Belgien macht einen wichtigen Schritt in seiner Fähigkeit, auf Waldbrände schnell und effektiv zu reagieren: Das Land erhält erstmals ein spezielles Löschflugzeug, das AT-802 Fire Boss. Diese neuartige Entwicklung markiert eine wesentliche Erweiterung der belgischen Brandbekämpfungsressourcen und verringert die Abhängigkeit von ausländischen Unterstützungseinheiten. Das Flugzeug wird am Zwartberg-Flughafen in Genk stationiert, wobei ein zweites Gerät in Kürze folgen soll. Diese Initiative zeigt Belgiens zunehmendes Engagement, sich den Herausforderungen durch immer häufigere und intensivere Waldbrände zu stellen.
Bislang war Belgien auf die Hilfe von Hubschraubern der föderalen Polizei angewiesen, die mit Wassertaschen ausgerüstet sind, oder auf die Zusammenarbeit mit benachbarten Ländern wie Frankreich. Doch mit der Einführung des AT-802 Fire Boss, einem speziell für den Luftangriff auf Waldbrände konzipierten Amphibienflugzeug, ändert sich diese Praxis. Das Flugzeug ist in der Lage, Wasser direkt aus Gewässern aufzunehmen, ohne auf Landflächen angewiesen zu sein, was eine wesentlich schnellere Reaktionszeit ermöglicht.
Die Fire Boss-Flugzeuge sind mit einer einzigartigen Fähigkeit ausgestattet, 3.000 Liter Wasser in voller Bewegung aufzunehmen. Dies stellt sicher, dass sie innerhalb kürzester Zeit nach einem Feueralarm wieder in der Luft sind. Die Startvorbereitungen sind so optimiert, dass das Flugzeug innerhalb von nur 12 Minuten nach einer Alarmierung in der Luft sein kann, was einen entscheidenden Vorteil bei der Bekämpfung von Bränden darstellt, die sich schnell ausbreiten können.
Cargolux und Aquarius Aerial Firefighting
Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Vorhabens ist die Rolle von Cargolux, einer weltweit anerkannten Frachtfluggesellschaft. Cargolux hat eine neue Tochtergesellschaft namens Aquarius Aerial Firefighting (Aquarius AFF) gegründet, die sich der Luftbrandbekämpfung widmet. Diese Tochtergesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, innerhalb von drei Jahren eine Flotte von 12 AT-802F Fire Boss-Flugzeugen zu betreiben, von denen bereits die ersten drei Flugzeuge geliefert wurden und voraussichtlich ab Mai 2024 operationell sind.
Richard Forson, Präsident und CEO von Cargolux, betonte die Bedeutung dieses Projekts: „Die Gründung von Aquarius Aerial Firefighting als neue Geschäftseinheit von Cargolux stellt ein aufregendes neues Kapitel in der Geschichte des Unternehmens dar. Waldbrände sind ein wachsendes globales Problem, das eine schnelle Reaktion erfordert. Als verantwortungsbewusster Unternehmensbürger sehen wir es als unsere Pflicht an, dieses Problem mit zu lösen.“
Die Einführung von Aquarius AFF und die Schaffung dieser spezialisierten Luftflotte sind eine Antwort auf die weltweit zunehmende Häufigkeit und Schwere von Waldbränden, die nicht nur die Natur, sondern auch die menschliche Bevölkerung und Infrastruktur bedrohen. In Belgien, wie auch in vielen anderen Ländern, zeigt sich die Notwendigkeit einer raschen und gut ausgestatteten Brandbekämpfungsinfrastruktur.
Herausforderungen und Trainingsbedarf
Trotz dieser vielversprechenden Neuerung gibt es jedoch noch einige Hürden. Derzeit hat Cargolux keine Genehmigung für die Durchführung von Wasseraufnahmetrainings im belgischen Limburg. Daher müssen die Piloten ihre Ausbildung an einem speziellen Wasserflughafen an der französisch-belgischen Grenze fortsetzen. Allerdings haben die belgischen Behörden signalisiert, dass im Falle eines echten Notfalls eine Sondergenehmigung für die Wasseraufnahme erteilt werden könnte, jedoch unter strengen Auflagen und einer intensiven Aufsicht.
Die Wahl des Zwartberg-Flughafens als Basis für das Fire Boss-Flugzeug ist nicht zufällig. Der Flughafen verfügt über eine bestehende Flugschule und die notwendigen Zertifikate, um den Betrieb dieser speziellen Flugzeuge zu ermöglichen. Das Trainingsprogramm für die Piloten wird von der „Limburgse Vleugels“-Flugschule verwaltet, wodurch Belgien seine Expertise in der Luftbrandbekämpfung weiter ausbaut und die notwendige Infrastruktur stärkt.
Ausblick und Bedeutung für Belgien
Die Beschaffung der AT-802 Fire Boss-Flugzeuge stellt für Belgien einen bedeutenden Fortschritt in der Bekämpfung von Waldbränden dar. Angesichts der wachsenden Bedrohung durch diese Naturkatastrophen und der damit verbundenen Herausforderungen in der Reaktionszeit und Effizienz ist die Fähigkeit, schnell auf Brände reagieren zu können, von größter Bedeutung. Die Entscheidung, eine eigene Luftflotte für die Brandbekämpfung aufzubauen, ist ein klares Zeichen dafür, dass Belgien seine Brandbekämpfungsstrategie weiter professionalisieren und optimieren möchte.
Diese Entwicklung wird nicht nur die Luftbrandbekämpfungskapazitäten Belgiens verbessern, sondern könnte auch als Modell für andere europäische Länder dienen, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Die internationale Zusammenarbeit in der Luftbrandbekämpfung wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen, doch mit der Einführung der Fire Boss-Flugzeuge geht Belgien einen wichtigen Schritt in Richtung Selbstversorgung und Eigenständigkeit in dieser Hinsicht.