Tarifabschlüsse erreicht wurden, die die hohe Inflation besser ausgleichen konnten. Dies untermauere die Forderung nach einem deutlich besseren Angebot seitens Tuifly.
Reaktion der Gewerkschaft und drohende Eskalation
In einer Erklärung machte Verdi unmißverständlich klar, daß das vorgelegte Angebot den gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht ansatzweise Rechnung trage. Ein Mitglied der Tarifkommission äußerte sich wie folgt: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben über Jahre hinweg erhebliche finanzielle Einbußen hinnehmen müssen. Die aktuelle Wirtschaftslage und die steigenden Gewinne des Unternehmens rechtfertigen keine Zurückhaltung mehr.“
Die Drohung mit Warnstreiks ist in diesem Kontext ein typisches Mittel der Gewerkschaft, um die Verhandlungsposition zu stärken. Erste Aktionen könnten bereits in den kommenden Wochen stattfinden, sollte es bis dahin keine Annäherung geben. Verdi fordert Tuifly auf, kurzfristig ein verbessertes Angebot vorzulegen, um eine Eskalation des Konflikts zu verhindern.
In Deutschland sind Warnstreiks ein zulässiges Mittel, um den Forderungen in Tarifverhandlungen Nachdruck zu verleihen. Sie dürfen jedoch nur während einer laufenden Tarifrunde stattfinden und müssen von der Gewerkschaft angekündigt werden. Für die Passagiere von Tuifly könnten solche Maßnahmen jedoch erhebliche Auswirkungen haben. Bereits in der Vergangenheit haben Streiks bei Airlines zu Flugausfällen und Verspätungen geführt.