Der U.S.-amerikanische Flugzeugbauer Boeing steckt weiterhin tief in den roten Zahlen. Der jüngste Quartalsverlust beläuft sich auf 3,3 Milliarden U.S.-Dollar. Dahinter stecken auch erhöhte Kosten für Tankflugzeuge für die U.S. Air Froce sowie der Air Force One.
Die Rüstungssparte ist derzeit das große Sorgenkind von Boeing. Man hat viele kostspielige „Baustellen“, die den Konzern noch länger belasten werden. Firmenchef Dave Calhoun gibt sich aber zuversichtlich und betont das Vertrauen in sein Team. Umschwünge bräuchten eben Zeit, so der Boeing-CEO.
Im Nachgang der beiden 737-Max-Abstürze, die 346 Menschen das Leben gekostet haben, sind durchaus fragwürdige Vorgänge des Konzerns ins öffentliche Rampenlicht gerückt. Das Unternehmen hatte seither enorm hohe Kosten, von denen man sich so schnell nicht erholen wird. Seither jagt eine Problemserie die andere. Im Zivilbereich durfte man über einen längeren Zeitraum hinweg keine Dreamliner ausliefern und die Max kassierte gar ein weltweites Flugverbot, das zwischenzeitlich aufgehoben wurde. Viele Kunden haben sich die Krise, in der Boeing steckte, nützlich gemacht und besonders billige Preise für Neuflugzeuge herausgehandelt.
Im jüngst abgelaufenen Quartal legte der weltweite Umsatz um vier Prozent auf rund 16 Milliarden U.S.-Dollar zu. Die ansonsten ertragreiche Rüstungssparte hatte einen Rückgang um 20 Prozent auf 5,3 Milliarden U.S.-Dollar. Maßgeblich dazu haben erhöhte Kosten bei den Tankflugzeugen, bei einem neuen Tarnkappenbomber, aber auch bei der neuen Air Force One beigetragen. Der ehemalige Boeing-Chef Dennis Muilenburg hatte mit dem damaligen Präsidenten Donald Trump einen Fixpreis ausgehandelt, der sich nun massiv nachteilig für den Flugzeugbauer auswirkt. Die Kosten sind mittlerweile regelrecht durch die Decke geschossen.
Ganz überraschend kommt es aber nicht, dass die Präsidentenmaschine deutlich teurer als gedacht kommt. Bereits im April 2022 erklärte der amtierende Boeing-Chef, dass man mit einem milliardenschweren Verlust im Zusammenhang mit der Air Force One rechnet und man aus heutiger Sicht einen solchen Kaufvertrag nicht mehr eingehen würde. In der Rüstungssparte wirkt sich auch nachteilig aus, dass man ebenfalls zu Fixpreisen verkauft hat, jedoch zwischenzeitlich die Kosten massiv gestiegen sind.
Generell konnte Boeing im Zuge der Bekanntgabe der Quartalszahlen nur wenige positive Mitteilungen machen. Dazu zählte beispielsweise, dass Alaska Air weitere 52 Boeing 737 Max bestellt hat. Den europäischen Erzrivalen Airbus, an den man im Jahr 2019 die Marktführerschaft verloren hat, wird man aber kurzfristig nicht einholen können. Dies wird noch einige Jahre dauern, vermutet Boeing-Chef Calhoun.