Flughafen Berlin-Brandenburg Terminal 1 (Foto: Granit Pireci).
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BER: Berlin und Brandenburg drängen auf mehr Langstreckenverbindungen

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Berlin und Brandenburg machen Druck auf den Bund: Beide Länder wollen den Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) stärker als Knotenpunkt für internationale Flugverbindungen etablieren und fordern eine Ausweitung des Langstreckenangebots.

Im Zentrum der Debatte steht die Forderung nach mehr Interkontinentalflügen, die den BER als wichtigen Standort für Investitionen und wirtschaftliches Wachstum in Ostdeutschland positionieren könnten. Doch die Bundespolitik stellt sich bislang quer – insbesondere der Fall der arabischen Fluggesellschaft Emirates zeigt, wie kompliziert die Situation ist.

Langstreckenflüge als Wirtschaftsmotor

Der BER, der erst 2020 nach jahrelangen Verzögerungen und baulichen Problemen eröffnet wurde, kämpft seitdem um eine Position als bedeutender internationaler Flughafen. Im Vergleich zu anderen deutschen Flughäfen wie Frankfurt am Main oder München hinkt der BER hinterher, insbesondere was Langstreckenverbindungen betrifft. Der Mangel an Direktverbindungen in bedeutende wirtschaftliche Zentren wie die USA, Asien oder den Nahen Osten beeinträchtigt die Attraktivität der Region für Investoren und Geschäftsreisende.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sehen hierin ein großes Defizit. In einem Gespräch mit dem „Handelsblatt“ machte Wegner deutlich, dass mehr Interkontinentalverbindungen nicht nur die Infrastruktur des Flughafens stärken würden, sondern auch ein „starkes Signal für Investitionen nach Ostdeutschland“ wären. In einer Zeit, in der der Osten Deutschlands noch immer mit strukturellen Herausforderungen zu kämpfen hat, könnten neue internationale Verbindungen die Region wirtschaftlich stärken und global besser vernetzen.

Die Rolle des Bundes

Wegner und Woidke sehen den Bund in der Pflicht, die internationalen Ambitionen des BER zu unterstützen. Doch die Bundesregierung zögert. Ein prominentes Beispiel für diese Zurückhaltung ist der Fall der Fluggesellschaft Emirates. Diese hatte bereits Interesse gezeigt, ihre Aktivitäten auf dem BER auszuweiten und zusätzliche Langstreckenverbindungen aufzunehmen. Doch die Bundesregierung verweigerte der Airline die erforderlichen Genehmigungen. Grund hierfür sind unter anderem internationale Abkommen und Wettbewerbsbedenken, die insbesondere von deutschen Fluggesellschaften wie Lufthansa geäußert werden.

Diese Blockadehaltung wird von vielen in Berlin und Brandenburg kritisch gesehen. Sie argumentieren, dass es im Interesse des gesamten Landes – und nicht nur einzelner Fluggesellschaften – liegen müsse, den BER als internationalen Flughafen zu stärken. Die Region sieht sich durch diese Entscheidungen ausgebremst und fordert eine Kurskorrektur in der Bundespolitik.

Wettbewerbsdruck und internationale Abkommen

Ein zentrales Problem in der Debatte um den Ausbau von Langstrecken am BER ist der internationale Flugverkehrsmarkt und die Konkurrenz unter den großen Airlines. Lufthansa, die dominierende deutsche Fluggesellschaft, hat ein starkes Interesse daran, ihre Hubs in Frankfurt und München zu schützen. Diese Flughäfen sind die wichtigsten Drehkreuze für den Langstreckenverkehr in Deutschland. Wenn ein dritter deutscher Flughafen – in diesem Fall der BER – mehr Langstreckenverbindungen anbieten würde, könnte dies zu einer Umverteilung von Passagieren und möglicherweise zu wirtschaftlichen Einbußen für die etablierten Drehkreuze führen.

Darüber hinaus sind internationale Flugverbindungen oft das Ergebnis von bilateralen Luftverkehrsabkommen zwischen Staaten. Emirates ist in diesem Kontext ein besonders kontroverses Thema. Die Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gilt als einer der größten internationalen Wettbewerber von europäischen Airlines und wird von einigen als übermäßig subventioniert wahrgenommen. Insbesondere Lufthansa hat wiederholt Kritik an den expansiven Plänen von Emirates geäußert und argumentiert, dass die arabische Airline durch staatliche Unterstützung einen unfairen Wettbewerbsvorteil habe.

Chancen für den BER

Trotz dieser Hindernisse sehen Wegner und Woidke den BER als Standort mit großem Potenzial. Die geografische Lage des Flughafens, die Nähe zu osteuropäischen Märkten und die wachsende Bedeutung Berlins als internationale Metropole sprechen für einen Ausbau des Langstreckenangebots. Zudem könnte der BER dazu beitragen, die Abhängigkeit Deutschlands von den Flughäfen Frankfurt und München zu reduzieren und mehr Wettbewerb im nationalen Luftverkehr zu schaffen.

Für den BER wäre der Ausbau von Interkontinentalverbindungen auch eine Chance, sich nach den anfänglichen Schwierigkeiten zu einem ernstzunehmenden internationalen Drehkreuz zu entwickeln. Die jüngsten Passagierzahlen zeigen, dass der BER sich allmählich stabilisiert, doch ohne ein stärkeres Langstreckenangebot bleibt er hinter den Erwartungen zurück. Es ist auch eine Frage der internationalen Sichtbarkeit: Ein Flughafen, der regelmäßige Direktflüge in die wichtigsten Wirtschaftsregionen der Welt anbietet, wird eher von internationalen Investoren und Unternehmen wahrgenommen.

Der Bund am Zug

Die Forderungen aus Berlin und Brandenburg machen deutlich, dass der Ausbau des BER eine nationale Angelegenheit ist, die nicht nur die Region betrifft. Ein starker BER könnte die wirtschaftliche Entwicklung in Ostdeutschland fördern und zugleich die Rolle Deutschlands im internationalen Luftverkehr stärken. Doch dafür braucht es politische Unterstützung und eine Umstellung in der bisherigen Luftfahrtpolitik des Bundes. Solange die Bundesregierung jedoch an ihrer restriktiven Haltung gegenüber neuen Langstreckenverbindungen festhält, bleibt das Potenzial des BER unausgeschöpft.

Es bleibt abzuwarten, ob der Druck aus den beiden Bundesländern und der Wirtschaft ausreichen wird, um eine Neuausrichtung der Luftfahrtpolitik zu erzwingen. Klar ist: Die Zukunft des BER und der Region hängt maßgeblich davon ab, ob es gelingt, den Flughafen zu einem wichtigen internationalen Drehkreuz zu machen.

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