Die irische Ryanair Group feilt bereits intensiv am Flugplan ab Wien. Auf vielen Routen sind bereits Veränderungen ersichtlich. Unter den Flugnummern der Tochter Lauda, die am Freitag nahezu alle österreichischen Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet hat, kommen nun Malta Air, Buzz und Ryanair als Wetlease-Partner zum Einsatz. Ob es langfristig auch zu einer Umstellung der Flugnummern kommen wird, ist unklar.
Ersichtlich ist auch, dass auf vielen Routen der Flugzeugumlauf umgedreht wurde. Palma de Mallorca wird künftig nicht mehr mit in Wien stationierten Maschinen bedient, sondern es kommen Ryanair wird diese Strecke ab der Mittelmeerinsel bedienen. Selbiges gilt beispielsweise auch für Luqa, nur kommen hier Flugzeuge von Malta Air zum Einsatz. Ein Novum ab Wien ist, dass es auch zu „echten“ Malta-Air-Flügen kommen wird, denn beispielsweise nach Dortmund und Rimini ist das Angebot zumindest teilweise unter AL-Flugnummern, also Malta Air geladen. Waren vergangene Woche noch auf solchen Routen Maschinen des Typs A320 in den Systemen hinterlegt, so scheinen nun Airbus A320 auf. Das „Umdrehen“ der Routen ist bereits auf fast allen Routen ersichtlich, auf denen Ryanair, Malta Air oder Buzz auf der „anderen Seite“ eine Basis unterhalten. Wo das nicht der Fall ist, sind Boeing 737-800, betrieben von Ryanair, hinterlegt. Beispiele hierfür sind Tel Aviv und Beirut. Derzeit wird das Angebot also als Lauda, operated by Ryanair bzw. Malta Air verkauft.
Ein Sonderfall ist die Strecke nach Warschau-Modlin. Diese wird unter den Flugnummern von Ryanair und Buzz angeboten. Auf dieser Route waren zu keinem Zeitpunkte Flugzeuge von Lauda eingeplant, jedoch vermarktete man die Strecke in Medienmitteilungen durchaus als „neue Lauda-Strecke“.
Die bevorstehenden Umwälzungen im Flugangebot der Ryanair Group ab Wien haben auch Auswirkungen auf diverse Strecken. So werden zum Beispiel Stuttgart und Beirut nicht Anfang Juli wiederaufgenommen, sondern sind erst wieder im August 2020 buchbar. Stuttgart dürfte insofern interessant werden, da es dort eine Lauda-Basis gibt. Die Entwicklungen der nächsten Wochen werden dann zeigen, ob diese Strecke wegfallen wird, ob die Route von der Lauda-Basis Stuttgart bedient wird oder ob Ryanair, Buzz oder Malta Air zum Einsatz kommen werden.
Auch bei der Ryanair-Basis Wien gab es Druck
Zwar sollen die Lauda-Flugzeuge auf die Bases Düsseldorf, Stuttgart und Palma de Mallorca ausgeflogen werden, doch stehen erhebliche Veränderungen an. In einem vorliegenden internen Rundschreiben ist auch die Rede davon, dass die Möglichkeit besteht, dass Lauda die Corona-Krise nicht überleben könnte. Tritt dieser Fall ein, so hätte dies massive Auswirkungen auf die in Spanien und Deutschland beschäftigten Mitarbeiter. Auch wird derzeit die Option geprüft, dass Lauda künftig nur noch als reiner ACMI-Operator für die Ryanair-Konzernschwestern unterwegs sein könnte. Ähnliches praktiziert bereits die polnische Fluggesellschaft Buzz.
Ryanair betonte wiederholt, dass die Präsenz in Wien bestehen bleibt und Konzernchef Michael O’Leary kündigte gar eine wesentlich aggressivere Expansion an, doch fast unbemerkt von der Aufmerksamkeit, die Lauda in den letzten Tagen auf sich zog, kam es auch bei der Ryanair-DAC-Basis Wien zu hartem Druck. Innerhalb kurzer Frist wurden das über eine Leiharbeitsfirma beschäftigte Personal zur Unterfertigung eines neuen Arbeitsvertrags, der bis zu 20 Prozent weniger Lohn vorsieht, gedrängt. Dem Vernehmen nach wurde damit gedroht, dass bei Nichtunterfertigung das Dienstverhältnis nicht fortgesetzt wird und die Konzernschwester Malta Air sämtliche Flüge übernehmen könnte.