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Debakel am Himmel: L’Odyssey lässt Passagiere und Flughäfen im Stich

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Die vollmundig angekündigte neue „Fluggesellschaft“ L’Odyssey, die ab dem kommenden Sommer regionale Verbindungen ab Tours und Nîmes etablieren wollte, hat sich als Luftnummer entpuppt. Nur zwei Wochen vor dem geplanten Erstflug wurden sämtliche Flüge für die Saison 2025 ersatzlos gestrichen.

Die fadenscheinige Begründung des Unternehmens, unvorhergesehene Konditionen des „Wet-Lease-Partners“, genau genommen hätte es sich um Charterflüge gehandelt, hätten den Betrieb wirtschaftlich unmöglich gemacht, hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack und wirft ein düsteres Licht auf die Seriosität sogenannter virtueller Fluggesellschaften.

Von ambitionierten Plänen zu abruptem Rückzug

Die Ankündigungen von L’Odyssey klangen vielversprechend: Verbindungen nach Ajaccio, Barcelona, Bastia, Florenz, Genf und Nizza sollten den Tourismus ankurbeln und den Menschen in der Region neue Reisemöglichkeiten eröffnen. Doch schon frühzeitig offenbarte das Projekt fragwürdige Züge. Ständige Änderungen der Strecken und eine quälend langsame Startphase des Ticketverkaufs nährten erste Zweifel. Auch die mehrfach wechselnde Flottenplanung – von ATR 72 zu Saab 2000 – wirkte wenig professionell. Die nun erfolgte Totalabsage, nachdem bereits im März ein Großteil der Nîmes-Flüge gestrichen worden war, markiert den Tiefpunkt einer von Anfang an holprigen Entwicklung.

Die Reaktion der betroffenen Flughäfen fällt entsprechend vernichtend aus. Die Betreibergesellschaft Edeis wirft L’Odyssey „Mangel an Professionalität“ und „fehlende Transparenz“ vor. Die Behauptung von L’Odyssey, ohne vorherige Gespräche über die Flugstreichungen informiert worden zu sein, steht im Kontrast zur Einschätzung von Edeis, die die Buchungszahlen als ermutigend bezeichnet.

Die Ankündigung rechtlicher Schritte zur Geltendmachung von Schadenersatzforderungen unterstreicht die Verärgerung über das Vorgehen der virtuellen Airline. Noch schlimmer trifft es die Kundschaft, die nicht nur um ihre Reisepläne gebracht wurde, sondern sich auch mit unzureichenden Informationen und fehlenden Kontaktmöglichkeiten konfrontiert sieht. Die lapidare Mitteilung auf der Webseite und die spärliche Kommunikation per E-Mail zeugen von einem eklatanten Mangel an Kundenorientierung.

Das Scheitern virtueller Fluggesellschaften: Ein wiederkehrendes Muster

Das Desaster um L’Odyssey ist kein Einzelfall. Sogenannte virtuelle Fluggesellschaften, die selbst keine Flugzeuge besitzen und den operativen Betrieb an andere Unternehmen auslagern (Wet-Lease), scheitern immer wieder. Ein Hauptgrund hierfür liegt in der hohen Abhängigkeit von externen Partnern. Unvorhergesehene Änderungen der Vertragsbedingungen durch diese Partner, wie im Fall von L’Odyssey angeführt, können das gesamte Geschäftsmodell binnen kürzester Zeit zum Einsturz bringen.

Zudem fehlt es solchen Konstrukten oft an der direkten Kontrolle über den Flugbetrieb, was sich negativ auf Zuverlässigkeit und Qualität auswirken kann. Auch die Kundenwahrnehmung leidet häufig unter der mangelnden Identität und dem Gefühl, nicht mit einer „echten“ Fluggesellschaft zu interagieren. Die geringe Kapitalbasis vieler dieser Start-ups und die Schwierigkeit, in einem hart umkämpften Markt Fuß zu fassen, tragen zusätzlich zum hohen Risiko des Scheiterns bei. Der Fall L’Odyssey dient somit als weiteres warnendes Beispiel für die Fallstricke im Geschäftsmodell der virtuellen Fluggesellschaften.

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