Airbus A321 (Foto: 4300streetcar).
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American Airlines A321 erleidet beim Landen Heckaufschlag in Charlotte: Untersuchung eingeleitet

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Ein Flugzeug des Typs Airbus A321-200 der Fluggesellschaft American Airlines ist am Montagabend des 9. Junis 2025 bei der Landung auf dem Charlotte Douglas International Airport (CLT) von einem sogenannten Heckaufschlag betroffen worden. Die Maschine, welche den Flug AA1894 von Raleigh-Durham (RDU) durchführte, konnte nach dem Vorfall selbstständig die Landebahn verlassen und zum Abfertigungsgate rollen.

Alle Passagiere konnten das Flugzeug unversehrt verlassen, und es wurden keine Verletzungen gemeldet. Das betroffene Luftfahrzeug ist seit dem Vorfall in Charlotte abgestellt und wird derzeit von Experten inspiziert und auf notwendige Reparaturen vorbereitet. Der Vorfall, dessen Ursache noch Gegenstand einer Untersuchung durch die Bundesluftfahrtbehörde (Federal Aviation Administration, FAA) ist, wirft erneut ein Schlaglicht auf die Bedeutung präziser Landeverfahren in der Luftfahrt.

Details des Vorfalls und der betroffenen Maschine

Der Zwischenfall ereignete sich, als der American Airlines Flug AA1894, eine Kurzstreckenverbindung von Raleigh-Durham nach Charlotte, um 19:07 Uhr Ortszeit seinen letzten Flug des Tages antrat. Obwohl die beiden Städte auf dem Landwege nur etwa zwei Stunden voneinander entfernt liegen, dient der rund 30-minütige Flug als wichtige Zubringerstrecke für American Airlines zum Drehkreuz Charlotte. Die Fluggesellschaft bietet auf dieser Route bis zu zehn tägliche Flüge in beide Richtungen an, typischerweise unter Einsatz von A321-200-Flugzeugen, um die Konnektivität ihres Drehkreuzes zu gewährleisten.

Das involvierte Flugzeug, mit der Kennung N167AN, ist ein Airbus A321-200, der im Jahre 2016 an American Airlines ausgeliefert wurde. Es handelt sich um ein besonders markantes Mitglied der Flotte, da es eine spezielle Lackierung trägt, die den Trägern der „Medal of Honor“, der höchsten Auszeichnung für militärische Tapferkeit in den Vereinigten Staaten, gewidmet ist. Diese besondere Lackierung wurde im Jahre 2022 angebracht, und die Maschine nahm seither an verschiedenen feierlichen Anlässen teil, darunter die feierliche Grundsteinlegung des Geländes für das Nationale „Medal of Honor Museum“ in Arlington, Texas. An Bord des Flugzeuges sind zudem QR-Codes angebracht, die den Passagieren Zugang zu Informationen über die „Medal of Honor“ und ihre Empfänger bieten, womit das Flugzeug auch als mobiles Bildungswerkzeug dient, um die Geschichten dieser hochdekorierten Personen zu vermitteln.

Der konkrete Vorfall ereignete sich während des Anfluges auf die Landebahn 18L des Charlotte Douglas International Airport. Beim Aufsetzen kam es zu einem harten Kontakt des hinteren Teils des Flugzeugrumpfes mit der Landebahnoberfläche, wodurch die sogenannte „strike plate“, eine Schutzplatte am Heck des Flugzeuges, beschädigt wurde. Trotz des Aufschlags konnte die Maschine ohne weitere Vorkommnisse ausrollen und selbstständig zum Abfertigungsgate rollen, wo die Passagiere sicher von Bord gingen. Die Besatzung informierte umgehend die Flugsicherung über den Vorfall, welche die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen einleitete.

Flugbetriebliche Relevanz und Hub-Funktion Charlottes

Der Charlotte Douglas International Airport (CLT) ist eines der größten und wichtigsten Drehkreuze von American Airlines. Die Airline nutzt Charlotte als zentralen Knotenpunkt für Verbindungen im Osten der Vereinigten Staaten und zu internationalen Zielen. Die Effizienz und Sicherheit der Abläufe an diesem Drehkreuz sind daher von größter Bedeutung für den gesamten Flugbetrieb von American Airlines. Zubringerflüge wie der von Raleigh-Durham sind essentiell, um Passagiere aus kleineren Städten zu diesem Hub zu bringen und ihnen Anschlußmöglichkeiten zu einem weitläufigen Netz zu bieten.

Der Umstand, daß der A321-200 an diesem Montag bereits fünf Flüge absolviert hatte, bevor es zu dem Vorfall kam, unterstreicht die intensive Nutzung der Flugzeuge im täglichen Linienbetrieb. Jedes Flugzeug ist einem strengen Wartungsplan unterworfen, und Zwischenfälle wie ein Heckaufschlag erfordern eine sofortige Außerdienststellung zur genauen Inspektion, um die Lufttüchtigkeit und die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten. Die Tatsache, daß die Maschine nach dem Vorfall in Charlotte verblieben ist, deutet darauf hin, daß die notwendigen Reparaturen und Überprüfungen vor Ort durchgeführt werden, um das Flugzeug so schnell wie möglich wieder in den Dienst zurückzuführen, sofern keine schwerwiegenden strukturellen Schäden festgestellt werden.

Ursachenforschung: Wie Heckaufschläge entstehen

Heckaufschläge, englisch „tail strikes“, sind in der Luftfahrt zwar keine alltäglichen Ereignisse, kommen aber weltweit jährlich in nennenswerter Zahl vor. Die Mehrzahl dieser Vorfälle ereignet sich während der Landephase, aber auch beim Start oder bei einem durchgestarteten Landeversuch können sie vorkommen. Die Hauptursachen für Heckaufschläge sind oft auf Pilotenfehler zurückzuführen, wobei verschiedene Faktoren eine Rolle spielen können:

  1. Aggressive Flare (Abfangen): Das „Abfangen“ ist das letzte Manöver vor dem Aufsetzen, bei dem der Pilot den Flugzeugbug leicht anhebt, um die Sinkrate zu reduzieren und ein sanftes Aufsetzen zu ermöglichen. Wird der Bug zu stark oder zu früh angehoben, kann der Anstellwinkel zu groß werden, was dazu führt, daß das Heck des Flugzeuges den Boden berührt, bevor das Hauptfahrwerk vollständig aufsetzt.
  2. Überrotation: Dies tritt auf, wenn der Pilot das Flugzeug während eines Durchstartmanövers oder unmittelbar nach dem Aufsetzen zu stark in die „Nase-hoch“-Position bringt. Auch dies kann zu einem Kontakt des Hecks mit der Landebahn führen.
  3. Fehlerhafte Seitenwindkorrektur: Bei Seitenwindlandungen müssen Piloten spezielle Techniken anwenden, um das Flugzeug auf Kurs zu halten. Eine unsachgemäße Verwendung der Querruder oder das unzureichende Ausgleichen des Seitenwindes kann zu einer erhöhten Sinkrate führen, die, insbesondere bei turbulenten Bedingungen, einen Heckaufschlag begünstigen kann.
  4. Instabiler Anflug: Ein Anflug gilt als instabil, wenn die Geschwindigkeit, Höhe und Konfiguration des Flugzeuges nicht innerhalb der vorgegebenen Parameter liegen. Ein zu schneller, zu hoher oder nicht ausreichend konfigurierter Anflug kann den Piloten dazu zwingen, aggressive Korrekturen vorzunehmen, die das Risiko eines Heckaufschlags erhöhen.
  5. Windschere oder Turbulenzen: Obwohl weniger häufig direkt auf Pilotenfehler zurückzuführen, können plötzliche Änderungen der Windrichtung oder -geschwindigkeit (Windschere) sowie starke Turbulenzen während des kritischen Landemanövers dazu führen, daß das Flugzeug unkontrolliert absinkt und einen Heckaufschlag erleidet.

Mehr als drei Viertel der Flugzeuge, die einen Heckaufschlag erleiden, erfordern kostspielige und zeitintensive Reparaturen. Diese sorgfältigen Inspektionen und Instandsetzungen sind von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit der Passagiere und der Besatzung. Das wohl bekannteste tragische Beispiel für die Folgen eines mangelhaft reparierten Heckaufschlags ist der Fall von Japan Airlines Flug 123 im Jahre 1985. Ein fehlerhaft reparierter Heckaufschlag, der sich sieben Jahre zuvor ereignet hatte, führte damals zu einer explosiven Dekompression des Flugzeuges in der Luft und kostete 520 Menschen das Leben. Die Luftfahrtindustrie hat aus diesem Vorfall weitreichende Lehren gezogen und die Sicherheitsstandards für Inspektion und Reparatur nach solchen Ereignissen erheblich verschärft. American Airlines wird daher sicherstellen, daß die N167AN in ihrem Drehkreuz Charlotte sorgfältig und nach den höchsten Standards repariert und umfassend getestet wird, bevor sie wieder in den aktiven Flugdienst zurückkehren darf. Die Untersuchung durch die FAA wird die genaue Ursache klären und mögliche Maßnahmen zur Vermeidung ähnlicher Vorfälle in der Zukunft identifizieren.

„Flagship Valor“: Ein Denkmal in der Flotte

Das betroffene Flugzeug, N167AN, ist nicht nur aus operationeller Sicht bemerkenswert, sondern auch wegen seiner besonderen Bedeutung innerhalb der Flotte von American Airlines. Unter dem Namen „Flagship Valor“ wurde die Maschine im Jahre 2022 mit einer einzigartigen Sonderlackierung versehen, die eine Hommage an die Empfänger der „Medal of Honor“ darstellt. Diese Medaille ist die höchste militärische Auszeichnung für Tapferkeit, die ein Mitglied der Streitkräfte der Vereinigten Staaten im Kampf erhalten kann.

Die Lackierung des A321 zeigt die drei Varianten der Medaille horizontal angeordnet neben dem Titel „Flagship Valor“. Ergänzt wird dies durch Silhouetten, die die sieben großen Militärkonflikte symbolisieren, in denen die Medaille seit ihrer Schaffung verliehen wurde. Diese visuelle Darstellung dient nicht nur als Anerkennung, sondern auch als Lehrmittel, um die außergewöhnlichen Geschichten der Empfänger dieser Medaille zu verbreiten.

Die „Flagship Valor“ wurde anläßlich der Grundsteinlegung für das Nationale „Medal of Honor Museum“ in Arlington, Texas, enthüllt, welches Anfang des Jahres 2025 seine Türen erstmals für Besucher geöffnet hat. Diese Sonderlackierung reiht sich ein in eine lange Liste von speziellen Bemalungen in der Geschichte von American Airlines. Zu den bekanntesten gehören die sogenannten „Retro-Jets“, die die historischen Lackierungen früherer Fluggesellschaften tragen, welche im Laufe der Zeit in American Airlines aufgegangen sind. Dazu zählen etwa Bemalungen von TWA, US Airways, America West, AirCal, PSA und Allegheny Airlines. Diese besonderen Flugzeuge dienen nicht nur als Hommage an die Geschichte der Luftfahrt, sondern auch als sichtbares Zeichen der Identität und der Werte einer Fluggesellschaft. Die Außerdienststellung der „Flagship Valor“ für Reparaturen ist daher nicht nur eine operationelle, sondern auch eine symbolische Angelegenheit für American Airlines und die Gemeinschaft der Veteranen.

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