Airbus A320 (Foto: Condor).
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Condor steuert neue Wege an: Mögliche Annäherung an die Oneworld-Allianz

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In einer Zeit des Wandels und der strategischen Neuausrichtung in der Luftfahrtbranche scheint der deutsche Ferienflieger Condor seine Blicke verstärkt auf eine mögliche Zusammenarbeit mit der globalen Luftfahrtallianz Oneworld zu richten. Jüngste Berichte deuten auf intensive Gespräche zwischen Condor und American Airlines hin, einem Schwergewicht innerhalb des Oneworld-Verbundes.

Wenngleich eine Vollmitgliedschaft in der Allianz noch als langfristiges Ziel erscheint, so illustriert diese Annäherung Condors Bestreben, seine Position im internationalen Luftverkehr durch strategische Partnerschaften zu stärken. Diese Entwicklung findet vor dem Hintergrund einer erfreulichen Geschäftsentwicklung statt, die zeigt, wie die Fluggesellschaft nach schwierigen Zeiten wieder Kurs auf Rentabilität nimmt und ihre Weichen für die Zukunft stellt.

Wirtschaftlicher Aufwind und strategische Weichenstellungen

Condor, ein Traditionsunternehmen im deutschen Flugverkehr, durchläuft eine Phase der Transformation und Konsolidierung. Nach Angaben des Managements im April konnte der Nettoverlust im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 (endend am 30. September) auf 62 Millionen Euro halbiert werden, was eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr darstellt. Die Gesamterträge der Fluggesellschaft stiegen um mehr als 15 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro. Mit einer beeindruckenden Platzauslastung von 91,6 Prozent konnte Condor die Passagierzahlen um knapp 8 Prozent auf über 8,5 Millionen steigern. Besonders vielversprechend war das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres (Oktober bis Dezember 2024), in dem der operative Gewinn von 52 auf 113 Millionen Euro wuchs. Diese Zahlen zeugen von einer erfolgreichen Sanierung und einem klaren Aufwärtstrend unter der Führung von Condor-Chef Peter Gerber, der die Airline auf mehrere Standbeine stellt: Ferienflüge, ein wachsendes Zubringer- und Städtenetz ab Frankfurt.

Die wirtschaftliche Erholung von Condor ist nicht nur ein Zeichen für die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens, sondern auch für die generelle Erholung des Reisebedarfs nach den Herausforderungen der vergangenen Jahre. Mit einer diversifizierten Strategie, die sowohl den klassischen Ferienflug als auch die Erschließung neuer Zubringermärkte umfaßt, positioniert sich Condor neu im Wettbewerbsumfeld. Die Fähigkeit, die Auslastung der Flüge auf einem hohen Niveau zu halten und gleichzeitig die Erträge zu steigern, ist ein Indikator für die Effizienz der Betriebsabläufe und die Attraktivität des Angebots.

Die Annäherung an Oneworld: Eine strategische Notwendigkeit

Die jüngsten Äußerungen von Condor-Chef Peter Gerber in der „Bild“-Zeitung, in denen er Gespräche mit American Airlines über eine mögliche Kooperation bestätigte, sind ein klares Indiz für die strategische Ausrichtung Condors. Diese Annäherung an die Oneworld-Allianz ist nicht die erste ihrer Art. Schon in der Vergangenheit gab es Spekulationen über eine Zusammenarbeit Condors mit Oneworld, doch nun scheinen die Pläne konkreter zu werden.

Die Oneworld-Allianz, zu der Schwergewichte wie American Airlines, British Airways, Iberia, Cathay Pacific und Qantas gehören, ist in Nord- und Südeuropa stark aufgestellt. Allerdings weist sie seit dem Wegfall von Air Berlin, die einst Mitglied der Oneworld-Allianz war, eine merkliche Lücke in wichtigen zentraleuropäischen Märkten auf. Hier könnte Condor eine strategisch wichtige Rolle spielen, indem es diese Lücke zumindest teilweise schließen hilft. Mit seinem kleinen, aber feinen Zubringer- und Städtenetz aus Frankfurt, das wichtige Quellmärkte wie Hamburg, München, Berlin, aber auch europäische Metropolen wie Paris, Wien und Rom umfaßt, könnte Condor eine wertvolle Ergänzung für die Oneworld-Allianz darstellen. Diese Entwicklung ist besonders relevant, da Lufthansa die Condor-Flüge in Frankfurt nur noch im Interlining an ihr Europasythem anschließt, was Condor dazu veranlaßt, ein eigenes Städtenetz aufzubauen.

Eine Kooperation mit American Airlines könnte Condor den Zugang zu einem größeren Streckennetz in Nordamerika und darüber hinaus ermöglichen, während American Airlines von einer stärkeren Präsenz in Mitteleuropa profitieren würde. Solche bilaterale Vereinbarungen, sogenannte „Codeshare“-Abkommen oder „Interlining“-Vereinbarungen, sind oft der erste Schritt zu einer tiefergehenden Integration und ermöglichen es den Fluggesellschaften, Flugangebote des Partners unter eigenem Flugcode anzubieten und somit ihren Kunden ein erweitertes Streckennetz zu präsentieren.

Der Investor Attestor und das Interesse der IAG

Hinter den Kulissen der Condor steht derzeit der Investor Attestor, ein Finanzfonds, der die Fluggesellschaft in ihrer Sanierungsphase unterstützt. Es ist davon auszugehen, daß Attestor nach einer erfolgreichen Restrukturierung der Airline auf einen Ausstieg aus seinem Investment hinarbeiten wird. In diesem Zusammenhang kursieren in der Branche Gerüchte über ein mögliches Interesse der IAG (International Airlines Group) an Condor. Die IAG, der Mutterkonzern von British Airways und Iberia und damit ebenfalls ein Eckpfeiler der Oneworld-Allianz, gilt als potenzieller Käufer.

Ein solches Szenario würde die Integration Condors in die Oneworld-Allianz erheblich beschleunigen und vertiefen. Die IAG ist bekannt für ihre Expansionsstrategie und hat in der Vergangenheit bereits andere Fluggesellschaften akquiriert, um ihr Streckennetz und ihre Marktposition zu stärken. Die Übernahme von Condor durch die IAG würde nicht nur die Position Oneworlds in Europa stärken, sondern auch Condor eine langfristige Perspektive innerhalb eines größeren Verbundes bieten. Für die deutsche Luftfahrtlandschaft hätte dies weitreichende Konsequenzen, da ein wichtiger Akteur unter das Dach eines internationalen Konzerns fallen würde.

Die Entscheidung über eine Allianzmitgliedschaft, die von Condor derzeit als langfristiges Ziel betrachtet wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die genauen Bedingungen einer Kooperation mit American Airlines, die strategische Ausrichtung von Attestor bezüglich eines Exits, und mögliche weitere Interessenten an Condor. Auch die Reaktion der Wettbewerber, insbesondere der Lufthansa Group, die historisch eine enge Beziehung zu Condor hatte, wird von Bedeutung sein.

Die dynamische Landschaft der Luftfahrtallianzen

Die Luftfahrtbranche ist geprägt von einem ständigen Wandel und dem Bestreben der Fluggesellschaften, durch Allianzen und Kooperationen ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die drei größten globalen Allianzen – Star Alliance, SkyTeam und Oneworld – spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen ihren Mitgliedern, Synergien in Bereichen wie Streckennetzausbau, Vielfliegerprogrammen, gemeinsamer Nutzung von Lounges und der Optimierung von Betriebsabläufen zu nutzen. Für Passagiere bedeuten diese Allianzen eine größere Auswahl an Destinationen, durchgängige Reiseerlebnisse und die Möglichkeit, Meilen bei verschiedenen Fluggesellschaften zu sammeln und einzulösen.

Der Fall Condor zeigt exemplarisch, wie einzelne Fluggesellschaften ihre Position in diesem komplexen System neu definieren. Nach einer Phase der Unsicherheit und Neuausrichtung sucht Condor nun nach stabilen Partnerschaften, die Wachstum und Rentabilität sichern können. Eine engere Anbindung an Oneworld, sei es durch eine Kooperation oder eine zukünftige Mitgliedschaft, würde Condor nicht nur Zugang zu einem erweiterten globalen Netzwerk verschaffen, sondern auch die Möglichkeit bieten, sich in einem größeren Kontext zu etablieren und die Vorteile einer Allianz zu nutzen. Die Entscheidung wird maßgeblich die Zukunft des deutschen Ferienfliegers prägen und seine Rolle im internationalen Luftverkehr neu bestimmen.

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