Der Startunfall, der sich vor wenigen Tagen auf dem Flughafen Belgrad ereignet hat, führte dazu, dass Air Serbia die Zusammenarbeit mit dem Wetlease-Partner Marathon Airlines unverzüglich beendet hat. Die Griechen müssen nun für mehrere Embraer-Jets eine alternative Beschäftigung finden.
Marathon Airlines konnte vor einiger Zeit einen langfristigen und vergleichsweise umfangreichen Wetlease-Auftrag von Air Serbia an Land ziehen. Vier Maschinen waren für das serbische Luftfahrtunternehmen im Einsatz und im Sommer 2024 sollten gar noch zwei weitere dazu kommen. Daraus wird nun nichts, denn Air Serbia hat die Verträge fristlos gekündigt.
Mittlerweile scheint es offensichtlich zu sein, dass die Passagiere und Crewmitglieder des geplanten Fluges von Belgrad nach Düsseldorf nur sehr knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt sind. Die Piloten haben am Sonntagabend versehentlich den falschen Taxiway gewählt und wurden vom ATC sogar gewarnt. Dennoch führte man den Start durch, jedoch stand wesentlich weniger Runway zur Verfügung. Die Maschine touchierte Beleuchtungseinrichtungen und wurde dabei schwer beschädigt. Der Embraer 195 kreiste dann rund eine Stunde über Belgrad, um Kerosin zu verbrennen. Anschließend landete der von Marathon Airlines betriebene Regionaljet wieder auf dem serbischen Hauptstadtflughafen. Alle Insassen sind mit dem Schrecken davon gekommen. Die Luftfahrtbehörden von Serbien und Griechenland haben bereits Untersuchungen eingeleitet.
Ohne den Berichten vorzugreifen: Derzeit gibt es zahlreiche Indizien dafür, dass der Unfall aufgrund eines Pilotenfehlers entstanden ist. Erschwerend dürfte wirken, dass die Flugsicherung dies erkannt hat und die Flugzeugführer explizit gewarnt hat, jedoch ignoriert wurde. Es könnte also „Glück im Unglück“ gewesen sein, denn vergleichbare Vorfälle in der Vergangenheit sind nicht glimpflich ausgegangen.
Aus der Sicht von Air Serbia wurde die Notbremse gezogen, denn laut Firmenmitteilung habe man Marathon Airlines darüber informiert, dass die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung beendet wird. Eigentlich war vereinbart, dass im Sommerflugplan 2024 insgesamt sechs Embraer-Jets im Auftrag des serbischen Luftfahrtunternehmens betrieben werden sollen. Möglicherweise könnten nun gegenseitige juristische Auseinandersetzungen folgen, denn es ist damit zu rechnen, dass Air Serbia den Reputationsverlust geltend machen könnte und umgekehrt Marathon Airlines den Verdienstentgang, der wegen der fristlosen Kündigung entsteht, geltend machen könnte.
Unabhängig davon: Für Marathon Airlines ist der Unfall äußerst problematisch, denn die betroffene Maschine ist schwer beschädigt und die eigene Reputation nun stark angeschlagen. Für die übrigen Flugzeuge, die für den Air-Serbia-Wetlease-Auftrag bestimmt waren, hat man keine Beschäftigung mehr. Möglicherweise kann man diese anderweitig unterbringen, jedoch kann die angeschlagene Reputation ein Hemmschuh dafür sein, dass sich große Carrie rauf eine Kooperation einlassen.