Widerøe-Übernahme durch Norwegian: Wettbewerbsbehörde hat massive Bedenken

Widerøe-Übernahme durch Norwegian: Wettbewerbsbehörde hat massive Bedenken

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Der Billigflieger Norwegian Air Shuttle beabsichtigt die Regionalfluggesellschaft Widerøe zu übernehmen. Norwegens Wettbewerbsbehörde sieht das Vorhaben aber kritisch und zieht sogar die Untersagung des Zusammenschlusses in Erwägung. 

Widerøe ist im Inlandsverkehr stark vertreten und verbindet viele ländliche Regionen miteinander oder aber mit größeren Städten und/oder der Hauptstadt Oslo. Auch Norwegian unterhält einige Domestic-Strecken, jedoch ist man auf besonders kleinen Airports nicht präsent. Dies ist das Kerngeschäft von Widerøe, die man übernehmen will. Abgesehen von wenigen kleinen Anbietern gibt es im Inlandsverkehr nur noch SAS, die jedoch schon seit vielen Jahren schleichend auf dem Rückzug ist. 

Die norwegische Wettbewerbsbehörde zeigt sich besorgt darüber, dass eine Übernahme von Widerøe durch Norwegian zu einem faktischen Zusammenschluss führt und sich die Anbietervielfalt abermals reduzieren würde. Konkret nennt man, dass dann nur noch Norwegian (inklusive Widerøe) und SAS übrigbleiben würden. Die wenigen Nischenstrecken, die von Kleinstanbietern bedient werden, wären fast nicht nennenswert. 

Behörde rechnet mit steigenden Ticketpreisen 

Die Wettbewerbshüter gehen davon aus, dass eine solche Konsolidierung besonders auf jenen Routen, auf denen es momentan verschiedene Anbieter gibt, zu weniger Flügen, die dann teurer verkauft werden, führen könnte. Man befürchtet explizit, dass nach der Übernahme kräftig an der Preisschraube gedreht werden könnte. Dieser Gedanke ist nicht abwegig, denn im europäischen Vergleich haben viele Übernahmen und Fusionen, aber nicht alle, mittelfristig zu höheren Ticketpreisen geführt. Selbstredend: Hauptsächlich betroffen waren Strecken, auf denen es keienn Wettbewerb, sondern nur einen Alleinanbieter gibt. 

Behördenleiterin Tina Soereide sagte unter anderem, dass die geplante Übernahme von Widerøe durch Norwgeian Air Shuttle zur Schwächung des Wettbewerbs führen könnte. In weiterer Folge wären die Passagiere dann mit weniger Angebot zu höheren Preisen konfrontiert. Wenn nur noch ein Konkurrent, also SAS, als nennenswerter Konkurrent übrigbleiben würde, dann wäre es sehr einfach höhere Preise auf dem Markt durchzusetzen. Man ist dazu geneigt, dass die Transaktion untersagt werden könnte. Dagegen könnten die beiden Fluggesellschaften dann klagen, was ein langwieriges Verfahren zur Folge hätte. 

Im Juli 2023 hatte Norwegian Air Shuttle kommuniziert, dass man den Mitbewerber Widerøe kaufen wird. Das Vorhaben wurde zur Prüfung an die Wettbewerbsbehörde, die nun massive Bedenken äußerst, eingereicht. Bereits vor ein paar Wochen wurde bekannt, dass ein vertieftes Prüfverfahren eingeleitet wurde. Norwegian gibt sich noch zuversichtlich, dass man hoffentlich noch vor Jahresende 2023 grünes Licht bekommt. Die vorläufige Entscheidung dürfte dem Carrier aber dennoch einen Dämpfer versetzt haben. 

Fluggesellschaften wollen Bedenken ausräumen 

Widerøe erklärte in einer ersten Reaktion, dass die Übernahme durch Norwegian wichtig wäre, um dauerhaft den Anschluss ländlicher Gebiete sicherstellen zu können. Beide Unternehmen sind zwar über die vorläufige Entscheidung enttäuscht, geben sich jedoch zuversichtlich, dass mit Hilfe von Zugeständnissen eine Freigabe erreicht werden kann. 

Argumentiert wird auch damit, dass Norwegian in den letzten Jahren wegen dem Insolvenzverfahren zunächst stark geschrumpft ist. Man befindet sich zwar wieder auf Wachstumskurs, aber im direkten Vergleich mit anderen Airline-Konzernen ist man auf dem europäischen Markt ein eher kleiner Player. Noch kleiner ist die Regionalfluggesellschaft Widerøe, die man übernehmen will. Weiters argumentiert man damit, dass das “gemeinsame” Streckennetz 107 Routen umfassen würde und lediglich auf fünf Stück würde man im Wettbewerb stehen. Aufgrund bislang unterschiedlicher Geschäftsmodelle würde es keine weiteren Überschneidungen geben. 

Nun haben Widerøe und Norwegian Air Shuttle bis zum 8. Dezember 2023 Zeit der norwegischen Wettbewerbsbehörde Stellungnahmen zu übermitteln. Auch können diese Beweismittel vorlegen, mit denen der Standpunkt untermauert werden kann. Allerdings können auch Konkurrenten schriftliche Eingaben tätigen. Davon machen bei vergleichbaren Verfahren immer wieder andere Fluggesellschaften Gebrauch. Das Amt hat angekündigt, dass die endgültige Entscheidung, gegen die im Bedarfsfall geklagt werden kann, bis 3. Jänner 2024 verkündet werden soll. 

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