Bettina Ganghofer: “Reisen muss dringend wieder einfacher werden”

Bettina Ganghofer (Foto: Salzburg Airport).
Bettina Ganghofer (Foto: Salzburg Airport).

Bettina Ganghofer: “Reisen muss dringend wieder einfacher werden”

Bettina Ganghofer (Foto: Salzburg Airport).
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Die Luftfahrt ist wie kaum eine andere Branche besonders stark von Einschränkungen, die rund um die Coronakrise von den Regierungen erlassen wurden und werden, betroffen. Jede Reisewarnung führt bei Airlines zu einem weiteren Rückgang der Buchungszahlen. Kurzfristige Hoffnungen setzt nun auch die IATA auf Corona-Schnelltests. Bettina Ganghofer, Geschäftsführerin des Salzburger Flughafens, erklärt im Gespräch mit Aviation.Direct, dass dies sinnvoll ist, wenn damit das Fliegen wieder attraktiver wird.

Die Managerin ist Österreichs einzige weibliche Nummer Eins an einem Verkehrsflughafen und leitet hinsichtlich der Passagzierzahlen den zweitgrößten Airport der Alpenrepublik. Bettina Ganghofers Herz schlägt für die Luftfahrt. Die Managerin kann auf langjährige Erfahrung zurückblicken und zwar unter anderem für die Mitteldeutsche Flughafen AG tätig, ehe sie vor rund drei Jahren im Chefsessel des Salzburger Flughafens landete. Nach dem Motto „Ladies First“ macht selbstverständlich Salzburg den Auftakt in der neuen Aviation.Direct-Miniserie.

Heute weiß ich nicht was mich morgen – wenn ich wieder in mein Heimatland zurückkehre – erwartet, diese Unsicherheit ist schrecklich und schädigt die gesamte Flugbranche massiv auf viele Jahre.

Bettina Ganghofer, Geschäftsführerin des Salzburger Flughafens.

Aviation.Direct: Welche Schritte müssen Regierungen und die EU setzen, um der Luftfahrt- und Touristikbranche das Überleben und Comeback ermöglichen zu können?

Bettina Ganghofer: Das aktuelle Gebot der Stunde ist vor allem eine EU weite Vereinheitlichung der Reisebestimmungen und ein einheitliches Grenzmanagement. Derzeit hat jedes Land andere Regeln – das verunsichert die gesamte Reiseindustrie und führt dazu, dass es nahezu unmöglich ist, einen Urlaube oder eine Dienstreise verlässlich zu planen. Wir in der Luftfahrt spüren diese Verunsicherung und Unplanbarkeit natürlich als erstes. Reisen muss dringend wieder einfacher werden. Heute weiß ich nicht was mich morgen – wenn ich wieder in mein Heimatland zurückkehre – erwartet, diese Unsicherheit ist schrecklich und schädigt die gesamte Flugbranche massiv auf viele Jahre. Die Erholungsphase wird sehr lange dauern und ich denke nicht, dass wir vor 2024 wirklich wieder von „Normalzuständen“ reden können.

Aviation.Direct: Einige Airlines und die IATA plädieren dazu, dass vor dem Abflug Schnelltests durchgeführt werden sollen. Diese könnten beispielsweise im Zuge der Sicherheitskontrolle gemacht werden. Was halten Sie von der Durchführung von Schnelltests vor jedem Abflug und wie könnten diese bei Ihnen umgesetzt werden?

Bettina Ganghofer: Die Idee, vor dem Abflug Schnelltests durchzuführen, ist für mich vorstellbar, wenn damit das Fliegen wieder attraktiver wird. Diese Schnelltests sind jedoch nur für Flüge in jene Länder sinnvoll, deren Einreiseregeln die Vorlage eines negativen Tests verlangen. Falls diese Vorgaben kommen sollten, werden wir darauf reagieren und schnelle, unkomplizierte Tests am Flughafen unterstützen. Wir haben bereits jetzt eine COVID Teststation am Flughafen, die unsere Gäste nützen können.

Aviation.Direct: Bitte beschreiben Sie ein wenig wie Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den plötzlichen Quasi-Stillstand der Luftfahrt erlebt haben und was welche Gefühle und Gedanken hatten Sie?

Bettina Ganghofer: Die Wintersaison 2019/2020 in Salzburg war beinahe zu Ende, als die Medien anfingen, über die ersten Covid 19 Fälle in Europa zu berichten. Mit einer weltweiten Pandemie in diesem Ausmaß konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht gerechnet werden! Bei uns in Salzburg wurden wie im restlichen Europa zuerst Flugfrequenzen ausgedünnt, dann kamen immer mehr Streichungen und die ersten Grenzen wurden geschlossen. Schließlich kam der weltweite Flugverkehr nahezu gänzlich zum Stillstand. Kurz bevor der Flughafen Salzburg in den Stand By Betrieb wechseln musste, war nur noch die Düsseldorf Verbindung mit Eurowings übriggeblieben. Als dann auch diese eingestellt wurde, wurde es sehr leise. Die Gedanken waren bei mir und meinen Mitarbeitern wohl die gleichen – hoffentlich ist der Spuk bald vorüber und wir können schnell wieder in den Normalbetrieb zurückkehren. Heute wissen wir, dass die Luftfahrt noch lange mit den Folgen von COVID 19 zu kämpfen haben wird.

Aviation.Direct: Wie war die Stimmung bei Ihnen als der Flugverkehr nach und nach wieder angelaufen ist?

Bettina Ganghofer: Innerlich habe ich gejubelt und mich gefreut – auch wenn ich immer wusste, dass bei allem Optimismus Vorsicht geboten ist, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass es Wellen und Eintrübungen gibt. Das haben wir leider mit den West-Balkan Strecken unseres Airline-Partners WIZZ erleben müssen. Mitten in der Krise war es ein absoluter Glücksfall eine neue Airline für den Flughafen Salzburg gewinnen zu können – und dann kam der West-Balkan Shut-Down…Wir alle hoffen jetzt rasch auf einen Impfstoff und Medikamente gegen den Covid 19-Virus, damit sich die Luftverkehrsbranche deutlich erholen kann.

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