Mit Fotos von Flugzeugen von Air Malta und Malta MedAir sowie Flugnummern von Heston Airline geht das deutsche Unternehmen Prishtinajet UG (haftungsbeschränkt) im Internet auf Kundenfang. Schenkt man der Homepage des Anbieters Glauben so soll es wöchentlich viele Charterflüge ab Basel, Düsseldorf und Stuttgart nach Pristina geben. Allerdings scheinen diese bei den genannten Flughäfen auf den Anzeigetafeln gar nicht auf.
Das hat auch seinen Grund, denn beispielsweise haben die Airports Basel und Pristina auf Anfrage gegenüber Aviation.Direct erklärt, dass man mit einem Unternehmen namens Prishtinajet UG (haftungsbeschränkt) in keiner Geschäftsbeziehung steht. Auch sind deren angebliche Flüge nicht bekannt.
Aus einem vorliegenden „Ticket“ geht hervor, dass der IATA-Twoletter-Code „HN“ vor den „Flugnummern“ verwendet wird. Die Abkürzung steht für Heston Airlines. Gleicht man die behaupteten Flugzeiten, die auf der Homepage von Prishtinajet angegeben werden ab, so zeigt sich schnell, dass es diese Heston-Airlines-Flüge schlichtweg nicht gibt. Die Airline bestätigte gegenüber Aviation.Direct, dass man mit Prishtinajet UG (haftungsbeschränkt) in keiner Geschäftsbeziehung steht, die Flugnummern nicht existieren und insbesondere kein Chartervertrag abgeschlossen wurde. Das „Problem“ ist der Airline mit Sitz in Vilnius bekannt und man arbeitet mit juristischen Mitteln daran die Verwendung des 2L-Codes durch Prishtinajet zu unterbinden.
Air Malta und Malta MedAir fliegen nicht für Prishtinajet
Da waren ja noch Fotos von Air Malta und Malta MedAir, mit denen in Sozialen Medien und Werbeanzeigen intensiv auf Kundenfang gegangen wird. Besonders wird ein „Erstflug“ zwischen Düsseldorf und Pristina mit Fotos eines A320 von Air Malta „dokumentiert“. Diesen gab es aber laut dem betroffenen Luftfahrtunternehmen nie, sondern diese stammen von einem regulären KM-Linienflug zwischen Düsseldorf und Luqa (Malta), ist aus der Airline zu hören. Man steht mit Prishtinajet in keiner Geschäftsbeziehung und fliegt für diese auch nicht.
Malta MedAir, mit deren Flugzeugen ebenfalls geworben wird, ist ebenfalls noch nie für die deutsche „UG (haftungsbeschränkt)“ geflogen und hat ebenfalls keinen Charterauftrag. Die Flugzeuge dieser maltesischen Airline sind andernorts im ACMI-Einsatz. Beispielsweise fliegt man ab Antalya im Auftrag von Corendon. Auch aus der maltesischen Zivilluftfahrtbehörde war zu hören, dass weder Air Malta noch Malta MedAir Charterflüge ab Deutschland und/oder der Basel-Mulhouse nach Pristina durchführen.
Smartlynx kündigte die Zusammenarbeit fristlos
Auf LinkedIn bringt Prishtinajet gar noch eine weitere Fluggesellschaft ins Spiel. Man behauptet, dass Smartlynx die Flüge durchführen würde. Dem hält die Airline aber entgegen, dass man schlichtweg nicht für diesen Ticketverkäufer fliegen würde. In der Tat war im Jahr 2020 angekündigt, dass man zwei Airbus A320 im Kosovo stationieren wird und mit diesen Charterflüge für Prishtinajet durchführen wird. Nach nur 15 Flügen war aber aufgrund angeblicher Zahlungsanstände wieder Schluss und Smartlynx hat den Vertrag fristlos gekündigt. Man wies damals sogar öffentlich darauf hin, dass man die Zusammenarbeit per sofort beendet hat und die von Prishtinajet beworbenen Flüge definitiv nicht durchführen wird. Die deutsche „UG (haftungsbeschränkt“, die laut Firmenbuch ein Stammkapital von nur 1.000 Euro hat und von einem Mann mit Kosovo-Staatsbürgerschaft geleitet wird, hat es aber bis heute für nicht notwendig gehalten die „Verbindung“ zu Smartlynx von der Linkend-In-Präsenz zu entfernen.
Es ist auch nicht das erste Mal, dass Prishtinajet aufgrund fragwürdiger Geschäftspraktiken auffällig wird. Beispielsweise titelte 20Min.ch am 28. Dezember 2022: „Kosovo-Reisebüro haut in der Weihnachtszeit Landsleute übers Ohr“. Erst am Flughafen Basel sollen viele „Kunden“ erfahren haben, dass es ihre vermeintlichen Flüge nach Pristina überhaupt nicht gab. Damals kommunizierte Prishtinajet noch mit Medien und redete sich darauf aus, dass Verkaufsagenturen Fehler gemacht hätten.
Mittlerweile reagiert das deutsche Unternehmen, das offiziell in München sitzt, jedoch eine Geschäftsadresse in Düsseldorf, bei der es sich laut Handelsregister um die Privatadresse des Geschäftsführers handeln soll, auf Anfragen nicht mehr. Die Prishtinajet UG (haftungsbeschränkt) wurde mit den Vorwürfen sowie Äußerungen der vermeintlichen Operating Carrier konfrontiert, jedoch zog man es vor zu schweigen.
„Tickets“ werden weiterhin verkauft – primär gegen Cash
Der Ticketverkauf von ultrabilligen Pristina-Flügen wurde aber bis dato nicht eingestellt. Selbst am Tag des vermeintlichen „Abflugs“ sind „Flugscheine“ für 39 Euro, aber auch für weit über 200 Euro, buchbar. Gleicht man die Flugzeiten, die auf der Homepage angegeben werden, mit den Anzeigetafeln der Flughäfen ab, so wird man diese nicht finden. Simpler Grund: Die Airports wissen nichts davon und die vermeintlichen „Air Malta/MaltaMedAir/Heston-Airlines“-Flüge gibt es schlichtweg nicht.
Die sehr rudimentär gehaltene Homepage von Prishtinajet soll offensichtlich auch nur einen einzigen Zweck erfüllen: „Buchungen“ und insbesondere Bezahlungen an Land ziehen, denn so ziemlich alle anderen Funktionen funktionieren gar nicht bzw. auf den Texten sind keine Hyperlinks hinterlegt. Betroffene berichten davon, dass es bei Zahlungsversuchen über Kreditkarten und Paypal angeblich zu Fehlermeldungen kommen soll und man dann auf Barzahlung in Supermärkten über das Tool „Barzahlen.de“ sowie Bareinzahlung bzw. Überweisung auf ein Bankkonto ausweichen soll. Genau das dürfte offenbar Kalkül haben, denn während bei Karten- und/oder Paypalzahlung bei Nichterbringung der Leistung ein Käuferschutz besteht, ist dieser bei Barzahlung bzw. Überweisung schlichtweg nicht vorhanden.
So genannte „Fake-Airlines“, die ihre „Dienstleistungen“ in Richtung Kosovo anbieten, kommen laut Staatsanwaltschaft Basel immer wieder vor. Perfide ist dabei auch, dass man sich Namen bedient, die dem schon lange auf dem Markt etablierten Reisebüro „Air Prishtina“ zum Verwechseln ähnlich sind. Während „Air Prishtina“ ein seriöser Anbieter ist, der sogar 51 Prozent an der Fluggesellschaft Chair Airlines besitzt, sind die unseriösen nur auf das Geld, das im VFR-Verkehr zu „holen“ ist aus und Flüge gibt es im Regelfall nicht.
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