Der europäische Flugzeughersteller Airbus wird sein ursprünglich für 2035 geplantes Wasserstoffflugzeug nicht wie vorgesehen zur Serienreife bringen. Die bisherigen Planungen im Rahmen des sogenannten „zero-e“-Programms wurden zurückgestellt, und ein neuer Zeitplan ist derzeit ungewiss. Damit verschiebt sich ein ehrgeiziges Vorhaben der Luftfahrtindustrie um mindestens fünf bis zehn Jahre.
Bereits 2020 hatte Airbus das „zero-e“-Programm vorgestellt, das mehrere Konzepte für wasserstoffbetriebene Flugzeuge umfasste. Ziel war es, gegen 2027 mit ersten Testflügen zu beginnen und bis 2035 ein marktreifes Passagierflugzeug mit Wasserstoffantrieb zu entwickeln. Als Teil dieser Bemühungen wollte der Hersteller ein Geschäftsreisetriebwerk vom Typ GE Passport auf Wasserstoff umrüsten und an einer modifizierten A380 testen.
Doch diese Pläne wurden nun verworfen. Airbus bestätigte am Freitagabend, dass das Unternehmen die Entwicklungsstrategie überdenken müsse. Der ursprüngliche Zeitplan sei nicht mehr realistisch, sodass die Arbeiten an den geplanten Systemtests zunächst eingestellt wurden.
Gründe für die Verzögerung
Die Entscheidung kommt nicht völlig überraschend. Bereits in den vergangenen Monaten hatten Brancheninsider Zweifel geäußert, ob das Projekt in der angedachten Geschwindigkeit realisierbar sei.
Nach Einschätzungen von Luftfahrtexperten gibt es mehrere Herausforderungen, die die Entwicklung eines Wasserstoffflugzeugs erheblich erschweren:
- Technologische Hürden: Wasserstoff als Energieträger benötigt spezielle Tanksysteme und eine komplett neue Flugzeugarchitektur. Besonders die Lagerung des Gases bei extrem niedrigen Temperaturen stellt eine große Herausforderung dar.
- Infrastrukturelle Probleme: Flughäfen müssten aufwendig umgerüstet werden, um Wasserstoff sicher zu lagern und Flugzeuge damit zu betanken.
- Fehlende Wirtschaftlichkeit: Bislang ist die Produktion und Verteilung von Wasserstoff in der Luftfahrtindustrie mit hohen Kosten verbunden, was den wirtschaftlichen Einsatz erschwert.
Laut der französischen Gewerkschaft Force Ouvrière verzögert sich die Zeitachse um mindestens fünf bis zehn Jahre. Airbus selbst hat bislang keinen neuen Termin für den möglichen Start des Programms genannt.
Auswirkungen auf die Branche
Die Verzögerung des Projekts hat weitreichende Folgen für die Luftfahrtindustrie. Airbus hatte bereits mehrere Industriepartner für das „zero-e“-Programm gewonnen, die nun möglicherweise ihre Investitionen neu bewerten müssen.
Konkurrenten wie Boeing oder kleinere Luftfahrtunternehmen hatten sich bisher zurückhaltender bei der Entwicklung wasserstoffbetriebener Flugzeuge gezeigt und stattdessen auf andere Antriebskonzepte gesetzt. Die Entscheidung von Airbus könnte nun dazu führen, dass alternative Technologien stärker in den Fokus rücken.
Gleichzeitig bedeutet die Verschiebung, dass Airbus seine Entwicklungsressourcen auf andere Projekte konzentrieren kann. So arbeitet der Hersteller derzeit intensiv an der Weiterentwicklung von Triebwerken für die nächste Generation von Mittel- und Langstreckenflugzeugen.
Zukunftsperspektiven
Obwohl das „zero-e“-Programm vorerst auf Eis liegt, dürfte Airbus das Thema Wasserstoff nicht vollständig aufgeben. Der Hersteller hatte mehrfach betont, dass alternative Antriebskonzepte langfristig eine Rolle in der Luftfahrt spielen werden.
Experten gehen davon aus, dass Airbus den Ansatz möglicherweise überarbeitet und in kleineren Schritten weiterführt. Dazu könnten zunächst Hybridlösungen gehören, bei denen Wasserstofftechnologie in Verbindung mit herkömmlichen Triebwerken getestet wird.
Für die Branche bleibt die Entwicklung spannend. Während Airbus die Wasserstoffpläne verschiebt, könnten andere Hersteller oder Start-ups mit eigenen Konzepten voranschreiten.