Corendon-Notlandung in Basel für Passagiere dramatischer als bisher bekannt

Inflight Ausblick (Foto: Steffen Lorenz).
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Corendon-Notlandung in Basel für Passagiere dramatischer als bisher bekannt

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An Bord des am Sonntag in Basel notgelandeten Corendon-Europe-Fluges XR2271 sollen sich wesentlich dramatischere Szenen abgespielten haben als bislang nicht bekannt. Betroffene berichten davon, dass die Sauerstoffmasken nach nur sehr kurzer Zeit nicht mehr funktioniert haben sollen. Einigen Reisenden soll gar Blut aus den Ohren gelaufen sein, so dass diese unmittelbar nach der Landung in umliegende Krankenhäuser eingeliefert werden mussten.

Gegenüber der Lokalzeitung „In Franken“ schildert ein Passagier, dass er Brandgeruch wahrgenommen haben will. Weil seine Sauerstoffmaske nicht funktioniert habe, hätte er sich stattdessen eine FFP2-Maske aufgesetzt. Er und seine Frau hätten sich wegen einer Rauchgasvergiftung Sorgen gemacht. Ansonsten wäre es an Bord ruhig gewesen, denn die Reisenden hätten sich eher in einer Art Schockstarre befinden.

Weiters soll wegen dem extrem schnell durchgeführten Sinkflug einigen Passagieren Blut aus den Ohren gelaufen sein. Medizinische Untersuchungen hätten ergeben, dass diesen die Trommelfelle geplatzt sind. Die Reisenden wurden in Krankenhäusern in Frankreich und der Schweiz notversorgt. Unmittelbar nach der Landung wären die Türen geöffnet worden. Dabei habe es einen sehr lauten Knall gegeben.

Vorwurf „nichtfunktionierende Sauerstoffmasken“ wird nicht kommentiert

Die Fluggesellschaft Corendon Europe bezeichnet den zwischen Fall als sehr selten, aber nicht ungewöhnlich. Die Besatzung wäre für derartige Vorfälle geschult und trainiert. Aus der Sicht von Corendon-Europe hat es sich so zugetragen: „Nach Erreichen der Flughöhe hatte die Cockpit-Besatzung festgestellt, dass der Druck in der Kabine langsam nachlässt. Sie haben im ersten Schritt aber nichts gefunden, worauf streng nach Vorschrift beschlossen wurde, den nächsten Flughafen im Sinkflug anzusteuern. Die Crew hat sich zusätzlich entschlossen, die Sauerstoffmasken fallen zu lassen.“

Bezüglich des Vorwurfs, dass Passagiere behaupten, dass besagte Sauerstoffmasken zumindest teilweise nicht funktioniert hätten, schweigt der Malta-Ableger des türkischen Reisekonzerns. Lediglich verweist man darauf, dass diese regelmäßig gewartet werden. „Da gibt es natürlich immer subjektive Empfindungen bei Passagieren , ob der Sauerstoff kommt oder nicht, manche wissen auch nicht, dass sie ruckartig ziehen müssen, obwohl das vor jedem Flug in der Sicherheitseinweisung erläutert wird“, so ein Medienreferent.

Die betroffene Boeing 737-800 wird einer technischen Untersuchung unterzogen. „Die Maschine wurde auf Herz und Nieren geprüft, Stand heute wurde aber keine genaue Ursache gefunden, der Flieger geht dann regulär wieder in den Dienst. Das Ganze istnicht so ungewöhnlich, es kommt mal vor, wenn auch selten, die meisten Crews kennen das. Seit 2005 ist das bei Corendon zweimal passiert“, so das Unternehmen, das angibt, dass 15 Passagiere nach der Landung in Krankenhäusern weiterbehandelt werden mussten.

3 Comments

  • Michael , 17. Juni 2022 @ 20:48

    Innerhalb von nur fünf Minuten von 33.000 Fuß auf 10.000 Fuß runter (4750 fpm), dabei eine scharfe Kehre und herabfallende, aber kaum wirksame Sauerstoffmasken, gefolgt von einem ebenso abrupten Abfangen des steilen Sinkflugs, mit der Folge einer Anzahl von Passagieren, die ins Krankenhaus kommen. Ich glaube, ein Sinkflug “streng nach Vorschrift” anlässlich eines laut Fluggesellschaft weder seltenen noch dramatischen Problems sieht dann doch anders aus. Oder besser, ich hoffe es, da ich in ein paar Tagen selbst mit Corendon unterwegs sein werde.

  • Michael , 17. Juni 2022 @ 21:01

    Bereits ein Jahr zuvor gab es an Bord der 9H-TJE einen dramatischen Zwischenfall, der auf ganz ähnliche Weise begann (“Abgasgeruch” vs. “Rauchentwicklung”, Bewusstlosigkeit als Folge des Steigflugs -ein Druckproblem?)https://www.austrianwings.info/2021/11/mehrere-passagiere-kollabierten-in-737-von-corendon-piloten-setzten-flug-stundenlang-fort/

  • Frank Benz , 19. Juni 2022 @ 22:31

    Der vom Passagier beschriebene Brand/Feuergeruch kann auch ein Resultat der aktivierten Sauerstoffkartuschen über den Sitzen sein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei der chemischen Reaktion zur Produktion des Sauerstoffs innerhalb der Kartuschen ein Brand/Feuergeruch entsteht – zumal die Kartuschen dabei sehr heiß werden.
    Der Sinkflug scheint auch in meinen Augen etwas “überzogen” zu sein. Ich kenne zwar die Situation nicht detailliert, auch keine Flugdaten, doch hätte bei einer etwas moderateren Sinkrate die Anzahl der “Verletzten” dezimiert werden können. Es bleibt somit nur der Bericht des BFU/SUST abzuwarten.

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    Innerhalb von nur fünf Minuten von 33.000 Fuß auf 10.000 Fuß runter (4750 fpm), dabei eine scharfe Kehre und herabfallende, aber kaum wirksame Sauerstoffmasken, gefolgt von einem ebenso abrupten Abfangen des steilen Sinkflugs, mit der Folge einer Anzahl von Passagieren, die ins Krankenhaus kommen. Ich glaube, ein Sinkflug “streng nach Vorschrift” anlässlich eines laut Fluggesellschaft weder seltenen noch dramatischen Problems sieht dann doch anders aus. Oder besser, ich hoffe es, da ich in ein paar Tagen selbst mit Corendon unterwegs sein werde.

  • Michael , 17. Juni 2022 @ 21:01

    Bereits ein Jahr zuvor gab es an Bord der 9H-TJE einen dramatischen Zwischenfall, der auf ganz ähnliche Weise begann (“Abgasgeruch” vs. “Rauchentwicklung”, Bewusstlosigkeit als Folge des Steigflugs -ein Druckproblem?)https://www.austrianwings.info/2021/11/mehrere-passagiere-kollabierten-in-737-von-corendon-piloten-setzten-flug-stundenlang-fort/

  • Frank Benz , 19. Juni 2022 @ 22:31

    Der vom Passagier beschriebene Brand/Feuergeruch kann auch ein Resultat der aktivierten Sauerstoffkartuschen über den Sitzen sein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei der chemischen Reaktion zur Produktion des Sauerstoffs innerhalb der Kartuschen ein Brand/Feuergeruch entsteht – zumal die Kartuschen dabei sehr heiß werden.
    Der Sinkflug scheint auch in meinen Augen etwas “überzogen” zu sein. Ich kenne zwar die Situation nicht detailliert, auch keine Flugdaten, doch hätte bei einer etwas moderateren Sinkrate die Anzahl der “Verletzten” dezimiert werden können. Es bleibt somit nur der Bericht des BFU/SUST abzuwarten.

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