Kostenpflichtige Toiletten sind an europäischen Bahnhöfen keine Seltenheit. An Flughäfen stehen diese im Normalfall als Serviceleistung unentgeltlich zur Verfügung. Nicht so am belgischen Charleroi-Airport, denn hier muss man bei „Notdurft“ einen Euro berappen.
Vor längerer Zeit dachte Ryanair-Chef Michael O’Leary öffentlich darüber nach die Nutzung der Bordtoiletten kostenpflichtig zu machen. Umgesetzt wurde das Vorhaben nie, so dass der Billigflieger bis heute keine „Klogebühr“ erhebt. Anders der Flughafen Charleroi, dessen größter Kunde der irische Lowcost-Konzern ist: Seit wenigen Tagen müssen Passagiere, die – warum auch immer – das WC aufsuchen müssen, einen Euro bezahlen.
Wer dann keine Bank- oder Kreditkarte hat, was beispielsweise bei Kindern und Jugendlichen häufig der Fall sein, kann, kommt erst gar nicht rein, denn Bargeld akzeptieren die neuen Zugangsschranken gar nicht. Somit gibt es nicht die Wahl zwischen Cash or Card for (was auch immer), sondern wer vom Gerät akzeptierte Karte hat, darf seine Notdurft nicht verrichten.
Es überrascht also gar nicht, dass die kostenpflichtigen Toiletten am Flughafen Charleroi bereits für hitzige Debatten auf Social Media und in TV-Beiträgen sorgen. So äußerten sich Passagiere gegenüber lokalen Fernsehstationen dahingehend, dass sie sich abgezockt fühlen, dass man nach der Landung auch noch für die Toiletten bezahlen müssen.
Wer nun glaubt, dass nur jene „stillen Örtchen“ außerhalb des Sicherheitsbereichs betroffen wären, irrt. Charleroi hat sämtliche WC-Anlagen mit Bezahlschranken versehen. Das schließt ausdrücklich jene direkt bei den Gepäckbändern sowie im Sicherheitsbereich rund um die Gates ein. Somit gibt es keinen legalen Weg der „Klogebühr“ zu entkommen. Mit einem Euro pro Nutzung ist diese durchaus hoch angesetzt, denn im Gegensatz zu Tankstellen bekommt man dafür einen Gutschein, der in Shops eingelöst werden könnte.
Doch warum kassiert Charleroi eigentlich für die Toiletten extra? Jeder Passagier bezahlt über die die gebuchte Fluggesellschaft ein so genanntes Fluggastentgelt, dessen Höhe je nach Airport unterschiedlich ausfällt. In diesem ist die Nutzung des Terminals und somit normalerweise auch die Nutzung der WC-Anlagen inkludiert. Bis zum „Fall Charleroi“ stellte sich diese Frage gar nicht. Der Flughafen begründet die Einführung der „Klosteuer“ in der Höhe von ein Euro pro Nutzung damit, dass die Anlagen von den Benutzern „häufig sehr schmutzig hinterlassen wurden“ und das „obwohl sie stündlich gereinigt werden“. Die Kosten für die Reinigung will der Airport nicht mehr alleine tragen und verlangt deswegen jetzt Geld. Allerdings vermuten Passagiere eher, dass der Flughafen nach einer neuen Einnahmequelle gesucht hat und nach dem Motto „wenn man muss, dann muss man“ könnten sich die Toiletten angeboten haben…
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