Busreisen: Branche leidet unter akutem Fahrermangel

Reisebus (Foto: Jan Gruber).
Reisebus (Foto: Jan Gruber).

Busreisen: Branche leidet unter akutem Fahrermangel

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Zahlreiche Anbieter von Busreisen müssen ihre Angebote reduzieren, weil viele Betriebe zu wenige Fahrer haben und offene Stellen nur sehr schwer besetzt werden können. Punktuell gehen auf Stellenanzeigen überhaupt keine Bewerbungen ein.

Es gibt Menschen, die sich überhaupt nicht vorstellen könnten hauptberuflich in der Personenbeförderung mit Bussen tätig zu sein. Zu stressig der Alltag und zu hoch die tägliche Verantwortung gegenüber den Fahrgästen. Andere wiederum sind regelrecht Feuer und Flamme für ihren Job und können sich als „Vollblut-Busfahrer“ gar keinen anderen Beruf vorstellen. Die Problematik ist aber, dass es potentiell viele Menschen gibt, die sich vorstellen könnten „Vollblut-Busfahrer“ zu werden, aber es scheitert an den hohen Kosten, die zur Erlangung der Führerscheinklasse D selbst aufgebracht werden müssen.

Führerscheine der Klassen D und C können sehr teuer sein

Der Spruch „früher war alles billiger“ ist zumindest im Bereich der Lenkberechtigungen durchaus zutreffend, denn auch inflationsbereinigt war es früher durchaus günstiger an die Führerscheine der Klassen C und/oder D zu kommen. Einst konnten männliche Personen diese auch im Rahmen ihres Wehrdienstes machen und danach ihren militärischen Führerschein gegen eine geringe Verwaltungsgebühr in einen zivilen umschreiben lassen. In dieser Form ist das schon lange nicht mehr möglich und erst recht nicht für die Fahrer so kostengünstig. Wer einen C- und/oder D-Schein machen möchte, muss so einiges an Fahrschulkosten und Prüfungsgebühren bezahlen. Viele junge Menschen, die durchaus Interesse daran hätten Fahrer von Lastwägen und/oder Bussen zu werden, können oder wollen diese Summen aber nicht aufbringen.

Viele Lenker der so genannten Boomer-Generation gehen nach und nach in Pension, jedoch gibt es Jahr für Jahr immer weniger „Nachwuchsfahrer“. Dies konnte lange dadurch kaschiert werden, indem Interessierte aus Osteuropa und/oder aus der Balkan-Region für die Jobs gewonnen werden konnten. Doch auch diese Arbeitsmärkte sind weitgehend „abgegrast“ und der eine oder andere hat sich beruflich fernab des Lenkrades neu orientiert.

Die Summe aller Umstände ist: Busunternehmer haben große Probleme neue Fahrer zu finden. Dabei machen immer mehr Firmen doch sehr attraktive Angebote, aber das Interesse scheint sich in sehr eng gesteckten Grenzen zu halten. In vielen Regionen fahren Busse des ÖPNV nicht mehr auf eigener Linienkonzession, sondern es handelt sich um bestellte Verkehre von Städten, Ländern und/oder Verkehrsverbünden. Somit hat es Priorität das vorhandene Fahrpersonal in diesem Segment einzusetzen, denn der etwaige Verlust der ÖPNV-Aufträge kann existenzbedrohend sein.

Angebote müssen wegen Fahrermangel zurückgefahren werden

Der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen erklärt unter anderem, dass im Bereich der Busreisen die Kundennachfrage stark angezogen hat. Viele Reisen sind rasch ausgebucht, aber die Anbieter sind in den Möglichkeiten zusätzliche Kapazitäten auf den Markt zu bringen, eingeschränkt, denn viele Firmen leiden im Bereich der Fahrer unter einem akuten Mangel.

In Zahlen ausgedrückt: Laut einer verbandsinternen Umfrage, die in Baden-Württemberg durchgeführt wurde, sollen 82 Prozent der Unternehmer angegeben haben, dass man Probleme hat neue Busfahrer zu finden. Davon sagten 63 Prozent, dass man deswegen das geplante Reiseangebot reduzieren musste oder aber zusätzliche Reisen, für die es durchaus eine Nachfrage geben würde, mangels Fahrern nicht auflegen kann. Seitens des Verbandes wird noch angemerkt, dass es für Nicht-EU-Bürger kompliziert sein kann an die entsprechenden Arbeitsgenehmigungen zu kommen. Zusätzlich müssen vorhandene Busführerscheine in nationale, beispielsweise deutsche, umgeschrieben werden, was mit hohen Kosten verbunden ist. Davor würden einige Interessenten, zum Beispiel aus der Ukraine oder der Türkei, zurückschrecken. Es gibt aber auch viele Firmen, die solchen Menschen nicht nur Unterstützung bei den Behördengängen anbieten, sondern auch die Kosten für das Umschreiben des Führerscheins anbieten. Fahrer, besonders welche mit jahrelanger Vorerfahrung, werden eben händeringend gesucht.

Anzumerken ist auch, dass lediglich der Besitz der entsprechenden Führerscheinklasse noch nicht zu gewerblichen Lenken der entsprechenden Fahrzeuge berechtigt. Zusätzlich ist auch eine Berufskraftfahrerlizenz für Güterbeförderung bzw. Personenbeförderung notwendig. In Österreich ist dies Ländersache und der Zugang je nach Bundesland ein wenig anders geregelt, jedoch ist überall eines gleich: Eine behördliche Prüfung, in der es seit einigen Jahren auch um Lenk- und Ruhezeiten geht, muss abgelegt werden. Selbst das wird von Arbeitgebern, die dringend neue Fahrer suchen, finanziell unterstützt, sprich komplett bezahlt.

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