In Sachen Lounges hat sich am Stuttgarter Flughafen seit dem Beginn der Corona-Pandemie so einiges geändert. Derzeit gibt es mit der vom Airport selbst betriebenen „The Aviator Gallery“ nur eine Möglichkeit die Wartezeit in einer derartigen Einrichtung zu verbringen. Was diese Lounge bietet und wer Zugang hat, wird in diesem Artikel näher unter die Lupe genommen.
Exklusive Wartebereiche für Vielflieger und Inhaber bestimmter Status- und/oder Kreditkarten sind an nahezu allen Airports auf der gesamten Welt unterhalten. Es gibt welche, die von Airlines angeboten werden, andere vom jeweiligen Flughafen und wieder andere von unabhängigen Anbietern. Die Zutrittsvoraussetzungen unterscheiden sich zum Teil enorm. Manche sind Passagieren mit bestimmten Buchungsklassen und/oder Statuskarten vorbehalten, anderenorts hingegen kann jeder gegen Bezahlung die Lounges nutzen.
Gegen Bezahlung darf jeder rein, aber keine „Loungekarten“ akzeptiert
Die „The Aviator Gallery“ ist eine so genannte flughafeneigene Lounge, was konkret bedeutet, dass sie von der Flughafen Stuttgart GmbH selbst betrieben wird. Zutritt hat jeder, der bereit ist den Eintrittspreis in der Höhe von 36 Euro zu bezahlen. Passagiere, den HON-Status und ein gültiges Ticket von Eurowings, Lufthansa, Swiss oder Austrian Airlines verfügen, kommen kostenfrei rein. Selbiges gilt für Business-Class-Gäste von Aegean, Air Baltic, Air France, British Airways, Condor, Ita Airways, KLM, SAS und Turkish Airlines. Bei den Status-Karten der Air France, Ita Airways, KLM, SAS, Aegean, British Airways und Turkish Airlines gibt es weitere Bestimmungen, denn der Airport schreibt dazu etwas schwammig auf der Homepage “ausgewählte Statuskunden”. Somit ist es empfehlenswert vorab telefonisch oder per Mail Rücksprache zu halten.
Regelrecht „durch die Röhre“ schauen Teilnehmer von Programmen wie Priority Pass oder Dragon Pass, denn momentan hat man keine Verträge mit derartigen Lounge-Programmen. Somit bleibt diesen Reisenden nur die Möglichkeit den kostenfreien Zugang anderweitig, beispielsweise über ein Business-Class-Ticket oder die entsprechende Airline-Status-Karte zu erlangen oder aber den regulären Eintrittspreis am Counter zu bezahlen. Ob es zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein wird Dragon Pass, Priority Pass, Lounge Key und Co in Stuttgart-Echterdingen zu nutzen, ist noch völlig offen.
Eine alternative Lounge gibt es an diesem Flughafen momentan nicht. Die einstigen Räumlichkeiten von Lufthansa, Air France sowie die Elly-Beinhorn-Lounge existieren nicht mehr. Die Gründe hierfür sind äußerst unterschiedlich, jedoch ist es so wie es ist und die Reisenden müssen damit klarkommen.
Derzeit einzige Lounge am Stuttgarter Flughafen
Die „The Aviator Gallery“ befindet sich im Sicherheitsbereich, ungefähr am Übergang von Terminal 3 auf Terminal 1, der ohnehin fließend ist und kaum bemerkbar ist, und ist über eine Treppe bzw. einen Aufzug erschlossen. Die Beschilderung ist zwar nicht sonderlich auffällig, aber vorhanden. Es ist noch sonderlich schwer diese Lounge zu finden und da diese hauptsächlich von Stammkunden genutzt wird, weiß quasi ohnehin jeder wo diese ist.
Das Design der einzigen Stuttgarter Lounge ist von einer Farbwahl geprägt, die durchaus viel Gemütlichkeit ausstrahlt. Sonderlich groß ist dieser exklusive Wartebereich nicht, aber es gibt unterschiedliche Zonen, die für Essen, Arbeiten und Relaxen ausgelegt sind. Da es sich um eine kleine Lounge handelt, ist alles recht nahe beisammen. Luftfahrt-Fans kommen aber aus zwei Gründen voll auf ihre Kosten: An den Wänden des Hauptraums sind zahlreiche Fotos, die eine Zeitreise durch 100 Jahre Flughafen- und Luftfahrtgeschichte ermöglichen, aufgehängt. Völlig unabhängig von allen anderen Angeboten der Lounge, lohnt es sich diese Fotoausstellung zu betrachten, denn es ist beeindruckend an Hand von Fotos zu sehen wie sich der Stuttgarter Flughafen, aber auch die weltweite Zivilluftfahrt, seit der Gründung dieses Airports weiterentwickelt haben. Beim einen oder anderen Passagier werden sicherlich Erinnerungen an das Terminal aus den 1930er-Jahren, das Anfang der 2000er-Jahre dem Neubau des heutigen T3 weichen musste, hochkommen. Besonders in den letzten Jahren des Betriebs hatte das Bauwerk, das längst nicht mehr zeitgemäß und in allen Belangen komplett veraltet war, regelrechten Kult-Status. Allein die regelrecht legendäre Treppe rief bei älteren Passagieren viele Erinnerungen an Abschiede und Wiedersehen oder aber schöne Reisen hervor.
Speisen und Getränke baden-württembergisch geprägt
Gastronomisch gesehen wird in der Stuttgarter Lounge ein rudimentäres Angebot an den Buffets angeboten. Am Besuchstags gab es Speisen, die symbolisch für die Küche Baden-Württembergs stehen. Das ist durchaus gut so, weil die schwäbische Küche hat viele interessante Dinge zu bieten und gerade für internationale Gäste ist das doch durchaus sehr positiv. Man kann sich durchaus darüber streiten, ob das Angebot in dieser Lounge zu groß oder zu klein ist. Es wird schon seinen Grund haben, dass es keine airline-eigenen Einrichtungen dieser Art mehr gibt, denn der Stuttgarter Flughafen hat weiterhin erheblich weniger Passagiere als vor der Pandemie. Also lieber ein kleines Angebot bei guter Qualität als klotzen und geschmacklich passt es nicht.
Im Bereich der kalten Speisen gibt es das auch anderen Lounges bekannte Angebot wie Brot und Brötchen, in Stuttgart eben „landestypisch“ auch Brezeln, Butter, Wurst, Käse, Salate, Jogurts und Co.. Große Überraschungen gibt es nicht, aber wie bereits erwähnt, die Qualität ist gut und das Personal hat ganz offensichtlich ein Auge darauf, dass die Auswahl immer gut gefüllt, in einem ansprechenden Zustand ist und alle Besucher satt werden.
Getränke gibt es in den Kühlschränken, aber auch freistehend, ebenfalls wie in Lounges üblich zur Selbstbedienung. Die Reisenden können aus verschiedenen Weinen, Bier, Sekt und ähnlichen alkoholischen Getränken wählen. Die Vielfalt ist im Vergleich mit Einrichtungen an anderen Airports nicht sonderlich groß, aber dafür stimmt die Qualität. Es ist keine Luxus-Ware, aber auch kein Billigzeug vom Discounter. Es ist angemessen und gut. Bei den alkoholfreien Getränken inklusive Tee und Kaffee ist die Auswahl ebenfalls angemessen, aber auch nicht sonderlich groß.
Eintrittspreis angesichts hoher Preise im Sicherheitsbereich nicht zu teuer
Die Stuttgarter Lounge ist was sie ist: Eine vom Airport betriebene Lounge, die ein rudimentäres Angebot bei angemessener und guter Qualität hat. Natürlich findet man in so gut wie jeder derartigen Einrichtung irgendetwas, das verbessert werden könnte. Doch Schuster bleib bei deinen Leisten: Was hätten die Passagiere davon, wenn der Airport mit Hummer und Co auftrumpfen würde und angesichts des im Vergleich zur Vor-Corona-Zeiten dünnen Flugplanheftchen landet vieles in der Bio-Tonne? Der Weg den man in Sachen Flughafen Lounge am Manfred-Rommel-Airport geht, ist schon in Ordnung: Lieber ein kleines Angebot, aber dafür gute Qualität und durchaus die Küche von Baden-Württemberg als Schwerpunkt setzen als übertreiben und dann schmeckt es nicht.
Angesichts der mittlerweile hohen Preise in der Gastronomie, insbesondere im Sicherheitsbereich des Stuttgarter Flughafens, ist der reguläre Eintrittspreis von 36 Euro gar nicht mal so teuer. Ein paar Getränke, eine Mahlzeit und gegebenenfalls noch ein Nachtisch und rasch liegt man über dem Eintrittspreis, der für die Lounge (All you can drink and eat) fällig werden könnte. Dafür hat man es ruhiger, eine interessante Fotoausstellung und einen großflächigen Ausblick auf das Vorfeld.
Der Umstand, dass airlineunabhängige Karten wie Dragon Pass oder Priority Pass derzeit nicht akzeptiert werden, ist für Teilnehmer dieser Programme nicht gerade vorteilhaft, da die Kundenkarten an diesem Airport schlichtweg nutzlos sind. Es bleibt aber abzuwarten, denn möglicherweise kommt es zu einem späteren Zeitpunkt noch zum einen oder anderen Abschluss von Kooperationsverträgen. Weiters soll es in nicht all zu ferner Zukunft am Stuttgarter Flughafen zumindest eine weitere Lounge geben. Ein exakter Termin für die Eröffnung steht aber noch nicht fest.