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Airbus kämpft zum Jahresende mit Lieferdruck: Ein Rennen gegen Zeit und Produktionsprobleme

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Der europäische Flugzeughersteller Airbus steht vor einem ambitionierten Ziel: Um die geplante Auslieferungsrate von rund 770 Passagierflugzeugen für das Jahr 2023 zu erreichen, muss das Unternehmen bis Ende Dezember noch etwa 210 Maschinen an seine Kunden übergeben.

Nach einem herausfordernden Jahr, das von Lieferengpässen und Produktionsproblemen geprägt war, gerät Airbus somit in einen intensiven Endspurt. Im Oktober konnte der Konzern lediglich 62 Flugzeuge ausliefern, womit die bisherige Zahl auf 559 Maschinen angestiegen ist. Diese letzte Etappe wird entscheidend sein, um das Vertrauen in die Produktionskapazität von Airbus zu stärken, das angesichts der langanhaltenden Herausforderungen in der Luftfahrtindustrie von großer Bedeutung ist.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Produktionsengpässe

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat Airbus mit erheblichen Herausforderungen in der Lieferkette zu kämpfen, die das Unternehmen immer wieder zu Produktionsanpassungen zwangen. Besonders kritisch ist die Abhängigkeit von Triebwerksherstellern, wie Airbus-Chef Guillaume Faury betonte. Diese Partner sind für die Produktion des gesamten Flugzeugtyps von entscheidender Bedeutung, da ein Triebwerksmangel dazu führen könnte, dass Airbus Maschinen ohne Triebwerke – sogenannte „Glider“ – ausliefern müsste. Solche Glider, die später erst voll ausgestattet werden, sind eine suboptimale Lösung und würden den Druck auf die Lieferkette nur verstärken. „Wir hoffen, daß wir am Ende des Jahres keine Glider bauen müssen“, erklärte Faury und spielte damit auf die Verknappung der Triebwerke und die mögliche Einschränkung in der Produktionslinie an.

Der Druck, auf Effizienz und Produktivität zu setzen, ist für Airbus erheblich. Die Unternehmensleitung setzte zu Beginn des Jahres das Ziel von rund 800 Auslieferungen für 2023. Doch bereits im Sommer musste Faury das Ziel auf 770 Maschinen reduzieren, da die Engpässe in den Produktionskapazitäten und Materiallieferungen dieses Pensum zu einem nahezu unmöglichen Unterfangen machten. Trotz des intensiven Wettbewerbs in der Branche zeigt sich Airbus kämpferisch: Bis Dezember will man das Ziel nicht nur erreichen, sondern auch neue Produktionsrekorde aufstellen.

Der Bestellboom trotz Herausforderungen in der Produktion

Die Nachfrage nach Airbus-Maschinen bleibt trotz der Produktionsprobleme ungebrochen. Im Oktober gingen 82 neue Bestellungen ein, was die Gesamtzahl der Aufträge für Airbus auf beachtliche 8.750 Flugzeuge erhöht – eine beeindruckende Zahl, die langfristig Stabilität und Wachstum verspricht. Angesichts dieses kontinuierlichen Bestellbooms liegt es auf der Hand, daß Airbus in den kommenden Jahren auf eine umfassende Erweiterung seiner Produktionskapazitäten angewiesen sein wird. Die hohe Nachfrage ist jedoch auch eine Belastungsprobe, die zeigt, wie sehr Airbus darauf angewiesen ist, stabile Produktionsprozesse zu entwickeln und Lösungen für die derzeitigen Engpässe zu finden.

Ein weiterer Schlüsselfaktor für den Auftragsrekord sind die modernen Modelle von Airbus, insbesondere die A320neo-Familie, die aufgrund ihres geringen Treibstoffverbrauchs und ihrer erweiterten Reichweite bei Fluggesellschaften weltweit beliebt ist. Die Konkurrenzfähigkeit dieser Modelle, besonders in Zeiten erhöhter Treibstoffkosten und verschärfter Umweltauflagen, hat Airbus eine starke Marktposition eingebracht, die in direktem Kontrast zu den Schwierigkeiten seines Hauptkonkurrenten Boeing steht.

Airbus und Boeing: Konkurrenz und Herausforderungen in der Luftfahrtindustrie

Airbus profitiert nicht nur von der hohen Nachfrage nach energieeffizienten Flugzeugen, sondern auch von den Schwierigkeiten, mit denen sein amerikanischer Konkurrent Boeing derzeit konfrontiert ist. Boeing, das nach jahrelangen Skandalen und Produktionsproblemen im Zusammenhang mit dem 737 MAX-Modell unter erhöhtem regulatorischen Druck steht, konnte seine Produktion nicht wie geplant hochfahren. Die US-amerikanische Luftfahrtbehörde (FAA) erlegte dem Unternehmen strenge Auflagen auf, was die Produktion der 737 MAX einschränkte und damit den langjährigen Produktionswettbewerb zwischen Airbus und Boeing verschärfte. Die Probleme von Boeing schaffen für Airbus neue Marktchancen, und der europäische Konzern arbeitet derzeit daran, diese Lücken mit einem gesteigerten Produktionsaufkommen zu schließen.

Die Konkurrenz mit Boeing bleibt dennoch eine zweischneidige Angelegenheit: Zwar kann Airbus durch die Schwierigkeiten seines Hauptkonkurrenten Marktanteile gewinnen, doch die globale Luftfahrtindustrie sieht sich zunehmend komplexeren Herausforderungen gegenüber. Umweltauflagen, wachsende Kosten für Kerosin und die Einführung neuer, emissionsärmerer Technologien verlangen massive Investitionen. Airbus und Boeing haben die Notwendigkeit erkannt, sich auf die Entwicklung von nachhaltigen Flugzeugmodellen und die Integration neuer Energiekonzepte wie Wasserstoff- oder Hybridantriebe zu konzentrieren, was die gesamte Branche in einen kostspieligen Modernisierungsprozess führt.

Ausblick: Eine herausfordernde Zukunft für Airbus und die Luftfahrtindustrie

Während Airbus in den letzten Monaten alles daran gesetzt hat, die Produktion zu steigern und die bestehenden Aufträge abzuarbeiten, bleibt die Abhängigkeit von den Zulieferern eine zentrale Schwachstelle. Die Auswirkungen der Pandemie, kombiniert mit der Notwendigkeit, nachhaltige Luftfahrttechnologien zu entwickeln, stellen Airbus vor Herausforderungen, die langfristige Anpassungen in der gesamten Liefer- und Produktionskette erforderlich machen. Airbus hat zwar sein Jahresziel auf 770 Auslieferungen reduziert, doch die strukturellen Probleme in der Lieferkette sind ein ständiges Risiko.

Sollte es Airbus jedoch gelingen, die Produktionsziele bis Dezember zu erfüllen, könnte dies ein wichtiger Erfolg sein, der Vertrauen bei Investoren und Partnern stärkt. Vor allem die neuen Bestellungen zeigen, daß Airbus weiterhin auf Wachstumskurs bleibt, und verdeutlichen das Potential des Unternehmens, in den kommenden Jahren eine führende Rolle bei der Modernisierung der Luftfahrtindustrie zu übernehmen.

Die Herausforderung für Airbus besteht nicht nur darin, kurzfristige Produktionsziele zu erreichen, sondern sich auch langfristig auf die wachsenden Anforderungen im Bereich der nachhaltigen Luftfahrt vorzubereiten. In diesem Sinne bleibt das Jahr 2023 ein entscheidendes Jahr für Airbus, das sowohl von produktiven Erfolgen als auch von strukturellen Herausforderungen geprägt ist.

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