Covid-Kontrollen: Vom Klappschild über Warteschlangen

Einreise-Hinweis am Flughafen Stuttgart (Foto: Robert Spohr).
Einreise-Hinweis am Flughafen Stuttgart (Foto: Robert Spohr).

Covid-Kontrollen: Vom Klappschild über Warteschlangen

Einreise-Hinweis am Flughafen Stuttgart (Foto: Robert Spohr).
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Die einzelnen Mitglieder der Europäischen Union führen ihre Covid-Einreisekontrollen weiterhin äußerst unterschiedlich durch. Von einem simplen Klappschild bis hin zu künstlich produzierten Staus in Terminals ist so ziemlich alles möglich. Bemerkenswert ist allerdings, dass oftmals auf dem Luftweg intensiver als auf dem Landweg kontrolliert wird.

Deutschland praktizierte über einen langen Zeitraum hinweg äußerst lasche Kontrollen, die in den meisten Bundesländern lediglich aus einem Klappschild, auf dem zu lesen war, dass man die Einreisebestimmungen beachten soll, bestanden. Später führte man “SMS-Bombardement” ein, denn Passagiere die aus dem Ausland kommen, werden über mehrere Tage hinweg mit Nachrichten, die mit “Bundesregierung” unterfertigt sind, regelrecht vollgemüllt. Das auch dann, wenn der Reisende zwischenzeitlich Deutschland schon wieder verlassen hat.

Erst vor einigen Wochen ordnete der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) an, dass alle aus dem Ausland kommenden Passagiere durch die Bundespolizei kontrolliert werden sollen. Das hatte zur Folge, dass beispielsweise aus Österreich kommende Flüge in Non-Schengen-Bereiche umgeleitet wurden. Doch im Fokus der Polizisten standen offensichtlich klassische Personenkontrollen, denn die Reisepässe wurden auf Scannern aufgelegt und die Covid-Unterlagen waren eher Nebensache. Nachfragen, ob die Dokumente ausreichend sind, wurden immer wieder mit “ich weiß es nicht, müssen Sie beim Gesundheitsamt nachfragen” beantwortet.

Deutschland: Lautstark angekündigt, leise wieder eingestellt

Während Horst Seehofer seine “scharfen Kontrollen” öffentlichkeitswirksam angekündigt hat, verlor er kein Wort darüber, dass diese mittlerweile in fast allen Bundesländern wieder abgeschafft wurden. So besteht die “Kontrolle” beispielsweise am Flughafen Stuttgart wieder aus dem simplen Klappschild und neu eben auch aus dem SMS-Bombardement. Ob Einreiseanmeldung, Test- oder Impfnachweis vorhanden sind, kontrolliert das Klappschild freilich nicht.

Eine Ausnahme stellen dabei Flüge, die aus Non-Schengen-Staaten, beispielsweise Türkei oder Kosovo, ankommen, dar. Diese werden weiterhin kontrolliert, denn alle Passagiere müssen ohnehin die reguläre Passkontrolle absolvieren. Auch bestehen weiterhin Einschränkungen, denn aus vielen Ländern kommend ist die Einreise nach Deutschland nur mit triftigem Grund erlaubt.

Was ist nun der richtige Mittelweg? Auf der einen Seite gibt es Stimmen in der Bevölkerung, die harte Einreisekontrollen fordern und gleichzeitig Unmut darüber, dass sich in Terminals zum Teil lange Warteschlangen vor den Kontrollen bilden. Zur Erinnerung: Der Flugverkehr ist weiterhin auf sehr bescheidenem Niveau und bereits jetzt bilden sich lange Warteschlangen. Sofern in den Sommermonaten die Nachfrage wieder ordentlich anziehen sollte, darf bezweifelt werden, dass an den deutschen Airports die Kapazitäten für akribische Dokumentenkontrollen aller Reisenden überhaupt vorhanden sind.

Lasch am Landweg, akribisch am Luftweg

Ein Blick nach Österreich zeigt eine andere Situation, jedoch eine grobe Ungleichbehandlung von Reisenden. Diese ergibt sich daraus, dass auf dem Landweg äußerst lasch und teilweise auch nur stichprobenartig kontrolliert wird, während zum Beispiel am Flughafen Wien-Schwechat nahezu alle Passagiere nach ihrer Ankunft so genannte Covid-Kontrollen, die das Bundesheer im Auftrag der Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha durchführt, über sich ergehen lassen müssen.

Während die Einreise aus der Slowakei, Ungarn und anderen Staaten, mit denen Österreich Landgrenzen hat, auch zu Hochphasen der Pandemie nie ein ernsthaftes Problem dargestellt hat, da die Dokumente nur lax und oftmals sogar gar nicht kontrolliert wurden, gab es an den Flughäfen stets Diskussionen mit den Soldaten. Ein Reisender, der mit dem Auto von Bratislava nach Wien fährt, kann auch weiterhin mit dem Hinweis, dass er am Weg zur Arbeit ist oder aber in der Slowakei einen dienstlichen Termin hatte, in vielen Fällen ohne jeglichen Blick auf Unterlagen nach Österreich einreisen. Natürlich stellt sich auch die Frage wie Bundesheer-Soldaten, deren einzige technische Ausrüstung oftmals ein privates Smartphone ist, in der sprichwörtlichen Pampa Dokumente auf Echtheit prüfen sollen?

Warteschlangen in Wien in der Kritik

Zurück zum Flughafen Wien: Die Einreisekontrollen werden zunehmend zum Problem, denn baulich sind die Terminals auf eine überwiegende Mehrheit von Schengen-Verkehr ausgelegt. Das bedeutet konkret, dass es gar nicht so einfach ist Kontrollpunkte zu schaffen, die nicht für Rückstaus sorgen. Aus baulichen Gründen ist das Terminal 3 in diesem Zusammenhang besonders problematisch, denn die Gänge sind schmal und so bilden sich rasch lange Warteschlangen.

Jeder einzelne Reisende soll kontrolliert werden, jedoch gibt es Unterschiede. Non-Schengen-Passagiere müssen eine Passkontrolle absolvieren, jedoch ist die Polizei nicht für die Covid-Überprüfungen zuständig. Das heißt, dass zusätzlich das Bundesheer davor oder danach die “Corona-Kontrolle” durchführt. Bei Schengen-Flügen findet nur die Dokumentenprüfung durch das Militär statt.

Diverse Medien haben in den letzten Tagen kritisiert, dass diese “Corona-Checks” zu langen Warteschlangen am Flughafen Wien führen. Aus baulichen Gründen ist die Einhaltung von Abständen teilweise gar nicht möglich bzw. wird sie von den Passagieren missachtet und von den Beamten des Bundesheeres und der Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha schlichtweg geduldet. Auch kommt es hinsichtlich der Maskenpflicht am laufenden Band zu Problemen: Österreich verlangt das Tragen von FFP2-Masken, andere Länder jedoch lassen weiterhin “Stofffetzen”, “medizinische Masken” und in seltenen Fällen sogar Face Shields zu. Somit kommt es unweigerlich zu Chaos.

Der Flughafen Wien betonte gegenüber diversen Medien, dass derzeit die Kapazität für die Covid-Kontrollen ausreichend ist. Die Betonung liegt auf derzeit, denn man rechnet damit, dass während der Sommerferien deutlich mehr Passagiere unterwegs sein werden. Wie dicht es an Tagen mit leicht erhöhter Nachfrage – Pfingsten – im eng gebauten Terminal 3 zugehen kann, haben die letzten Tage gezeigt. Einen Termin für die Wiederinbetriebnahme der anderen Abfertigungsgebäude gibt es noch nicht, jedoch wird der Flughafen Wien diesen Schritt setzen müssen, um für die zusätzliche Kapazität für die Covid-Kontrollen der Regierung sorgen zu können. Auch wäre es kontraproduktiv ein völlig überfülltes Terminal 3 in den Sommerferien zu haben, während man mit der Wiederinbetriebnahme der anderen Hallen für mehr Abstand sorgen könnte. Wie bereits erwähnt: Einen Zeitplan gibt es hierfür noch nicht.

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