Eine besorgniserregende Kontamination des Grundwassers mit Chemikalien aus Feuerlöschschäumen zwingt Behörden im Elsass zu drastischen Maßnahmen. In elf Gemeinden des Départements Haut-Rhin, die an den Euro-Airport Basel-Mülhausen grenzen, gilt seit dem 5. Mai ein Trinkwasserverbot für besonders gefährdete Personengruppen wie Kleinkinder, Schwangere und Schwerkranke. Die Verunreinigung betrifft sogenannte PFAS, langlebige Chemikalien, die als potenziell krebserregend gelten und nun kostspielige Sanierungsmaßnahmen erforderlich machen.
Die Kontamination ist auf den Einsatz von PFAS-haltigen Löschmitteln bei Übungen der Feuerwehr am Euro-Airport Basel-Mülhausen zurückzuführen. Diese Praxis war bisher legal, da nur wenige dieser Stoffe reglementiert sind. PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind extrem stabile und schwer abbaubare Chemikalien, die in zahlreichen industriellen Prozessen und Konsumgütern wie Teflonpfannen, Lebensmittelverpackungen und Textilien Verwendung finden. Ihre Persistenz in der Umwelt und die potenziellen Gesundheitsrisiken, darunter Krebs und Störungen des Hormon- und Immunsystems, sind seit längerem bekannt.
Grundwasserbelastung übersteigt Grenzwerte um ein Vielfaches
Messungen ergaben laut Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), daß die PFAS-Konzentration im Grundwasser die zulässigen Grenzwerte für Trinkwasser um das bis zu Vierfache übersteigt. Während im direkt angrenzenden Basel kein Trinkwasserverbot verhängt wurde, da die Stadt ihr Trinkwasser hauptsächlich aus dem weniger belasteten Rhein bezieht, sind die Auswirkungen im Elsass gravierend.
Die Behörden des Départements Haut-Rhin reagieren mit der schnellstmöglichen Anschaffung von Wasserfiltern und Wasseraufbereitungsanlagen für die betroffenen Region. Die Kosten für diese Maßnahmen werden auf rund 20 Millionen Euro geschätzt. Da externe Finanzierungsmöglichkeiten fehlen, ist ab dem Jahr 2026 eine Erhöhung des Wasserpreises in den betroffenen Gemeinden unausweichlich.
Kosten der Sanierung und die Frage nach dem Verursacher
Der Fall im Elsass wirft ein Schlaglicht auf ein größeres Problem. Auch in der Schweiz stehen in den kommenden Jahren teure Sanierungen von PFAS-belasteten Gebieten an. Derzeit versuchen Bund und Kantone, sich einen Überblick über das Ausmaß der Kontamination von Böden, Gewässern und Lebensmitteln zu verschaffen. Bislang ist die Belastung in der Schweiz weitgehend unbekannt.
Angesichts der hohen Kosten für die Sanierungen prüft der Schweizer Bund eine Ausweitung des Verursacherprinzips. Demnach sollen künftig möglicherweise Hersteller und Importeure von PFAS für die Beseitigung der Umweltschäden zur Kasse gebeten werden. Dies dürfte jedoch auf erheblichen Widerstand in den betroffenen Industriezweigen stoßen. Die Europäische Union diskutiert derzeit ein weitreichendes Verbot von PFAS, das voraussichtlich auch von der Schweiz übernommen würde. Dies könnte zukünftig die Verwendung dieser problematischen Stoffe stark einschränken.