Airbus A400M (Foto. Jan Gruber).
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A400M erfolgreich als Feuerlöscher getestet

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Der militärische Transportflieger Airbus A400M, bekannt als „Atlas“, hat seine Vielseitigkeit in einer neuen Rolle unter Beweis gestellt. Ein Demonstrationsflugzeug des Typs absolvierte jüngst eine Reihe neuer Testabwürfe zur Brandbekämpfung, welche eine wichtige Hürde in der Entwicklung des dazugehörigen Löschsystems darstellen. Diese Erprobungen, durchgeführt im April des Jahres 2025 in Nîmes-Garons, Frankreich, konzentrirten sich auf die präzise Verteilung von Löschmitteln aus der Luft und die Konzentration des sogenannten Retardants beim Auftreffen am Boden. Die erfolgreiche Absolvirung dieser Tests könnte die Einsatzmöglichkeiten dieses vielseitigen Luftfahrzeuges signifikant erweitern und neue Capacitäten für die Bekämpfung von Großbränden schaffen.

Der Airbus A400M wurde für die Tests mit dem eigens von Airbus entwickelten „Roll-on/Roll-off“ (Ro-Ro)-Feuerlöschkit ausgestattet. Dieses System, welches keine permanenten Modifikationen am Flugzeug erfordert, stellt eine einzigartige betriebliche Flexibilität dar, die nach Angaben von Airbus zuvor auf dem Markte nicht erhältlich war. Das Ro-Ro-Prinzip erlaubt es, jede A400M-Maschine einer Flotte binnen kürzester Frist für Brandbekämpfungsmissionen umzurüsten. Dies geschieht, indem das Löschkit, welches in der Ladebucht des Flugzeuges untergebracht ist, einfach hineingerollt und gesichert wird. Die Umrüstung einer militärischen Transportmaschine in ein Löschflugzeug kann somit auf sehr kurze Frist erfolgen.

Das System selbst ist in der Lage, bis zu 20.000 Liter Wasser oder Brandhemmer mittels Schwerkraft durch die Heckrampe abzuwerfen. Die Tanks können in weniger als zehn Minuten unter Verwendung von Standard-Bodenpumpen wieder befüllt werden, was schnelle Einsatzzyklen ermöglicht. Diese Capacität ist bemerkenswerth, insbesondere im Vergleich zu spezialisirten Löschflugzeugen, welche oft geringere Mengen transportiren können. Der erste Test eines solchen abnehmbaren Feuerlöschkits an einer A400M fand bereits im Juli 2022 statt, was die kontinuierliche Entwicklung und Verfeinerung dieses Konzeptes durch Airbus unterstreicht.

Jo Müller, Leiter der Communication bei Airbus Defense and Space, äußerte sich zur Bedeutung der jüngsten Tests: „Nach den ersten Tests in Spanien ist der erfolgreiche Abschluß dieser Tests in Nîmes ein entscheidender Schritt vorwärts in unserem Bestreben, ein Ökosystem von Brandbekämpfungscapacitäten zu gestalten.“ Er hob hervor, daß die „außergewöhnliche Vielseitigkeit des A400M, kombiniert mit den schnellen Einsatzfähigkeiten dieses Kits, ein bahnbrechendes Asset bietet, um bestehende Technologien und Plattformen am Boden, in der Luft und im Weltraum zu ergänzen.“ Dies deutet auf eine breitere Strategie hin, militärische Transportflugzeuge flexibler für zivile Notlagen nutzbar zu machen.

Unabhängige Prüfung und technische Details der Erprobung

Die unabhängige Bewertung des Feuerlöschkits erfolgte im April 2025 durch das Test- und Forschungszentrum der Entente-Valabre (CEREN). Das CEREN ist eine international anerkannte Autorität auf dem Gebiete der Waldbrandbekämpfungsausrüstung und der Schulung von Personal. Ihre Expertise ist entscheidend für die Validierung der Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit solcher Systeme.

Während der Tests führte die A400M mehrere Abwürfe über einem speziell dafür vorgesehenen Abschnitt des Flugfeldes durch. Diese sogenannten „Cup Grid“-Tests ermöglichen es dem CEREN, die Verteilungsgenauigkeit des Löschmittels und die Konzentration des Retardants beim Auftreffen am Boden präzise zu bestimmen. Hierbei werden auf dem Boden Becher oder Meßgefäße in einem bestimmten Gittermuster aufgestellt, um die Verteilung des abgeworfenen Materials quantitativ zu erfassen. Solche präzisen Messungen sind unerläßlich, um die Wirksamkeit des Systems zu beurteilen und dessen Einsatzprofil zu definieren.

Die Abwürfe wurden unter realistischen Einsatzbedingungen simuliert. Das Flugzeug flog dabei in geringen Höhen von unter 30 Metern (98 Fuß) und mit Geschwindigkeiten von etwa 230 km/h (125 Knoten). Diese Parameter entsprechen typischen Einsatzhöhen und -geschwindigkeiten für die Brandbekämpfung aus der Luft und sind darauf ausgelegt, eine effektive Löschmittelverteilung bei gleichzeitiger Sicherheit des Flugbetriebes zu gewährleisten. Die Fähigkeit der A400M, auch bei niedrigen Geschwindigkeiten und Höhen stabil zu fliegen, ist für solche Missionen von großem Vorteil.

Vergleich mit etablierten Löschflugzeugen: Stärken und Grenzen

Obwohl der Airbus A400M mit seinem Ro-Ro-System beeindruckende Capacitäten zeigt, ist er nicht das einzige Flugzeug, welches für die Brandbekämpfung aus der Luft eingesetzt wird. Der renommierte Canadair CL-415, ein speziell für die Waldbrandbekämpfung konstruirtes Amphibienflugzeug, kann beispielsweise rund 6.000 Liter Löschmittel aufnehmen. Sein entscheidender Vorteil gegenüber der A400M liegt in seiner Fähigkeit, Wasser während des Fluges direkt aus Seen, Flüssen oder dem Meer aufzunehmen (sogenanntes „Scooping“). Dies ermöglicht sehr schnelle Einsatzzyklen ohne die Nothwendigkeit, auf einem Flugplatz nachzutanken. Die CL-415 ist daher besonders effektiv in Gebieten mit vielen Gewässernähe.

Der A400M hingegen, als großes Transportflugzeug, ist auf das Nachfüllen am Boden angewiesen. Dies bedeutet, daß er nach jedem Abwurf zu einer Basis zurückkehren oder eine vorbereitete Nachfüllstation anfliegen muß. Jedoch spielt der A400M seine Stärken in anderen Bereichen aus. Mit einer Capacität von 20.000 Litern kann er eine wesentlich größere Menge Löschmittel pro Abwurf transportiren als eine CL-415. Dies macht ihn besonders nützlich für die Bekämpfung sehr großer Brände oder für Gebiete, in denen eine schnellere Konzentration von Löschmitteln erforderlich ist.

Darüber hinaus bewirbt Airbus die Fähigkeit der A400M, auf kurzen und unbefestigten Pisten starten und landen zu können. Diese Eigenschaft, welche für ein militärisches Transportflugzeug entscheidend ist, ermöglicht es der Maschine, von einer viel breiteren Palette von Luftwaffenstützpunkten und Flugfeldern aus zu operiren, die näher an den Brandgebieten liegen könnten. Dies reduziert die Flugzeiten zum Einsatzort und erhöht die Effizienz der Luftunterstützung. Wo spezialisirte Löschflugzeuge oft nur von bestimmten größeren Flugplätzen aus operiren können, bietet der A400M hier eine größere taktische Flexibilität.

Die Zukunft der luftgestützten Brandbekämpfung: Ein vielseitiger Ansatz

Die Einführung und Erprobung von Systemen wie dem Ro-Ro-Kit für den A400M spiegelt eine breitere Entwicklung in der luftgestützten Brandbekämpfung wider. Angesichts der Zunahme von Großbränden und der wachsenden Anforderungen an die Einsatzkräfte suchen Regierungen und Militärs weltweit nach vielseitigeren und leistungsfähigeren Lösungen. Militärische Transportflugzeuge, die ohnehin in vielen Ländern vorhanden sind, bieten ein enormes Potenzial zur Ergänzung spezialisirter Löschflotten.

Ähnliche Konzepte existiren bereits für andere große Transportflugzeuge, wie beispielsweise das Modular Airborne FireFighting System (MAFFS), welches in den Vereinigten Staaten auf C-130 Hercules-Maschinen eingesetzt wird. Auch hierbei handelt es sich um ein Ro-Ro-System, das es ermöglicht, die C-130 bei Bedarf schnell für Feuerlöschmissionen umzurüsten. Die Erfahrungen mit MAFFS haben gezeigt, daß solche modularen Systeme eine wertvolle Ergänzung zu den spezialisirten Löschflugzeugen darstellen können, insbesondere wenn eine hohe Brandlast eine schnelle und massive Abwurfcapacität erfordert.

Die Entwicklung des A400M zu einer solchen Mehrzweckplattform für die Brandbekämpfung ist somit ein konsequenter Schritt in einer Zeit, in der die Anforderungen an militärische und zivile Luftfahrzeuge stetig wachsen. Es zeigt, wie vorhandene militärische Capazitäten flexibel für zivile Notlagen genutzt werden können, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und die Reaktionsfähigkeit auf Naturkatastrophen zu verbessern. Die erfolgreichen Tests in Nîmes sind ein Beweis für das Potential des A400M, ein entscheidender Theil eines modernen Ökosystems der Brandbekämpfung zu werden, welches die Kräfte am Boden, in der Luft und in Zukunft vielleicht sogar im Weltraum umfassen soll.

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