Verspätungen und Streichungen sind wohl das größte Ärgernis, das Fluggesellschaften ihren Passagieren fabrizieren können. Das Fluggastrechteportal Airhelp stellte fest, dass viele Airlines trotz reduziertem Flugbetrieb wieder in alte Muster verfallen.
Im Mai 2019 waren mehr als 2,8 Millionen Fluggäste von Flugausfällen oder Verspätungen betroffen. Ob es trotz Corona und den damit verbundenen Einschränkungen in diesem Jahr ähnlich aussieht, hat AirHelp untersucht. Dafür hat die Organisation für Fluggastrechte die aktuellen Flugdaten von Mai 2021 analysiert und mit den Statistiken aus 2019 verglichen. Wie die Analyse zeigt, müssen Reisende auch dieses Jahr wieder mit Problemen rechnen. Bei einer Kennziffer befinden sich die Airlines sogar auf dem gleichen Niveau wie 2019.
Dass die Reisebranche gerade erst wieder Fahrt aufnimmt, zeigt der Blick auf die Anzahl an Flügen. Mit rund 16.000 Flügen heben weltweit aktuell fünfmal weniger Flugzeuge ab als noch vor zwei Jahren. Das spiegelt sich in der Folge auch in der Summe der Passagiere wider, die von Verspätungen und Ausfällen betroffen sind. Während im Mai 2019 mehr als 2,8 Millionen Passagiere ihr Ziel nicht wie geplant erreichen konnten, waren es vergangenen Monat rund 151.000 Personen. Im Vergleich zu der Anzahl der gesamten Passagiere sind dies jedoch 12,6 Prozent. Das bedeutet, dass im Mai 2021 mehr als jeder achte Fluggast von Verspätungen oder Ausfällen betroffen war.
“Mit dem Wiederaufleben des Reisebetriebs kehren auch die Flugprobleme zurück. Zunächst könnte man dabei annehmen, dass hier eine Verbesserung in Sicht ist, denn 2019 waren 28 Prozent aller Passagiere von Problemen betroffen. Mit einem Anteil von aktuell 13 Prozent hätten sich die Verspätungen und Ausfälle also halbiert. Der Schein trügt jedoch, da die Airlines derzeit nur ein Fünftel ihrer eigentlichen Kapazitäten abrufen. Wir rechnen daher damit, dass sich die Flugprobleme weiter häufen, je näher wir dem Normalbetrieb kommen”, kommentiert Christian Leininger, Rechtsexperte bei AirHelp.
Die Airlines verschulden fast die Hälfte aller schwerwiegenden Flugprobleme
Die Untersuchung von AirHelp zeigt, dass im Mai 2019 wie auch in 2021 jeder zweite Fluggast, der von einer Verspätung von mehr als drei Stunden oder einem Flugausfall betroffen war, einen Anspruch auf Entschädigung haben könnte. Das bedeutet, dass 50 Prozent der schwerwiegenden Flugprobleme von Airlines verursacht wurden – beispielsweise durch technische Probleme oder Personalmangel – und nicht die pandemiebedingten Maßnahmen oder außerordentliche Umstände daran schuld waren. Vor zwei Jahren waren 124.700 von insgesamt rund 221.700 Fluggästen von Problemen der Airlines betroffen. In diesem Mai mussten bereits 5.000 von 8.300 Passagieren mit mindestens dreistündigen Verspätungen oder Ausfällen kämpfen, die von Fluggesellschaften verursacht wurden.
„Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass alle Verspätungen und Ausfälle, die in diesen Tagen auftreten, das Ergebnis der Pandemie und der Reisebeschränkungen sind. Wie unsere Daten zeigen, sind die Airlines gerade bei den besonders schwerwiegenden Flugproblemen häufig selbst dafür verantwortlich. Da der Flugverkehr wieder zunimmt, raten wir allen Passagiere, die ihren Sommerurlaub planen, sich über ihre Rechte zu informieren. Denjenigen, die seit der Pandemie, aber auch innerhalb der letzten drei Jahre von Flugausfällen betroffen waren, empfehlen wir zu prüfen, ob die erlittenen Probleme zu einer Entschädigung durch die Fluggesellschaft berechtigen könnten. Bei AirHelp haben wir alle Ressourcen, um Passagiere über ihre Rechte zu informieren und auch zu prüfen, ob die erlebten Probleme zu einer Entschädigung führen könnten”, ergänzt Christian Leininger.