U.S.-Fluggesellschaften erkunden Mallorca

Flughafen Palma de Mallorca (Foto: Jan Gruber).
Flughafen Palma de Mallorca (Foto: Jan Gruber).

U.S.-Fluggesellschaften erkunden Mallorca

Flughafen Palma de Mallorca (Foto: Jan Gruber).
Werbung

Am 3. Juni 2022 wird United Airlines den Erstflug zwischen New York-Newark und Palma de Mallorca durchführen. Die Buchungslage soll derartig gut sein, dass Mitbewerber prüfen, ob ebenfalls Verbindungen von den USA auf die spanische Mittelmeerinsel aufgenommen werden.

Nach Angaben von United Airlines soll der erste Umlauf in beide Richtungen ausgebucht sein. Dabei zeigt sich auch das Netzwerk des Carriers als großer Vorteil, denn viele Passagiere nutzen Zubringerflüge ab Los Angeles und Miami. Das macht auch die Konkurrenz aufmerksam, denn beispielsweise American Airlines und andere U.S.-Fluggesellschaften prüfen Nonstopflüge ab den beiden Städten nach Palma de Mallorca.

Bei United Airlines ist man offensichtlich vom Markterfolg, den man mit der Strecke Newark-Palma erzielt, schon vor dem Erstflug zufrieden. Man hat scheinbar bei der Routenwahl ein glückliches Händchen gehabt. Ganz ohne Hilfe war das auch nicht möglich, denn der lokale Tourismusverband trommelt in den USA kräftig die Werbetrommel für Urlaube auf Mallorca. Der Reiseveranstalter Tui Spanien bietet in den Vereinigten Staaten zahlreiche Pauschalreisen mit United-Airlines-Flugsegmenten an. Die Nachfrage soll für den Tour Operator überraschend hoch sein, so dass man im Rahmen der Möglichkeiten aufgestockt hat. In kleinem Umfang bietet man auf dem spanischen Markt auch Pauschalreisen in die USA mit Abflugort Palma de Mallorca an.

Erfolg wird in der Luftfahrt nicht vergönnt, sondern „kopiert“

„Copy and Paste“ ist in der Luftfahrt ein Phänomen, das schon fast alltäglich ist. Hat ein Anbieter mit einem Konzept, einer Idee oder einer Strecke, die es zuvor nicht gab, Erfolg, so dauert es nicht lange bis nachgezogen wird. Bekannte Beispiele hierfür sind kostenpflichtiges Aufgabegepäck oder Paid-Catering an Bord. Gerade auf Ferienstrecken werden gerne Routen, die gut laufen, von der Konkurrenz „gedoppelt“. Genau das prüfen große U.S.-Carrier wie American Airlines und andere Anbieter bezüglich Palma de Mallorca. Was bei United Airlines ab Newark gut läuft, könnte bei anderen ab Miami und/oder Los Angeles auch ein Kassenschlager werden, zumal man offensichtlich die Passagierströme der Konkurrenz womöglich noch besser kennt als die eigenen.

Andreu Serra, Tourismusbeauftragte auf Mallorca, geht davon aus, dass es gelungen ist einen Dominoeffekt anzustoßen. Gemeint ist damit, dass andere Fluggesellschaften, die zuvor nicht daran dachten Langstreckenflüge zwischen den USA und Palma aufzunehmen, es nun eilig haben möglichst rasch zu fliegen. Man hofft, dass der Tourismus davon profitieren kann, denn immerhin erschließe man mit den Vereinigten Staaten von Amerika einen riesigen Quellmarkt. In der Vergangenheit spielte dieser – auch mangels Nonstopflugverbindungen – eine nur untergeordnete Rolle. Der Funktionär zeigt sich mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden und hofft, dass bald weitere Airlines – zumindest saisonal – zwischen den USA und Palma fliegen werden.

Mallorca will weg vom Alkohol-Image

Die jüngsten Entwicklungen passen auch sehr gut zur geänderten Strategie. Man will seit einigen Jahren weg vom „Sauf-Image“, das besonders vom wichtigsten Quellmarkt – Deutschland – geprägt war. Dieses Ziel beabsichtigt man über zahlreiche Restriktionen zu erreichen. Zum Beispiel ist das Motto „all inclusive = alles was du saufen kannst“ nicht mehr erlaubt. Die Hotels dürfen nur noch zu bestimmten Zeiten limitierte Mengen alkoholischer Getränke ausgeben. Auch sind „Eimerparties“, für besonders die Playa de Palma, mal bekannt war, nicht mehr in der ursprünglichen Form möglich. Das Preisniveau ist ebenfalls stark gestiegen, so dass das so genannte „Klientel“ verstärkt in Richtung Varna ausgewichen ist. Der Balearen-Tourismus will sich als Urlaubsort für Familien präsentieren und würde am Liebsten die „Saufurlauber“, mit denen man über Jahrzehnte viel Geld verdient hat, gar nicht mehr auf die Inseln, vorrangig Mallorca, lassen.

Der Wegfall der nun „nicht mehr so ganz erwünschten“ Touristen soll kompensiert werden, aber tunlichst nicht mit Gästen von Kreuzfahrtschiffen. Man will neue Märkte, die bislang kaum eine Rolle gespielt haben, erschließen. Mit den USA macht man den Anfang und Kanada hat man ebenfalls im Auge, denn bereits jetzt soll man eine nennenswerte Anzahl von Buchungen via Newark haben. Das wäre ausbaufähig und zumindest der Traum von Nonstopflügen ab Kanada nach Palma de Mallorca ist in den Köpfen der Touristik-Verantwortlichen verankert.

Derzeit sind die United-Airlines-Flüge erstmal nur saisonal angelegt. Aber mit Wünschen spart Tourismusdirektorin Lucía Escribano nicht, denn man wäre an United Airlines und andere Carrier, die sich für das „Nachahmen“ interessieren sollen, mit dem Wunsch herangetreten, dass man doch bitte im kommenden Jahr zumindest zwischen Mai und Ende Oktober fliegen solle. Heuer sollen die United-Flüge Ende September 2022 enden, jedoch ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn der Carrier kann sich vorstellen, dass bei anhaltendem Erfolg eine Verlängerung gegeben werden könnte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Redakteur dieses Artikels:

Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

Über den Redakteur

Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Werbung