Berlin: Schönefelds NS-Vergangenheit wird aufgearbeitet

Flughafen Berlin-Brandenburg Terminal 5 (Foto: Granit Pireci).
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Berlin: Schönefelds NS-Vergangenheit wird aufgearbeitet

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Die Berliner Flughäfen Schönefeld und Tempelhof haben in ihren jeweiligen Geschichten ein ganz dunkles Kapitel. Während dies am ehemaligen innerstädtischen Airport weitgehend bekannt und zum Teil auch offensichtlich ist, erinnern sich nur noch wenige an die Rüstungsproduktion von Henschel in Schönefeld.

Die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH hat ihren Sitz auf dem einstigen Gelände der Henschel Flugzeug-Werke. 1934 gegründet, entwickelte sich das Tochterunternehmen der Firma Henschel & Sohn aus Kassel während der Zeit des Nationalsozialismus zu einer der bedeutendsten deutschen Rüstungsfabriken für Kampfflugzeuge und Gleitbomben. In Schönefeld wurden Flugzeuge, Waffen und Waffensysteme entwickelt, getestet und gebaut, die Tod und Vernichtung in ganz Europa brachten.

Dieser Teil der Geschichte des Flughafenstandorts Schönefeld ist bisher wenig bekannt. Die Flughafengesellschaft hat deshalb ein Team von Historikerinnen und Historikern mit wissenschaftlichen Recherchen über die NS-Vergangenheit des Ortes beauftragt und möchte die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit vermitteln. Am Montag (16.08.) stellte sie dazu das Buch „Im Dienst des nationalsozialistischen Krieges – Der erste Flugplatz in Schönefeld“ von den Autoren Prof. Dr. Harald Bodenschatz, TU Berlin, sowie Christoph Bernhardt, Stefanie Brünenberg und Dr. Andreas Butter vom Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) Erkner vor. Gleichzeitig wurde unter demselben Titel eine Ausstellung im Schönefelder Verwaltungsgebäude der Flughafengesellschaft eröffnet.

In der Publikation werden erstmals der Aufbau der Henschel Flugzeug-Werke samt Flugplatz, die dortige militärische Forschung und Produktion sowie die Bedeutung des Standortes Schönefeld in der Rüstungslandschaft Berlins und seines Umlandes im Zusammenhang vorgestellt. Neben einer architekturhistorischen Einschätzung der Bauten liegt ein wichtiger Fokus auf der militärischen Forschung und den Produktionsbedingungen in den Henschel Flugzeug-Werken. Die in Schönefeld in Serie gebauten Flugzeuge zerstörten Städte etwa in Spanien, England, Polen sowie in der Sowjetunion und töteten nicht nur Soldaten, sondern auch viele Zivilpersonen. Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter mussten in den Henschel-Werken unter menschenunwürdigen Bedingungen Nachschub für die deutsche Kriegsmaschinerie produzieren. Für viele von ihnen war Schönefeld ein „Schreckensort“, an dem Hunger, Krankheit und Tod zum Alltag gehörten.

Engelbert Lütke Daldrup, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH: „Viele Gebäude der Henschel Flugzeug-Werke sind heute noch erhalten und werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Flughafengesellschaft täglich genutzt. Wir sind uns der Bedeutung dieses Standortes für Krieg, Tod und Zerstörung in ganz Europa bewusst. Die Geschichte des Luftfahrtstandorts Schönefeld während der NS-Diktatur darf nicht vergessen werden. Sogenannte ‚Fremdarbeiter‘ aus den besetzten Gebieten, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Frauen und Mädchen aus Konzentrationslagern mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen Nachschub für die deutsche Vernichtungsmaschinerie produzieren, die ihre eigene Heimat zerstörte. Wir wollen darüber aufklären und uns offensiv damit auseinandersetzen. Und wir wollen auch ein Signal setzen: Der Luftfahrtstandort Schönefeld und damit der neue Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt stehen heute für ein friedliches Miteinander der Menschen, für Freiheit und Völkerverbundenheit, für Toleranz und Respekt.“

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