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Deutsche unter der Lupe: Wie die Wirtschaftslage das Reiseverhalten verändert

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Die gegenwärtige wirtschaftliche Großwetterlage in Deutschland hinterläßt deutliche Spuren im Reiseverhalten der Bürger. Eine aktuelle Erhebung des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut Yougov, offenbart eine wachsende Sensibilität für die Kosten des Urlaubs. Fast ein Drittel der Befragten plant, im laufenden Jahr entweder seltener oder für eine kürzere Dauer zu verreisen. Diese Entwicklung spiegelt die allgemeine Unsicherheit wider, die viele Haushalte angesichts steigender Preise und einer verlangsamten Konjunktur empfinden.

Die Umfrage, für die über 2.000 Bundesbürger im Zeitraum vom 19. bis zum 21. Mai befragt wurden, liefert detaillierte Einblicke in die veränderten Urlaubspläne. So gaben 20 Prozent der Teilnehmer an, ihre Anzahl an Urlaubsreisen reduzieren zu wollen. Dies könnte sich beispielsweise darin äußern, daß der geplante zweite Urlaub im Herbst gestrichen wird oder die traditionelle jährliche Flugreise durch einen kürzeren Aufenthalt im Inland ersetzt wird. Weitere elf Prozent der Befragten beabsichtigen, ihre Urlaube zu verkürzen. Anstelle der üblichen zweiwöchigen Sommerferien am Mittelmeer könnte nun beispielsweise nur eine zehntägige Reise oder ein verlängertes Wochenende in einer näher gelegenen Region in Betracht gezogen werden.

Unsicherheit und Kostenbewußtsein prägen die Urlaubsplanung

Die Beweggründe für diese Zurückhaltung sind vielfältig. Neben den offensichtlichen finanziellen Aspekten spielt auch die allgemeine politische Lage in den favorisierten Urlaubszielen eine Rolle. 45 Prozent der Befragten gaben an, daß politische Instabilität oder Konflikte in bestimmten Destinationen ihr aktuelles Buchungs- und Reiseverhalten im In- und Ausland beeinflussen. Dies könnte sich beispielsweise in einer Abkehr von traditionell beliebten, aber derzeit politisch unruhigen Regionen hin zu als sicherer wahrgenommenen Zielen äußern.

Ein noch gewichtigerer Faktor sind jedoch die steigenden Reisekosten, die von 54 Prozent der Befragten als besonders relevant bei der Urlaubsplanung genannt werden. Dies umfaßt nicht nur höhere Preise für Flugtickets und Unterkünfte, sondern auch gestiegene Kosten für Verpflegung und Aktivitäten vor Ort. Familien mit drei bis vier Personen zeigen hier eine besonders ausgeprägte Sensibilität, da die Urlaubskasse bei einer größeren Personenzahl ohnehin stärker beansprucht wird. Ein konkretes Beispiel wäre eine Familie, die früher ein Ferienhaus in Italien gebucht hätte, nun aber aufgrund gestiegener Mietpreise und Benzinkosten eine preisgünstigere Ferienwohnung in Deutschland wählt.

Die Hoffnung auf politische Impulse und die Realität der Reisezeit

Es gibt jedoch auch eine gegenläufige Tendenz. Rund zehn Prozent der Befragten planen, in diesem Jahr häufiger zu verreisen und auch mehr Geld dafür auszugeben. Dies könnte beispielsweise Personen betreffen, deren finanzielle Situation von der allgemeinen Wirtschaftslage weniger beeinträchtigt ist oder die den Wunsch nach Erholung und Ausgleich gerade in unsicheren Zeiten als besonders wichtig erachten.

Der BTW setzt seine Hoffnungen auf positive Effekte durch die im Koalitionsvertrag der Regierung angekündigten Maßnahmen. Fast zwei Drittel der Befragten sehen in diesen Plänen das Potential für eine Verbesserung ihres Freizeit- und Reiseverhaltens. Besonders viel Zuspruch findet die geplante Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie (31 Prozent), da dies direkte Auswirkungen auf die Urlaubskosten vor Ort hätte. Auch niedrigere Gebühren und Steuern im Luftverkehr (26 Prozent) sowie Investitionen in den Schienenverkehr (ebenfalls 26 Prozent) werden als potentiell reisefördernd angesehen. Gerade bei jüngeren Menschen (18-24 Jahre) ist die Erwartung an Investitionen in die Bahn groß, da dies umweltfreundlichere und möglicherweise kostengünstigere Reisalternativen schaffen könnte. Ein Beispiel hierfür wäre ein junges Paar, das anstelle eines Inlandsfluges nun eine Bahnreise zu einem Städtetrip bevorzugen würde, wenn die Verbindungen attraktiver und preiswerter wären.

Trotz der Diskussionen über die Auswirkungen des Klimawandels auf Reiseziele und -zeiten planen die meisten Deutschen ihren Urlaub weiterhin traditionell in den Sommermonaten (Juni bis September). Zwei Drittel der Befragten gaben an, ihre Auszeit weiterhin in dieser Periode zu nehmen, was darauf hindeutet, daß Gewohnheiten und Schulferien nach wie vor eine große Rolle bei der Urlaubsplanung spielen, selbst wenn extreme Hitzewellen oder Waldbrände in einigen Regionen zunehmen. Eine Familie, die seit Jahren im August an die Ostsee fährt, wird dies wahrscheinlich auch weiterhin tun, selbst wenn es dort in den letzten Jahren vermehrt zu Hitzewellen kam.

Die aktuelle Umfrage des BTW zeichnet somit ein komplexes Bild des Reiseverhaltens der Deutschen. Die angespannte Wirtschaftslage führt bei einem значительный Teil zu einer vorsichtigeren Urlaubsplanung, während andere ihre Reisegewohnheiten beibehalten oder sogar intensivieren. Die erhofften Entlastungen durch die Politik könnten hier möglicherweise gegensteuern, doch die tatsächlichen Auswirkungen bleiben abzuwarten. Die konkreten Beispiele verdeutlichen, wie sich die allgemeine Situation auf individuelle Reiseentscheidungen auswirken kann und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.

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