Es ist ein wunderschöner Vormittag im August, als ich um 10:30, bei bereits 34 Grad im Schatten, meinen frisch-gepressten Orangensaft in der Cafeteria „La Canasta“, in direkter Nähe zum Strandabschnitt „Malagueta“ austrinke. Am Nachbartisch sitzen acht ältere spanische Herren, alle in den späten 60ern. Vier von ihnen spielen gegeneinander Karten, die anderen vier stehen dahinter und geben mit einem Café in der Hand, lautstark ihren „Senf“ dazu. Es ist zum einen dieses herzliche, fast schon losgelöste „Kinderlachen“ der älteren Herren, zum anderen diese völlig gelassene, tiefentspannte Art und Lebensphilosophie vieler Südeuropäer, die mich mal um mal beeindruckt.
Als ich um die Rechnung bitte und kurz darauf meinen zehn Euro Schein in die kleine Schale lege, habe ich noch gut 3,5 Stunden Zeit, um aus meinem Hotel ganz in der Nähe auszuchecken und mit dem städtischen Airport Bus zum Flughafen zu fahren. Als ich gegen 12 Uhr das Terminal 3, des „Costa del Sol“ – Airport – Malaga erreiche, sind an den Check-In Schaltern von Vueling lange Schlangen. Eine gute Stunde soll mich die Aufgabe meines Gepäcks an diesem Mittag kosten und ich spüre eine leichte innere Nervosität, was die Warteschlange vor der Sicherheitskontrolle wohl sagen würde. Erfreulicherweise war dieser allerdings nach weniger als 10 Minuten in Gänze durchquert und es blieb noch Zeit für eine kleine Shopping-Tour am Airport. Von „Victoria Secret“ über einen „Jamie Oliver – Deli“, Costa Coffee bis hin zu Starbucks soll es den ausländischen, oftmals britischen Touristen hier am Flughafen an nichts fehlen.
Als ich die Abflugtafel nach meinem Flug und Gate absuchte lief bereits das Boarding für einen „Kuwait Airways“ Flug nach KWI, sowie für einen Gulf-Air 787-9 Dreamliner Flug in Richtung Bahrain. Auch an Direktflügen, für die oftmals sehr zahlungskräftigen Touristen aus dem Nahen Osten mangelt es in Malaga im Sommer wahrlich nicht. Als ich gerade zum ersten Schluck aus meinem Kaffeebecher ansetzte ertönte auch schon die Ansage „der Abflug des Fluges – Vueling 2-4-5-5 nach Ibiza erfolgt jetzt durch Ausgang D46“ auf spanisch. Zeit also um der 2021 als beste „Low-Cost-Airline Europas“, sowie 2022 als beste „Low-Cost-Airline in Spanien“ sowie „beste Low-Cost-Airline in Südeuropa“ durch SkyTrax ausgezeichneten Fluggesellschaft, ein wenig genauer auf den Zahn zu fühlen.
Der Tarif / Preis
Vueling bietet über die Homepage drei verschiedene Tarife an. Basic, der Einstiegspreis beinhaltet lediglich einen kleinen Rucksack in der 40x20x30 Größe. Ist dieser am Reisetag dann doch außerhalb dieser Maße, werden bei Vueling 59€ am Gate fällig.
Der mittlere Tarif “Optima” beinhaltet zahlreiche “Extras” wie einen Rollkoffer in der Kabine und ein Aufgabegepäck von stattlichen 25(!) Kilo. Auch eine kostenfreie Sitzplatzwahl der Standardsitze ist inklusive.
Der „Time Flex“ Tarif ist der Premium Tarif welcher inkl. Fast Track Security, extra Gepäckabgabeschaltern an ausgewählten Flughäfen und Priority Boarding (Boarding Gruppe 1) daherkommt.
Ich entschied mich für den mittleren Optima Tarif und die Reservierung der ersten Reihe in Space One für weitere 25€ und zahlte am Reisetag somit knapp 85€. (Time Flex sollte rund 120€ kosten).
Das Boarding
Dieses gestalte sich überaus effizient und geordnet, da die insgesamt drei Boarding-Agent´s an diesem Tag in Málaga, akribisch auf die Einhaltung der Boarding Gruppen achteten.
Die großen Aussteller weisen deutlich auf die Boarding Gruppe samt Absperrbändern hin (Gruppen 1-4), und das Boarding lief wirklich wie geschmiert. Dies habe ich selten bei einer Low-Fare Airline so strukturiert erlebt wie auf diesem Vueling Flug. Erwähnt werden sollte, dass auch die Kontrolle der Handgepäckstücke akribisch durchgeführt wurde und einige Fluggäste eine ordentliche Nachzahlung am Boarding Gate erwartete.
Das Flugzeug
14:31 und damit fast pünktlich rollten wir auf die Startbahn 13 in Málaga für die knapp 560 km lange Reise auf die zweitgrößte Baleareninsel. Zum Einsatz kam zu meiner Freude, der einst als „D-ABDV“ an Air Berlin ausgelieferten 13 Jahre junge Airbus A320 mit der Kennung EC-MBL.
Da ich wie oben erwähnt auf diesem Flug einen Sitz in der ersten Reihe (1F) – bei Vueling als Space One betitelt – reserviert hatte, fiel mir sofort die Trennwand zur Bordküche im typischen airberlin Design auf. Die Maschine selbst machte kabinenseitig einen guten und sauberen Eindruck, die dunklen Ledersitze samt USB-Port unter dem Sitz wirkten noch so gut wie neu.
Wifi / Entertainment
Vueling bietet an Bord zweierlei Wifi Pakete zu günstigen Preisen an. Während das große Paket „Browse&Stream“ zum Preis von 5,99€ angeboten wird und dabei auch das Streaming beinhaltet, wird das kleine kostengünstigere „Messaging“ Paket für nur 2,49€ angeboten.
Hierbei erfolgt allerdings direkt bei der Buchung der Hinweis, dass lediglich Text Inhalte in sozialen Netzwerken oder Mail gelesen und geschrieben werden können, das Öffnen oder Senden von Bildern ist nicht möglich.
Der Vueling Wifi „Air“ Service ist allerdings ein reiner Internetservice und beinhaltet kein bordeigenes Entertainment. (Streaming etc.) Dafür ist eine AirShow / Maps Funktion integriert, sowie Wetter und Ankunftsinformation des Zielortes.
Der Service an Bord / der Flug
Vueling bietet eine stattliche Auswahl an Snacks und Getränken an. Die Menükarte wurde dabei sowohl in gedruckter Form (seit Pandemie Beginn, immer seltener) und digital über den Wifi-Hub angeboten. Warme Sandwiches werden ab 6€, Salzige Snacks ab 2,75€ angeboten. Pommes sind für den Betrag von 4,75€ im Angebot. Insgesamt sind viele „krumme“ Preise zu beobachten gewesen. Bier z.B zum Preis von 4,15€ Wein ab 6,10€ und kleine Spirits ab 6,75€. Insgesamt ist eigentlich für jeden dabei, egal ob kleiner oder großer Geldbeutel oder Appetit.
Im Zuge der Nachhaltigkeit, verzichtet Vueling komplett auf die Ausgabe von Bechern aus Plastik. Zusätzlich gibt es im eigenen Bord Shop die Möglichkeit einen wiederverwendbaren Vueling designten Kaffeebecher oder eine 550ML Aluminium Flasche zum Preis von 6 bzw. 8€ zu erwerben. Das erste Heiß- oder kalte Softgetränk war dabei bereits inklusive.
Fazit:
Chapeau Vueling! Nachdem ich den spanischen Low-Cost-Carrier der IAG Gruppe bisher nur aus der Ferne wahrgenommen hatte, stieg mein Interesse im Zuge der Auszeichnung als „Europe‘s Best Low Cost Airline 2021“. Tatsächlich hatte ich lediglich einige negative Schlagzeilen im Kopf, resultierend aus dem Chaos im Jahr 2016 als Vueling durch gigantische Verspätungen und Flugstreichungen durch die Presse geisterte.
Doch dieser Flug hat gezeigt, dass die Airline eine durchaus nutzbare Alternative darstellen kann. Die Airline bietet für einen LCC einige interessante Aspekte, die sie zu einer durchaus freundlichen Alternative machen. Das Boarding nach Gruppen (1-3) wirkt sortierter als ein oftmals unbrauchbares „Priority Boarding“ bei der Konkurrenz, was oftmals auch nicht als solches wahrgenommen wird.
Auch wurde die Boarding Gruppe auf der Bordkarte strikt vom Bodenpersonal in Malaga kontrolliert. Der Flieger wirkte trotz der kurzen Turnaround Zeit (im vorderen Bereich jedenfalls) sehr sauber. Mit den USB-Ports am Platz und günstigem Wifi gibt es zwei weitere, als positiv zu wertende Punkte.
Auch gefällt mir persönlich der Nachhaltigkeitsaspekt an Bord ohne Plastikbecher oder Bestecke sowie die verkauften nachhaltigen Optionen zum fairen Preis. Dank der auf diesem Flug jedenfalls sehr freundlichen Kabinenbesatzung und der zahlreichen positiven Aspekte, setzt sich meines Erachtens Vueling im Bereich „friendly Low Cost“ – deutlich von vielen Rivalen ab und wandert damit in die Kategorie eines soliden „Value Carriers“.
Mein nächster Vueling-Flug, dieses Mal auf die Kanaren mit Umstieg am Hub in Barcelona ist bereits gebucht. Wie und ob dies der spanischen Airline ebenfalls gut gelingt, darauf bin ich nach dieser ersten positiven Erfahrung mit „VLG“ schon sehr gespannt.