AUA meldet bestes Quartalsergebnis seit Jahrzehnten und zahlt Staatskredit vorzeitig zurück

Austrian Airlines am Flughafen Wien (Foto: Jan Gruber).
Austrian Airlines am Flughafen Wien (Foto: Jan Gruber).

AUA meldet bestes Quartalsergebnis seit Jahrzehnten und zahlt Staatskredit vorzeitig zurück

Austrian Airlines am Flughafen Wien (Foto: Jan Gruber).
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Nach zweieinhalb krisengebeutelten Jahren hat sich Austrian Airlines mit einem Rekordsommer wieder in die Gewinnzone geflogen. Darüber hinaus zahlt die AUA dank des Aufschwungs den 2020 gewährten und vom Staat besicherten Kredit mit Jahresende vorzeitig zurück.

Trotz zahlreicher systemischer Herausforderungen in der europäischen Luftfahrt hat Austrian in diesem Sommer mit einer guten und stabilen operationellen Leistung das beste Quartalsergebnis seit über 20 Jahren erwirtschaftet: Die AUA flog im Sommer 110 Millionen Euro Gewinn ein. Aufgrund der hohen Liquidität nach einem starken Sommerquartal und einer Kreditlinie des deutschen Mutterkonzerns Lufthansa könne man den Kredit frühzeitig und vollständig tilgen, teilte die Fluggesellschaft mit.

Über vier Millionen Fluggäste – und somit 73 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2021 – begrüßte der Carrier im dritten Jahresquartal. Zum Vorkrisen-Niveau 2019 fehlen aber immer noch gute zehn Prozent. Die über 30.000 unter rot-weiß-roter Heckflosse angebotenen Flüge waren zu durchschnittlich 87,6 Prozent ausgelastet.

Umsatz im dritten Quartal verdoppelt

Nach dem Pandemietief der vergangenen beiden Jahre hat die AUA heuer in den Ferienmonaten Juli und August sowie im September hohe Umsätze und einen dreistelligen operativen Gewinn verbucht. Der Umsatz hat sich gegenüber dem dritten Quartal 2021 mehr als verdoppelt, von 304 auf 687 Millionen Euro. Der Quartalsumsatz lag sogar um sechs Prozent bzw. 39 Millionen Euro über dem letzten Sommerquartal vor Ausbruch der weltweiten Pandemie. Die Gesamterlöse von Austrian Airlines beliefen sich in den Sommermonaten auf 718 Millionen Euro, während die Gesamtaufwendungen unter anderem aufgrund der stark erhöhten Kerosinkosten auf 609 Millionen Euro gestiegen sind.

Man sei stolz, den Kredit vorzeitig zurückzahlen zu können, „auch wenn die tiefen finanziellen Narben der Pandemie erst in ein paar Jahren ganz verheilt sein werden“, so AUA-Vorstandschefin Annette Mann während der Pressekonferenz. Ursprünglich wäre der Kredit bis Ende 2025 gelaufen. Ursprünglich wäre der Kredit bis Ende 2025 gelaufen. „Ein guter Sommer macht noch lange nicht die Folgen der Pandemie wett, es ist noch viel zu tun.“ Unter anderem müsse das negative Eigenkapital aufgearbeitet werden.

Mittlerweile wurde auch die Höhe der vom Mutterkonzern bereit gestellten Kreditlinie bekannt gegeben. Demnach bewege sich diese auf gleichem Niveau wie die vorzeitige Rückzahlung. Die AUA war im Juni 2020 nach der ersten Pandemiewelle von der türkis-grünen Bundesregierung mit insgesamt 450 Millionen Euro gerettet worden. 150 Millionen Euro flossen direkt von der Staatskasse auf die Konten der Airline und mussten nicht zurückgezahlt werden – daran denke das Unternehmen auch nach einem starken Sommer nicht. Für den 300 Millionen Euro schweren Kredit übernahm die Republik die Haftung. Weitere 150 Millionen Euro schoss der Eigentümer Lufthansa zu.

Bestes Quartalsergebnis seit Jahrzehnten

Der Betriebsgewinn (Adjusted EBIT), bei dem Bewertungsänderungen der Flugzeugflotte herausgerechnet sind, sei mit 110 Millionen Euro das beste Quartalsergebnis seit Jahrzehnten. Im Sommerquartal 2021 schaffte die Airline mit zwei Millionen Euro nur knapp schwarze Zahlen. Ohne die hohen Kosten für Kerosin wäre der Gewinn heuer noch höher ausgefallen, so die AUA-Führung. Insgesamt werde die Airline dieses Jahr aber keine schwarzen Zahlen schreiben. Der traditionell eher schwache Endspurt und der beträchtliche Verlust des ersten Quartals in Höhe von rund 109 Millionen Euro werden als Gründe genannt. Für das nächste Jahr wird die Gewinnzone angepeilt.

Der im Krisenpaket 2020 vereinbarte Gehaltsverzicht für die gesamte AUA-Belegschaft wird bis Juni 2023 schrittweise aufgelöst. Der vorzeitigen Auflösung folgt im kommenden Jahr ein Inflationsausgleich, der mit den Betriebsräten und Gewerkschaften des fliegenden und des kaufmännisch-technischen Personals vereinbart wurde. In Summe führe dies im nächsten Jahr zu einem durchschnittlichen Plus des ursprünglichen Gehaltes von 10,4 Prozent, so die Lufthansa-Tochter. Zum Ende des dritten Jahresquartals beschäftigte Austrian Airlines insgesamt 5.557 Mitarbeitende.

Ticketpreisentwicklung unter anderem von neuem Faktor abhängig

Die gesamtwirtschaftliche Situation wirke sich auch erheblich auf den Ticketpreis aus, so AUA-Vertriebsvorstand Michael Trestl. Die Kosten für Treibstoff steigen, folglich auch die Ticketpreise – Treibstoff mache rund ein Drittel bis 35 Prozent der Kosten aus. Je nach Strecke und Gebiet seien die Preise im Sommer schätzungsweise um 20 bis 30 Prozent gestiegen. Die weitere Entwicklung hänge also auch davon ab, wie sich die Treibstoffpreise entwickeln. Doch besonders ein bis dato einzigartiger und unerwarteter Faktor sorge aktuell für den kräftigen Anstieg. So hätten sich die Verarbeitungskosten von Rohöl zu Kerosin verzehnfacht – eine unmittelbare Folge der Ukraine-Krise. Lange Zeit habe Europa Diesel aus Russland bezogen. Nun müsse dieses selbst in den Raffinerien hergestellt werden – dadurch entstehe auch eine direkte Konkurrenz der Kapazitäten und die Kosten schnellen in die Höhe.

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