Avanti Air: Erste de Havilland Dash 8-400 am Siegerland-Flughafen gelandet

de Havilland Dash 8-400 (Foto: Avanti Air).
de Havilland Dash 8-400 (Foto: Avanti Air).

Avanti Air: Erste de Havilland Dash 8-400 am Siegerland-Flughafen gelandet

de Havilland Dash 8-400 (Foto: Avanti Air).
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Mit ein wenig Verspätung zeigt sich die erste de Havilland Dash 8-400 der deutschen Fluggesellschaft Avanti Air in ihrem neuen Farbenkleid. Dieses ist schlicht gestaltet und zeigt das Firmenlog auf dem Leitwerk sowie den Airlinenamen auf dem Triebwerkskasten. Der kommerzielle Erstflug wird Ende April 2022 durchgeführt.

Avanti Air setzte über viele Jahre hinweg auf Turbopropflugzeuge des Typs ATR72. Vor ein paar Jahren wechselte man auf Jets, um genau zu sein auf Fokker 100. Dieser Ausflug ist nun vorbei, denn die kleine Airline fliegt wieder mit Turboprops. Diesmal hat man sich aber de Havilland Dash 8-400 beschafft. Das hat verschiedene Gründe, wie das Unternehmen gegenüber Aviation.Direct erklärte.

Der angesichts der momentan hohen Treibstoffpreise wohl wichtigste Grund ist der niedrigere Spritverbrauch. Die Fokker 100 hätte in Paros nicht landen können, jedoch kann man zumindest fiktiv den Fuel Burn vergleichen. Die de Havilland Dash 8-400 benötigt rund eine Tonne Kerosin weniger, was sich finanziell stark bemerkbar macht. Die Sitzplatzkapazität ist zwar um 20 Prozent niedriger, jedoch ist der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß um etwa 50 Prozent verringert. Und dann kommt doch wieder Paros ins Spiel, denn derartige Charteraufträge hätte man mit der Fokker 100 schlichtweg nicht durchführen können.

Weiters spielte bei der Entscheidung auch die Geschwindigkeit der Dash 8-400 eine Rolle. Diese ist im direkten Vergleich mit der ATR72 deutlich höher. Allerdings benötigt das zuletzt genannte Muster auch weniger Treibstoff. Um an das fiktive Beispiel des vorherigen Absatz anzuknüpfen: Die de Havilland Dash 8-400 hat gegenüber der Fokker 100 auf dieser Distanz eine nur um rund 20 Minuten längere Flugzeit. Unter dem Strich kann Avanti Air beim firmeneigenen Einsatzprofil gegenüber der ATR72 zwei Umläufe mehr pro Tag durchführen und liegt damit auf einem mit der Fokker 100 vergleichbaren Niveau. Die Betriebskosten des Turbopropflugzeugs sind jedoch deutlich niedriger.

de Havilland Dash 8-400 (Foto: Avanti Air).

Hohe Spritkosten treffen auch Reiseveranstalter

Auch auf dem Chartermarkt spielen die Kosten eine immer größere Rolle, denn Tour Operator müssen nicht zuletzt werden den finanziellen Folgen der Corona-Pandemie knallhart kalkulieren und können sich keine größeren Experimente erlauben. Das bekommen auch Fluggesellschaften zu spüren, denn können Airlines bei Ausschreibungen von Reiseveranstaltern keine „günstigen Angebote“ machen bzw. empfindet diese der Tour Operator als für sein Geschäftsmodell unwirtschaftlich, finden die Reisen schlichtweg gar nicht mehr statt. Somit zählt für Reiseveranstalter bei Charterflügen hauptsächlich der Preis und angesichts der stark steigenden Spritkosten ist dieses Thema aktueller denn je. Manche Tour Operator sind da gerade froh, wenn auf Strecken, die eben kein Massengeschäft sind, auf günstigere Turboprops ausgewichen werden kann, denn mit Jets würde es wirtschaftlich kompliziert werden. Für die meisten Urlauber zählt eben am Ende der Preis und wenn die persönliche Schmerzgrenze überschritten wird, bucht man eine andere Reise oder bleibt zu Hause.

Avanti Air ist der Ansicht, dass man auch angesichts des Umstands, dass es in Europa nur noch sehr wenige Turboprop-Operators, die im Charter- und ACMI-Geschäft aktiv sind, eine wichtige Nische bedienen kann. Es ist eben kein Massengeschäft, sondern eine Art Marktlücke, in der man den Kunden, die überwiegend Reiseveranstalter sind, ein attraktives und wettbewerbsfähiges Angebot machen will. Die Fluggesellschaft hat eigenen Angaben nach – abgesehen von Kurzarbeit – keine nennenswerten weiteren Coronahilfen erhalten. Abgesehen von natürlicher Fluktuation habe man nur zwei Mitarbeiter, jedoch aus ganz anderen Gründen, die Kündigung ausgesprochen.

Flugzeuge werden aus Eigenmitteln finanziert

Avanti Air ist seit der Firmengründung ein Carrier, der stets in Nischen aktiv war und das überaus erfolgreich. Man suchte sich Marktlücken und schaffte es so zu wirtschaften, dass man Investitionen ganz ohne Fremdfinanzierung tätigen kann. Fabrikneue Flugzeuge gibt das Budget nicht her, jedoch ist man auf dem Gebrauchtmarkt nicht auf den Goodwill von Banken oder Investoren angewiesen, sondern wenn es passt, kauft man die Maschinen mit Eigenmitteln. Traditionell legt Avanti Air viel Wert auf ordentliche Kabinen, so dass diese stets neuwertig wirken.

Doch was hat Avanti Air eigentlich mit den Turbopropflugzeugen vor? In diesem Jahr wird eine Dash 8-400 auf dem österreichischen Flughafen Graz stationiert. Von dort aus werden Charteraufträge für Reiseveranstalter durchgeführt. Die Aufträge ab Österreich bzw. Memmingen werden an den Verkehrstagen Freitag, Samstag und Sonntag bedient. An den übrigen Tagen wird das Turbopropflugzeug für andere Kunden ab anderen Airports eingesetzt. Man hat also im Sommer 2022 schon viel zum tun.

de Havilland Dash 8-400 (Foto: Avanti Air).

Zwei weitere Dash 8-400 sollen bald kommen

Avanti Air strebt den Ausbau der Dash-Flotte um zwei weitere Einheiten an. Allerdings steht für die Einflottung noch kein konkreter Termin fest, doch könnte dies Unternehmensangaben nach durchaus schnell gehen. Man macht sich jedoch keinen Stress und ist erstmal stolz, dass man nach einigen Verzögerungen mit der D-AASH die erste de Havilland Dash 8-400 in eigenen Farben hat.

Die formelle Abnahme durch das Luftfahrtbundesamt wird am Freitag durchgeführt. In der kommenden Woche werden die Piloten einige Trainingsflüge ab Paderborn durchführen. Ende dieses Monats fliegt man dann für einen Reiseveranstalter eine zehntägige Charterkette. Somit wird der kommerzielle Erstflug mit diesem Maschinentyp noch im April 2022 durchgeführt werden. Danach steht dieses Flugzeug kurzfristig für adhoc-Charter und ACMI-Dienstleistungen zur Verfügung ehe dann ab Ende Mai 2022 unter anderem ab Graz, Klagenfurt und Memmingen über den Sommer für Tour Operator geflogen wird.

1 Comment

  • Hans-Dieter Küpper , 8. April 2022 @ 16:15

    Mutig, Mutig, Mutig. Herzlichen Glückwunsch !!

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  • Hans-Dieter Küpper , 8. April 2022 @ 16:15

    Mutig, Mutig, Mutig. Herzlichen Glückwunsch !!

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