ATR42-600 (Foto: ATR / BARTHE Pierre).
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ATR verfehlt Lieferziel: Turboprop-Hersteller kämpft mit Engpässen in der Lieferkette

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Der französisch-italienische Flugzeugbauer ATR hat im Jahr 2024 sein selbstgestecktes Ziel, 40 Turboprop-Flugzeuge auszuliefern, deutlich verfehlt. Stattdessen konnte der Hersteller lediglich 35 Maschinen ausliefern – ein Flugzeug weniger als im Vorjahr. Diese Zahlen spiegeln die anhaltenden Herausforderungen wider, mit denen ATR derzeit in seiner Produktion konfrontiert ist. Neben Produktionsverzögerungen, die das Unternehmen bereits seit einiger Zeit beschäftigen, kämpft ATR, ähnlich wie der Konzernpartner Airbus, mit Engpässen in der Lieferkette. Diese Schwierigkeiten haben das ambitionierte Lieferziel deutlich in den Hintergrund gerückt.

Turboprop-Flugzeuge, die hauptsächlich in der Regionalfliegerei eingesetzt werden, sind seit Jahren ein wichtiger Teil des Portfolios von ATR. Die Nachfrage nach diesen Maschinen bleibt stabil, besonders in ländlichen und weniger stark frequentierten Regionen, wo kleinere Flugzeuge die einzige Möglichkeit bieten, regelmäßig mit größeren Städten verbunden zu werden. Die 35 Auslieferungen im Jahr 2024 stellen dennoch einen Rückgang im Vergleich zu den 36 Flugzeugen dar, die im Jahr 2023 ausgeliefert wurden. Die Ursache für diese Delle in der Produktionsleistung liegt nicht etwa in einer geringeren Nachfrage, sondern vielmehr in den logistischen Problemen, die ATR und auch andere Flugzeughersteller plagen.

Ähnlich wie Airbus, bei dem es immer wieder zu Engpässen bei der Lieferung von Bauteilen kommt, hat ATR Schwierigkeiten, die nötigen Teile und Materialien für seine Turboprop-Flugzeuge rechtzeitig zu erhalten. Diese Herausforderungen sind nicht neu: Schon in den letzten Jahren berichteten Flugzeughersteller immer wieder von Verzögerungen und Schwierigkeiten in den globalen Lieferketten, die durch die COVID-19-Pandemie noch verstärkt wurden. Auch die anhaltenden Probleme in der Halbleiter- und Elektronikbranche, die für die Herstellung moderner Flugzeuge von entscheidender Bedeutung sind, wirken sich weiterhin negativ auf die Produktionskapazitäten aus.

ATR selbst geht davon aus, dass die Produktionssysteme im laufenden Jahr stabilisiert werden können. Allerdings hat das Unternehmen noch keine aktualisierte Lieferprognose für 2025 veröffentlicht. Branchenkenner spekulieren, dass ATR möglicherweise auch in den kommenden Monaten mit weiteren Herausforderungen bei der Produktion konfrontiert sein wird, zumal sich die gesamte Branche weiterhin mit den Nachwirkungen der Pandemie sowie den weltweiten geopolitischen Spannungen, die zu Lieferunterbrechungen führen, auseinandersetzen muss.

Das Unternehmen setzt jedoch auf eine schrittweise Verbesserung der Lage, indem es an der Optimierung der internen Prozesse arbeitet und eng mit seinen Zulieferern zusammenarbeitet. Eine Stabilisierung der Lieferkette wird als entscheidend angesehen, um nicht nur die Produktionsziele zu erreichen, sondern auch die Marktstellung von ATR in einem hart umkämpften Segment zu sichern.

Für die Flugzeugindustrie insgesamt bleibt die Frage, wie schnell die Lieferketten wieder voll funktionsfähig sein können. Unternehmen wie Airbus und ATR, die auf eine Vielzahl von Zulieferern angewiesen sind, haben es schwer, mit den Nachfragesteigerungen Schritt zu halten. Dies betrifft sowohl die großen Hersteller von Passagierflugzeugen als auch die Spezialisten für kleinere Maschinen wie ATR. Gleichzeitig wächst der Wettbewerb im Bereich der Regionalfliegerei, und ATR muss sicherstellen, dass es auch weiterhin in der Lage ist, den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.

ATR hat sich trotz der Herausforderungen weiterhin auf die Herstellung von leistungsstarken, wirtschaftlichen und effizienten Turboprop-Flugzeugen konzentriert. Der Hersteller ist bekannt dafür, eine führende Rolle im Markt für Turboprops zu spielen und beliefert weltweit Fluggesellschaften, die kleinere, wirtschaftlichere Maschinen benötigen. Doch die aktuellen Produktionsprobleme werfen einen Schatten auf das Unternehmen, das seit seiner Gründung vor mehr als 30 Jahren als einer der führenden Anbieter im Bereich der Turboprop-Flugzeuge gilt.

Die Entwicklung des Marktes für Turboprop-Flugzeuge, insbesondere für kleinere Fluggesellschaften und regionale Verbindungen, bleibt jedoch ein wichtiges Thema für ATR. Mit dem Fokus auf eine Stabilisierung seiner Produktion und die Verbesserung der Lieferkette hat der Hersteller die Hoffnung, im kommenden Jahr die angestrebten Auslieferungen zu erreichen und die eigene Marktposition zu festigen.

Insgesamt wird es für ATR entscheidend sein, wie gut es gelingt, die Produktionsprobleme zu überwinden und die ambitionierten Ziele zu erreichen. Die Nachfrage nach Turboprop-Flugzeugen bleibt weiterhin hoch, und der Bedarf an regionaler Luftfahrt wird voraussichtlich steigen, insbesondere in Schwellenländern und abgelegenen Gebieten, wo der Luftverkehr unverzichtbar ist. Doch ob der Flugzeugbauer in der Lage sein wird, die Lieferengpässe in den Griff zu bekommen, bleibt abzuwarten.

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