USA: Pilotengewerkschaft warnt vor problematischen Trends in der Wartung

Wartungstechniker (Foto: Pandu Agus Wismoyo/Unsplash).
Wartungstechniker (Foto: Pandu Agus Wismoyo/Unsplash).

USA: Pilotengewerkschaft warnt vor problematischen Trends in der Wartung

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In den letzten Monaten ist es bei U.S.-amerikanischen Fluggesellschaften außergewöhnlich häufig zu Zwischenfällen, die zum Glück glimpflich verlaufen sind, jedoch potentiell gefährlich waren, gekommen. Die FAA hat United Airlines bereits unter verstärkte Aufsicht gestellt und nun warnt eine Pilotengewerkschaft.

Die Allied Pilots Association vertritt hauptsächlich Flugzeugführer, die für den American-Airlines-Konzern fliegen. In einem Memorandum warnt die Gewerkschaft davor, dass es im Bereich der Wartung bei U.S.-amerikanischen Fluggesellschaften zu „problematischen Trends“ gekommen wäre. Man bezieht sich dabei weder auf United Airlines, noch auf American Airlines oder ein anderes Luftfahrtunternehmen, denn nach Ansicht der Arbeitnehmervertreter soll es sich um eine generelle Problematik in der U.S.-amerikanischen Luftfahrt handeln.

Alles muss immer schneller gehen und punktuell steht zu wenig Personal zur Verfügung. Dies würde zu Flüchtigkeitsfehlern führen. Als Beispiel hierfür nennt die Allied Pilots Association, dass Techniker immer wieder ihre Werkzeuge in den Flugzeugen vergessen würden. Während dies zum Beispiel auf einem Pilotensitz absolut kein Problem wäre, sieht es beispielsweise bei einem vergessenen Hammer in einem Radkasten ganz anders aus. Dies könnte einen schwerwiegenden Unfall auslösen.

Problem sind nicht die Techniker, sondern die Arbeitsbedingungen

Die Gewerkschaft macht aber den Mechanikern selbst gar keinen Vorwurf, denn diese müssen immer mehr Flugzeuge in kurzer Zeit in Stand setzen und die Belegschaften scheinen recht dünn aufgestellt zu sein. Es wäre menschlich, dass man mal was liegen lässt oder vergisst, aber die eigentliche Problematik liege im System: Eigentlich sollte vor dem so genannten Release nochmals alles kontrolliert werden und würde man dies gewissenhaft machen, finde man auch vergessene Werkzeuge, sofern diese nicht versehentlich zum Beispiel hinter der Kabinenwand liegen geblieben ist. Die APA wirft vor, dass vor der Freigabe die finalen Checks schlampig durchgeführt würden. Möglicherweise stehe nicht genug Zeit zur Verfügung, so dass hoher Druck auf den Technikern liegt.

Auch kritisieren die Arbeitnehmervertreter, dass viele U.S.-amerikanische Fluggesellschaften die Zyklen von Routineinspektionen kreativ ausdehnen würden, so dass diese seltener vorgenommen würden. Dies wäre ein Sicherheitsrisiko, das laut APA zur Einsparung von Wartungskosten in Kauf genommen würde. Besonders kritisch sieht man den Umstand, dass nach längeren Wartungen die Dauer von Testflügen verkürzt würden oder aber diese komplett entfallen könnten, wenn die Maschine so schnell wie möglich wieder in den Flugdienst zurückgebracht werden soll.

Mechaniker vergessen Werkzeug auch am Vorfeld

Die Gewerkschaft warnt aber auch vor einem anderen Umstand: Flüchtigkeitsfehler von Mechanikern würden auch dazu führen, dass es auf den Rollfeldern zu Gefahrenstellen kommen würde. Es würde gerade an kleineren Airports, an denen es weniger Flugverkehr gibt, immer häufiger dazu kommen, dass technisches Personal Werkzeuge und sonstige Gegenstände rund um das Flugzeug liegen lässt oder aber sonst wo an vergisst oder verliert. Dies wäre insofern gefährlich, weil dadurch Maschinen beschädigt werden könnten. Auch könnte es im nahen Umfeld von Flugzeugen von Passagieren aufgesammelt und gegen die Besatzungen verwendet werden.

Allerdings räumt die APA auch ein, dass nicht nur das technische Personal Fehler macht, sondern auch die Piloten. Es komme immer wieder vor, dass auch diese etwaige Probleme mit dem Flugzeug falsch, unvollständig oder gar nicht dokumentieren würden. Insofern appelliert man auch an die Flugzeugführer, dass diese im Bereich der Dokumentation von Fehlern stets gewissenhaft arbeiten sollen und die Schnittstellen zur Technik nutzen sollen, um einen Beitrag zur ordentlichen Wartung der Flugzeuge leisten zu können.

Die APA-Gewerkschaft ist der Ansicht, dass United Airlines lediglich eine Art „Anlassopfer“ im Zusammenhang mit der verstärkten Aufsicht durch die FAA ist. Es könnte genauso gut American Airlines oder jeder beliebige andere U.S.-Carrier sein, denn es gäbe auch hier so einiges an Verbesserungsbedarf. Die jüngsten United-Vorfälle, beispielsweise den Verlust eines Rades einer B777-200 kurz nach dem Start, führt man auf Fehler in der Wartung, die Teil eines „problematischen Trends“ sein sollen, zurück. Dies hätte aus der Sicht der Pilotengewerkschaft jeden anderen U.S.-Carrier treffen können.

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