Insolvenz (Foto: Pixabay/Ratfink1973).
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Das Ende eines einzigartigen Erlebnisses: Die Schließung des Jumbo Hotels in Stockholm

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Mit einer Mischung aus Nostalgie und Bedauern wird ein einzigartiges Hotel in Stockholm von der Schließung bedroht. Das Jumbo Stay, einst als Jumbo Hostel bekannt, bot seit seiner Eröffnung im Jahr 2009 ein außergewöhnliches Übernachtungserlebnis – in einem umgebauten Boeing 747-200. Die ehemalige Maschine der Singapore Airlines hatte viele Jahre lang als Hotelflügel in unmittelbarer Nähe zum Flughafen Arlanda ihre Dienste verrichtet und war besonders bei Reisenden mit einer Leidenschaft für Luftfahrt beliebt. Doch nachdem der Besitzer des Hotels, Oscar Diös, am 21. März 2025 Insolvenz anmeldete, steht das Hotel vor dem Schicksal, abgebaut und verschrottet zu werden.

Die Geschichte des Jumbo Hotels begann 2007, als der schwedische Unternehmer Oscar Diös auf die Möglichkeit stieß, eine ausgemusterte Boeing 747 zu einem Hotel umzubauen. Die Maschine, die von Singapore Airlines im Jahr 1979 in Betrieb genommen worden war, sollte am Arlanda Flughafen ihren letzten Flug absolvieren. Diös, der bereits Erfahrung im Umbau von Bahnhöfen, Booten und Leuchttürmen zu Hotels hatte, ergriff die Chance und erwarb das Flugzeug. Mit einer Investition von rund drei Millionen US-Dollar ließ er die Boeing 747-200 in eine Unterkunft der besonderen Art umwandeln. Die Entkernung der Maschine und der Umbau der Innenräume dauerten mehrere Monate. Das Resultat war ein Hotel mit 33 Zimmern und insgesamt 76 Betten, das bei Reisenden und Luftfahrt-Enthusiasten gleichermaßen gefragt war.

Das Hotel bestand aus verschiedenen Zimmertypen: Vier Schlafsäle für jeweils zwei bis vier Betten, fünf Standardzimmer sowie drei Suiten, die sich durch einen Mix aus Hostel- und Budgethotel-Ambiente auszeichneten. Besonders der Charme des historischen Flugzeugs in Kombination mit modernen Annehmlichkeiten wie Heizungen und Klimaanlagen zog Besucher aus aller Welt an.

Der wirtschaftliche Niedergang und die Insolvenz

Die Jahre vergingen, doch der Glanz des Jumbo Hotels verblasste langsam. Im Jahr 2019 erzielte das Hotel noch einen Umsatz von 8 Millionen schwedischen Kronen (ca. 800.000 US-Dollar), aber schon 2023 war dieser Wert auf nur noch die Hälfte gesunken. Der Niedergang des Hotels lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Zuallererst war da die weltweite COVID-19-Pandemie, die nicht nur den internationalen Tourismus bremste, sondern auch den Umsatz des Hotels stark beeinträchtigte. Doch auch die wachsende Konkurrenz in der Umgebung von Arlanda sowie die Entwertung der Werbe- und Marketingrechte durch den staatlichen Flughafenbetreiber Swedavia trugen zur finanziellen Schieflage bei. Diös erklärte, dass bis vor fünf Jahren das Hotel noch Werbeflächen verkaufen konnte, was eine wichtige Einnahmequelle darstellte. Doch mit der Übernahme dieser Rechte durch Swedavia verloren die Betreiber die Möglichkeit, sich auf diese Weise weiter zu finanzieren.

Die Insolvenz und die Schließung

Am 21. März 2025 gab Diös schließlich bekannt, dass das Jumbo Stay in die Insolvenz gegangen war. Der Insolvenzverwalter Daniel Svensson erklärte, dass das Hotel wirtschaftlich nicht mehr tragfähig sei und deshalb geschlossen werden müsse. Am 17. März 2025 wurden alle Gäste, die bereits Reservierungen vorgenommen hatten, benachrichtigt, dass ihre Buchungen storniert wurden. Die finanziellen Schwierigkeiten, die den Betrieb über Jahre hinweg belastet hatten, führten nun zum endgültigen Aus für das Hotel. In einer Pressemitteilung äußerte Svensson sein Bedauern über das Aus des Hotels: „Es ist traurig, dass ein so einzigartiges Hotel, das weltweit Anerkennung gefunden hat, nun verschwindet.“ Tatsächlich war das Jumbo Stay eines der wenigen Hotels dieser Art, und viele Reisende, die eine Nacht in der berühmten Boeing 747 verbringen wollten, mussten nun auf andere Unterkünfte zurückgreifen.

Die Zukunft des Jumbo Hotels: Verschrottung steht bevor

Angesichts der wirtschaftlichen Situation und der Entscheidung von Swedavia, das Grundstück nicht an einen anderen Betreiber zu verpachten, scheint das Schicksal des Jumbo Hotels besiegelt. Selbst wenn ein Käufer für die Boeing 747 gefunden werden sollte, gibt es keine Perspektive mehr für ein weiteres Hotel auf dem Gelände. Das Flugzeug, das 1979 erstmals in den Dienst ging, könnte nun in Einzelteile zerlegt und verschrottet werden, was das endgültige Ende dieses einzigartigen Hotels bedeutet.

Ein Stück Geschichte geht zu Ende

Das Jumbo Stay war mehr als nur ein Hotel. Es war ein Stück Geschichte, das die Leidenschaft für Luftfahrt und Reisen mit der Nostalgie der großen Ära der Jumbo Jets verband. Für viele war es ein unvergessliches Erlebnis, in einem solchen Wahrzeichen der Luftfahrtgeschichte zu übernachten.

Doch mit der Schließung dieses ungewöhnlichen Hotels verschwindet ein Wahrzeichen der Kreativität und des Unternehmergeistes, das über Jahre hinweg Reisende aus der ganzen Welt begeisterte. Die Geschichte des Jumbo Hotels ist ein Beispiel dafür, wie ungewöhnliche Ideen sowohl für den Erfolg als auch für den Misserfolg sorgen können, wenn sie nicht von einer stabilen wirtschaftlichen Grundlage gestützt werden.

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