Nach Wochen der Unsicherheit und Sorge in der amerikanischen Tourismusbranche scheint sich die Lage zu entspannen: Die Vereinigten Staaten von Amerika, das wichtigste Fernreiseziel für deutsche Touristen, verzeichnen wieder mehr Zuspruch, ungeachtet der kontroversen Politik von Präsident Donald Trump.
Dies zeigen die jüngsten Zahlen des National Travel and Tourism Office (NTTO) sowie Berichte deutscher Reiseveranstalter. Während im März 2025 noch ein überdurchschnittliches Minus von über 28 Prozent im deutschen Markt zu verzeichnen war, stiegen die Ankünfte im April desselben Jahres nach NTTO-Angaben um fast 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die späten Osterferien spielten hierbei eine Rolle. Parallel dazu hat sich die Popularität Kanadas als Reiseziel rasant entwickelt, was bei Spezialisten und großen Reiseveranstaltern gleichermaßen für Belebung sorgt. Dennoch sehen die Akteure keine Veranlassung für grundlegende strategische Änderungen, da der sogenannte „Trump-Effekt“ als von begrenzter Dauer eingeschätzt wird.
Ein Blick auf die Zahlen: Erholung nach turbulentem Frühjahr
Die Dynamik im internationalen Reiseverkehr ist stets von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Im Falle der Vereinigten Staaten schienen politische Entwicklungen unter der Präsidentschaft Donald Trumps anfänglich eine spürbare Zurückhaltung bei deutschen Reisenden verursacht zu haben. Die vom National Travel and Tourism Office (NTTO) veröffentlichten Zahlen lieferten im Frühjahr 2025 zunächst Anlaß zur Sorge. Insbesondere der Monat März zeigte mit einem Rückgang von über 28 Prozent bei den deutschen Ankünften ein alarmierendes Signal für die amerikanische Tourismuswirtschaft. Diese Entwicklung war überdurchschnittlich negativ und deutete auf eine ausgeprägte Verunsicherung hin.
Doch die Lage scheint sich rasch gewandelt zu haben. Der April 2025 brachte eine deutliche Trendwende: Die Ankünfte aus Deutschland lagen nach NTTO-Angaben fast 15 Prozent über dem Vorjahr. Diese Erholung ist bemerkenswert und deutet darauf hin, daß die ursprüngliche Zurückhaltung einer Normalisierung des Reiseverhaltens weicht. Auch die Rückmeldungen von großen deutschen Reiseveranstaltern, wie sie von touristik aktuell befragt wurden, bestätigen diese positiven Zuwächse in jüngster Zeit. Es muß jedoch eingeräumt werden, daß die Verschiebung der Osterferien in diesem Jahr eine Rolle bei den April-Zahlen gespielt haben könnte. Da die Osterferien 2025 vergleichsweise spät lagen, konzentrierten sich möglicherweise mehr Reisebuchungen und -antritte auf diesen Monat, was den Anstieg zusätzlich beflügelte. Ungeachtet dieses Kalendereffektes ist die positive Entwicklung ein wichtiges Signal für die amerikanische Tourismusbranche und ihre Partner in Deutschland.
Der „Trump-Effekt“: Verunsicherung und Realität der Einreisebestimmungen
Die Präsidentschaft Donald Trumps hat von Beginn an eine weltweite Debatte ausgelöst, die auch den Reiseverkehr nicht unberührt ließ. Die sogenannte „Travel Ban“-Politik, die Einreisebeschränkungen für Bürger bestimmter mehrheitlich muslimischer Länder vorsah, sowie die generelle Rhetorik der Administration führten zu einer spürbaren Verunsicherung bei potentiellen Reisenden. Diese Unsicherheit manifestierte sich in Deutschland, einem der wichtigsten Herkunftsmärkte für den US-Tourismus, besonders stark. Vorkommnisse wie vereinzelt gemeldete Inhaftierungen und Abschiebungen von Reisenden, die in den Medien für Schlagzeilen sorgten, verstärkten die Skepsis und nährten Ängste vor unliebsamen Überraschungen bei der Einreise.
Susanne Schmitt, die Präsidentin des Visit USA Committee (Vusa) in Deutschland, äußert sich im Gespräch mit touristik aktuell zu dieser Entwicklung. Sie ist der Auffassung, daß der „Trump-Effekt“, ähnlich wie bereits bei seiner ersten Präsidentschaft, „eine begrenzte Lebensdauer hat“. Als „Hauptursache“ für die anfängliche Zurückhaltung identifiziert sie die „große Verunsicherung zum Thema Einreise, die durch intensive und teilweise voreingenommene Berichterstattung befeuert wurde“. Dies unterstreicht die Macht der medialen Wahrnehmung und der Gerüchtebildung im Reisegeschäft. Schmitt betont jedoch, daß sich an den fundamentalen Einreisebestimmungen „so gut wie nichts geändert“ habe. Tatsächlich sind die Voraussetzungen für die Einreise in die Vereinigten Staaten für die meisten deutschen Staatsbürger, die im Rahmen des Visa Waiver Programms reisen, unverändert geblieben. Eine gültige elektronische Reisegenehmigung (ESTA) ist weiterhin die Grundvoraussetzung. Die amerikanische Botschaft in Berlin und die Konsulate haben ebenfalls immer wieder betont, daß die Regelungen für die meisten Touristen unverändert sind.
Langfristige Planung im Nordamerika-Geschäft: Stabilität durch Frühbucher
Ein wesentlicher Faktor, der vielen Reiseveranstaltern im Nordamerika-Geschäft eine gewisse Gelassenheit verleiht, ist die generell lange Vorausbuchungszeit für Reisen in diese Region. Insbesondere bei Fernreisen tendieren Kunden dazu, ihre Urlaube weit im Voraus zu planen und zu buchen, um von Frühbucherrabatten zu profitieren und die gewünschten Flüge und Unterkünfte zu sichern. Dies bedeutet, daß ein Großteil des Geschäfts für das laufende Jahr 2025 bereits im Kasten ist und weniger anfällig für kurzfristige Störungen ist.
Tilo Krause-Dünow, der Chef von Canusa und Vusa-Vize, bestätigt diese Einschätzung: „Es sind 80 Prozent der prognostizierten Reisen schon gebucht.“ Er rechnet für das laufende Jahr mit einem stabilen Ergebnis für sein Unternehmen. Ähnliche Töne kommen von Mitbewerber America Unlimited. Annica Grosche, Produktchefin des Unternehmens, bestätigt, daß „die starke Nachfrage aus 2024 – vor allem durch Frühbucher – die Bilanz stabilisiert“ habe. Dies zeigt, daß die Treue der deutschen Kunden zu Nordamerika als Reiseziel trotz politischer Turbulenzen hoch ist und die langfristigen Buchungstrends eine solide Basis für die Veranstalter bilden. Die Erfahrungen aus früheren Zeiten, in denen beispielsweise der 11. September 2001 oder die Finanzkrise den Reiseverkehr beeinflussten, haben die Reiseveranstalter gelehrt, auf die langfristigen Trends und die Bedeutung von Frühbuchungen zu setzen.
Kanada als Parallelentwicklung: Steigende Beliebtheit und stabile Strategien
Zur Wahrheit gehört jedoch auch, daß die Beliebtheit des Nachbarn Kanadas parallel zur anfänglichen Zurückhaltung in Sachen USA rapide gestiegen ist. Dieses Phänomen ist nicht nur bei Reisespezialisten für Nordamerika zu beobachten, sondern auch bei großen Veranstaltern wie Dertour und TUI, die eine deutliche Belebung des Geschäfts mit Kanada verzeichnen. Das „Ahornblatt-Land“ profitiert von seinem Image als weltoffenes, tolerantes und gastfreundliches Land, das im Kontrast zu den politischen Debatten in den USA stehen mag. Kanadas unberührte Natur, pulsierende Städte und vielfältige Kultur locken zunehmend mehr deutsche Besucher an.
Trotz dieser erfreulichen Entwicklung sehen die großen Reiseveranstalter derzeit keine Veranlassung, über untersaisonale Anpassungen hinaus mehr Kapazitäten für Kanada einzukaufen. Dies deutet darauf hin, daß die Zuwächse zwar erfreulich sind, aber nicht zu einer grundlegenden Verschiebung der strategischen Ausrichtung führen. Auch das Reiseland Kanada selbst sieht keinen unmittelbaren Handlungsbedarf für eine radikale Strategieänderung. Barbara Ackermann, Deutschland-Chefin von Destination Canada, erklärt im ta-Interview zwar, daß man die Situation in den USA durchaus als „zusätzliche Chance“ sehe, „die Aktivitäten in Deutschland und anderen internationalen Märkten zu verstärken“. Sie betont jedoch: „Aber wir werden jetzt nicht grundsätzlich unsere Strategie ändern.“ Kanadas Tourismuswerber konzentrieren sich „weiterhin auf die Märkte, in denen die Marke Kanada stark ist“, da das Land von jeher den Ruf genießt, freundlich, tolerant und einladend zu sein. Dies zeigt ein Vertrauen in die eigene, etablierte Markenidentität und die Fähigkeit, Reisende unabhängig von politischen Entwicklungen im Nachbarland anzuziehen.
Ausblick: Eine Normalisierung im transatlantischen Reiseverkehr?
Die aktuellen Entwicklungen im transatlantischen Reiseverkehr deuten auf eine Normalisierung hin, nachdem politische Debatten und Unsicherheiten die Nachfrage zeitweise beeinflußt hatten. Die Erholung der USA-Buchungen und die anhaltende Stärke Kanadas zeigen die Attraktivität Nordamerikas als Ganzes für deutsche Reisende. Obwohl der sogenannte „Trump-Effekt“ als von begrenzter Dauer eingeschätzt wird, unterstreicht er die Sensibilität des Tourismussektors gegenüber politischen Entwicklungen und der öffentlichen Wahrnehmung.
Für die Zukunft wird entscheidend sein, wie sich die politische Landschaft in den USA weiterentwickelt und ob die Einreisebestimmungen für Touristen langfristig stabil bleiben. Die Reiseveranstalter werden weiterhin auf eine Mischung aus bewährten Strategien, wie der Frühbucherbindung, und flexiblen Anpassungen an die Marktdynamik setzen müssen. Die Stärke der nordamerikanischen Reiseziele, kombiniert mit gezielten Marketinganstrengungen und einer klaren Kommunikation bezüglich der Einreisebestimmungen, wird dazu beitragen, das Vertrauen der Reisenden zu festigen und das Wachstum in dieser wichtigen Region fortzusetzen. Eine langfristige, positive Entwicklung hängt auch von der globalen Wirtschaftslage und dem allgemeinen Reisevertrauen ab.