Austrian Airlines (AUA), die nationale Fluggesellschaft Österreichs und Teil der Lufthansa-Gruppe, verstärkt ihre Bemühungen, die Nachfrage in der Sommersaison durch den Einsatz von Wet-Lease-Flugzeugen zu decken. Dies ist die umfangreichste Nutzung von Wet-Lease in der Geschichte der Fluggesellschaft seit Jahrzehnten.
Mit Wet-Lease bezeichnet man die Anmietung von Flugzeugen samt Besatzung von anderen Fluggesellschaften, um den eigenen Flugverkehr aufrechtzuerhalten oder zu erweitern. Die steigende Nachfrage und die strukturellen Herausforderungen in der eigenen Flotte haben AUA dazu veranlasst, im Sommerflugplan 2025 auf mehrere Partner zu setzen, darunter BRA Braathens Regional Airlines und Air Baltic.
Wet-Lease als Lösung für Kapazitätsengpässe
Die Anmietung von Wet-Lease-Flugzeugen ist für Fluggesellschaften wie Austrian Airlines in Zeiten saisonaler Spitzen und operativer Herausforderungen eine wertvolle Strategie. Bereits seit Beginn des Sommerflugplans 2024 fliegen zwei ATR 72-600 der schwedischen BRA Braathens Regional Airlines auf Strecken für AUA, insbesondere auf Routen, auf denen kleinere Flugzeuge wirtschaftlicher sind. Eine dritte ATR wird ab Oktober 2024 auf der neu eingeführten Verbindung zwischen Linz und Frankfurt eingesetzt. Diese Strecken bieten nicht die nötige Auslastung, um größere Flugzeuge wie die Airbus A320-Modelle rentabel zu betreiben.
Ein weiteres Wet-Lease-Flugzeug, das seit Juni 2024 im Einsatz ist, ist ein Embraer E195 von Air Dolomiti. Diese Maschine fliegt auf der Strecke von Wien nach Venedig und kompensiert den Ausfall eines beschädigten Airbus A320 Neo.
Wet-Lease als Zukunftsstrategie: Der Ausbau der Zusammenarbeit
Die Kooperation mit Wet-Lease-Partnern könnte in Zukunft noch weiter ausgebaut werden, wie Sciortino in seinen Ausführungen andeutete. Besonders während der Sommermonate, in denen das Passagieraufkommen im Vergleich zum Winter um 44 bis 54 Prozent steigt, ist die zusätzliche Kapazität notwendig. Daher plant Austrian Airlines, im Sommerflugplan 2025 auf weitere Flugzeuge zurückzugreifen. Ein neuer Partner für das kommende Jahr ist Air Baltic, die lettische Fluggesellschaft. AUA wird insgesamt drei Flugzeuge des Typs Airbus A220 von Air Baltic mitsamt Crew anmieten.
Diese Entscheidung ist Teil einer größeren Strategie innerhalb der Lufthansa-Gruppe, die insgesamt 21 Airbus A220 von Air Baltic für den Sommer 2025 anmieten wird. Neben Austrian Airlines werden auch Swiss, Brussels Airlines, Eurowings und Lufthansa selbst von dieser Kooperation profitieren. Die A220 ist für ihre Effizienz bekannt und eignet sich ideal für Kurz- und Mittelstrecken, auf denen sie mit ihrer Treibstoffeffizienz punkten kann.
Vorteile und Herausforderungen des Wet-Lease
Der verstärkte Einsatz von Wet-Lease-Maschinen bringt für Austrian Airlines mehrere Vorteile. Einerseits wird die Flexibilität erhöht, da die Fluggesellschaft saisonale Schwankungen besser abfangen kann, ohne eigene Flugzeuge kaufen oder leasen zu müssen. Dies ist besonders in einer Branche von Vorteil, die stark von saisonalen Nachfragespitzen und internationalen Ereignissen wie Pandemien oder geopolitischen Krisen betroffen ist.
Wet-Lease kann auch kurzfristige technische Ausfälle oder Engpässe in der eigenen Flotte kompensieren, wie es bei der Nutzung des Embraer E195 von Air Dolomiti der Fall ist. Da AUA die beschädigte Airbus A320 Neo ersetzen musste, ermöglichte das Wet-Lease den ununterbrochenen Weiterbetrieb der Wien-Venedig-Strecke.
Andererseits birgt Wet-Lease auch Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf den einheitlichen Service und die Kundenerwartungen. Da die Flugzeuge und Crews von anderen Airlines stammen, kann es zu Unterschieden in der Servicequalität kommen, die Passagiere bemerken könnten. Daher müssen Airlines wie Austrian sicherstellen, dass die externen Crews nach den eigenen hohen Standards arbeiten und dass die Kunden ein konsistentes Erlebnis erhalten.
Ein Blick in die Zukunft
Die Nutzung von Wet-Lease ist eine clevere und strategische Lösung für Austrian Airlines, um den steigenden Passagierzahlen während der Sommermonate gerecht zu werden und die operativen Herausforderungen zu meistern. Mit Partnern wie BRA Braathens Regional Airlines und Air Baltic zeigt AUA, dass sie flexibel auf Marktanforderungen reagieren kann, ohne Kompromisse bei der Servicequalität oder der Pünktlichkeit einzugehen.
Es bleibt abzuwarten, ob die Fluggesellschaft in Zukunft noch stärker auf Wet-Lease setzt. Angesichts der immer komplexer werdenden Herausforderungen der Luftfahrtbranche – sei es durch steigende Energiekosten, verschärfte Klimavorschriften oder geopolitische Unsicherheiten – könnte Wet-Lease für viele Fluggesellschaften zu einer langfristigen Strategie werden.