Auf dem Weg zu nachhaltiger Luftfahrt: Europas SAF-Herausforderungen

Pressekoferenz in der Wirtschaftskammer (Foto: Angelika Evergreen).
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Auf dem Weg zu nachhaltiger Luftfahrt: Europas SAF-Herausforderungen

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Die Luftfahrtbranche steht vor einer ihrer größten Herausforderungen: der Umstellung auf nachhaltige Treibstoffe. Angesichts des drängenden Klimawandels und der steigenden Umweltbelastung durch den Flugverkehr hat die Europäische Union ambitionierte Ziele gesetzt. Ab 2025 müssen Fluggesellschaften schrittweise Sustainable Aviation Fuels (SAF), also CO2-neutrale Treibstoffe, in ihre Flotten integrieren. Diese Maßnahme ist Teil des EU-Projekts “ReFuelEU Aviation”, das darauf abzielt, den CO2-Ausstoß der Luftfahrt erheblich zu reduzieren und die Industrie langfristig nachhaltiger zu gestalten.

Die Einführung von SAF ist jedoch mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Europäische Fluggesellschaften stehen vor einem akuten Engpass bei der Verfügbarkeit dieser Treibstoffe. Derzeit ist SAF bis zu fünfmal teurer als herkömmliches Kerosin, was die Wettbewerbsfähigkeit der Airlines beeinträchtigt. Günther Ofner, Obmann der Berufsgruppe Luftfahrt in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), unterstreicht bei einer Branchenpressekonferenz die dringende Notwendigkeit einer gezielten Förderung und einer Anpassung der EU-Regulierungen, um die Produktion und Nutzung von SAF zu beschleunigen.

Herausforderungen und Forderungen der Luftfahrtbranche

Die Luftfahrtbranche sieht sich mit mehreren Herausforderungen konfrontiert, die einer schnellen Einführung von SAF im Wege stehen. Zum einen ist die hohe Preisdifferenz zwischen SAF und herkömmlichem Kerosin ein entscheidendes Hindernis. Um diesen Engpass zu überwinden, fordert der Branchenverband eine Zweckwidmung der Abgaben auf Flugtickets sowie der Erlöse aus dem Emissionshandel. Diese Mittel sollen gezielt eingesetzt werden, um die Produktion von SAF zu fördern und die Preisdifferenz zu verringern.

Ein weiterer zentraler Punkt betrifft die strengen Vorgaben im europäischen Emissionshandel, die eine Einbeziehung von außerhalb der EU erzeugtem CO2 in die Bilanzierung der SAF-Produktion derzeit ausschließen. Die Branche fordert hier eine Anpassung, um den Einsatz von CO2 aus allen Quellen zu ermöglichen und die Verfügbarkeit von SAF zu verbessern.

Zudem wird die Forderung nach einer flexibleren Jahresdurchschnittsregelung für die Beimischung von SAF erhoben. Diese Regelung soll es den Airlines ermöglichen, an verschiedenen Standorten und zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Beimischungsverhältnisse von Kerosin und SAF zu verwenden. Dadurch ließe sich die schwankende Verfügbarkeit von SAF ausgleichen und die Umstellung auf die neuen Treibstoffe insgesamt erleichtern.

Politische und wirtschaftliche Implikationen

Die Umstellung auf Sustainable Aviation Fuels ist nicht nur eine technische, sondern auch eine politische und wirtschaftliche Herausforderung. Die Luftfahrtbranche in Europa sieht sich durch die derzeitigen Regulierungen im internationalen Wettbewerb benachteiligt. Während EU-Airlines teure SAF für die gesamte Flugstrecke beschaffen müssen, können Konkurrenten außerhalb der EU günstiger fliegen, da sie nur für Teilabschnitte SAF benötigen.

Günther Ofner betont die Dringlichkeit einer schnellen Anpassung der EU-Regulierungen, um diese Wettbewerbsnachteile zu reduzieren und die europäische Luftfahrtbranche zu unterstützen. “Die Beschränkung auf EU-Emissionen muss aufgehoben werden, um eine erfolgreiche Umsetzung von Ökokerosin zu ermöglichen”, erklärt er. Nur so könnten die europäischen Airlines ihre Position im globalen Markt langfristig sichern und gleichzeitig die Umweltziele der EU erfüllen.

Die Einführung von Sustainable Aviation Fuels markiert einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Luftfahrt. Es bedarf jedoch weiterer Anstrengungen seitens der Politik, der Industrie und der Regulierungsbehörden, um die Produktion von SAF zu beschleunigen und die Preisdifferenzen zu verringern. Nur durch gezielte Fördermaßnahmen und eine Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen können die europäischen Airlines ihre Flotten effizient und kosteneffektiv auf die neuen, umweltfreundlicheren Treibstoffe umstellen.

Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob Europa seine ehrgeizigen Klimaziele in der Luftfahrt erreichen kann. Die Anpassung der Rahmenbedingungen und die gezielte Unterstützung der Industrie sind dabei unerlässlich, um eine erfolgreiche Umstellung auf nachhaltige Treibstoffe zu gewährleisten.

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