Die größte russische Fluggesellschaft, Aeroflot, plant den Kauf von fünf gebrauchten Boeing-737-800BCF-Frachtflugzeugen, um die Ersatzteilversorgung ihrer bestehenden Flotte sicherzustellen.
Diese Entscheidung markiert einen weiteren pragmatischen Schritt der Airline inmitten der Herausforderungen, die sich aus den anhaltenden internationalen Sanktionen gegen Russland ergeben. Der Kauf der Flugzeuge, die ursprünglich von der Volga-Dnepr-Tochter Atran Airlines betrieben wurden, soll die Funktionsfähigkeit der Aeroflot-Flotte und insbesondere der 737-Maschinen der Tochtergesellschaft Pobeda Airlines sicherstellen.
Ersatzteile statt Flugbetrieb
Die geplanten Transaktionen zielen nicht darauf ab, die fünf Frachtflugzeuge wieder für den Passagier- oder Frachttransport einzusetzen. Stattdessen sollen die Maschinen als Ersatzteilquelle dienen, um die Wartung und Instandhaltung der bestehenden 42 Boeing 737-800 von Pobeda Airlines zu gewährleisten. Diese Flugzeuge spielen eine zentrale Rolle im Inlandsflugnetz von Aeroflot und auf internationalen Strecken zu Zielen wie der Türkei und Dubai.
Aeroflot verfolgt damit eine Strategie, die bereits seit Beginn der Sanktionen nach dem Ukraine-Konflikt im Jahr 2022 etabliert wurde: Der Rückgriff auf gebrauchte Flugzeuge und die Ausschlachtung älterer Modelle, um den Betrieb westlicher Flugzeuge wie Boeing und Airbus aufrechtzuerhalten.
Hintergrund des Deals
Die fünf fraglichen Boeing-737-800BCF-Flugzeuge sind derzeit auf den Bermudas registriert, ihre Lufttüchtigkeitszeugnisse wurden jedoch im Zuge der Sanktionen entzogen. Die Maschinen, die ursprünglich Passagierflugzeuge waren, wurden später zu Frachtflugzeugen umgebaut und von der Volga-Dnepr-Gruppe genutzt. Aufgrund von Leasingkündigungen und Übertragungen an Versicherungsunternehmen liegen die Rechte an diesen Maschinen derzeit bei Versicherern, mit denen Aeroflot Verhandlungen aufgenommen hat.
Laut Berichten russischer Medien und Expertenmeinungen hat Aeroflot bessere Chancen, einen Kaufabschluss zu erzielen als Atran Airlines, da diese Tochtergesellschaft der Volga-Dnepr-Gruppe weitgehend inaktiv ist.
Die Flugzeuge haben aufgrund ihres Alters von durchschnittlich 22 Jahren einen geschätzten Marktwert von acht bis neun Millionen Dollar. Der Erwerb solcher Flugzeuge zur Ersatzteilbeschaffung gilt als kosteneffizient im Vergleich zum Import neuer Teile, die aufgrund der Sanktionen nur schwer zu beschaffen sind.
Herausforderungen durch Sanktionen
Die internationalen Sanktionen haben die russische Luftfahrtbranche dazu gezwungen, innovative und unkonventionelle Methoden zur Flottenwartung zu entwickeln. Aeroflot hat in der Vergangenheit Flugzeuge wie den Airbus A350 für Ersatzteile ausgeschlachtet. Parallel dazu hat das russische Unternehmen Rosatom die Nachproduktion von Teilen für westliche Flugzeugmodelle übernommen. Die Herstellung eigener Ersatztriebwerksteile und die Erweiterung inländischer Leasingoptionen sind weitere Maßnahmen, mit denen russische Fluggesellschaften auf die Situation reagieren.
Flottenmanagement und Zukunftsperspektiven
Die Flotte von Aeroflot umfasst zahlreiche westliche Modelle, darunter Boeing 737, Airbus A320 und Airbus A330. Seit 2022 hat die Airline über 100 Flugzeuge westlicher Bauart erworben, sei es für den Betrieb oder zur Nutzung als Ersatzteilquellen. Neben der Zusammenarbeit mit internationalen Versicherern nutzt Aeroflot auch Wet-Leasing-Modelle, wie etwa die kürzliche Vereinbarung mit iFLY über drei Airbus A330.
Diese pragmatischen Schritte verdeutlichen Aeroflots Entschlossenheit, trotz internationaler Herausforderungen eine robuste Infrastruktur für den Flugverkehr zu erhalten. Die Airline bleibt ein entscheidender Akteur im russischen Inlandsmarkt und auf ausgewählten internationalen Strecken.