Der Landesflughafen aus der Vogelperspektive (Foto: Flughafen Stuttgart).
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Deutschland: ADV fordert Regierung zur Luftfahrt-Kurskorrektur auf

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Die deutsche Luftfahrtbranche steht am Scheideweg: Hohe Standortkosten, eine Luftverkehrsteuer, die immer weiter steigt, und komplexe Regulierungen bedrohen die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als zentralen europäischen Luftverkehrsstandort.

Der Flughafenverband ADV (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen) schlägt Alarm und fordert dringend notwendige Entlastungen für Fluggesellschaften und Flughäfen. Ohne eine sofortige Kurskorrektur, so der Verband, drohe Deutschland im europäischen Luftverkehr weiter zurückzufallen.

Deutschlands Position im Luftverkehr unter Druck

Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des ADV, bringt die Situation auf den Punkt: „An den deutschen Flughäfen fehlen noch immer 15 Prozent der Reisenden im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit“. Während der Flugverkehr in anderen europäischen Ländern langsam wieder das Vorkrisenniveau erreicht, kämpft Deutschland nach wie vor mit erheblichen Rückgängen bei Passagierzahlen. Ein Problem, das nicht nur der Pandemie zuzuschreiben ist: Vielmehr belasten hohe Steuern und Gebühren den Luftfahrtstandort massiv.

Ein beunruhigender Trend lässt sich aus den aktuellen Zahlen des Flughafenverbands ablesen. In den vergangenen fünf Jahren haben deutsche Flughäfen insgesamt 308 Strecken verloren. Im Jahr 2023 gab es nur noch 2.075 Linienverbindungen – weit weniger als in den Jahren vor der Pandemie und sogar weniger als vor einem Jahrzehnt. „Der Luftverkehrsstandort Deutschland wird durch eine verfehlte Politik um eine Dekade zurückgeworfen“, so Beisel. Diese Entwicklung gefährde nicht nur das Angebot an Flugverbindungen, sondern auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Der internationale Vergleich: Deutschland verliert an Boden

Während Länder wie Schweden im Zuge einer überlegten Reformpolitik ihre Luftverkehrssteuern abschaffen – die schwedische Ticketsteuer wird ab 2025 ersatzlos gestrichen –, geht Deutschland den gegenteiligen Weg. Hierzulande wurden die Luftverkehrssteuern mehrfach erhöht. Diese zusätzliche finanzielle Belastung trifft sowohl Fluggesellschaften als auch Passagiere. Airlines wie Ryanair, die für ihre günstigen Preise bekannt sind, ziehen Konsequenzen: Sie kündigen an, ihr Streckennetz in Deutschland drastisch zu verkleinern. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Reisefreiheit und die Mobilität der Bürger, sondern beeinträchtigt auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Der europäische Luftverkehr ist stark miteinander verknüpft, und der Rückgang an Flugverbindungen in Deutschland wirkt sich auch auf andere europäische Märkte aus. Doch während andere Länder Maßnahmen ergreifen, um ihre Luftfahrtindustrie zu stützen und wiederzubeleben, scheint Deutschland in Regulierungen und Kostenstrukturen gefangen, die den Standort unattraktiver machen. Die Warnung des ADV ist unmissverständlich: „Ohne Kurskorrekturen wird der Luftfahrtstandort Deutschland weiter durchgereicht.“

Die Forderungen des Flughafenverbands: Entlastung durch Politik

Die zentrale Forderung des ADV lautet: Deutschland muss dem schwedischen Beispiel folgen und die Luftverkehrssteuer sowie andere belastende Abgaben reduzieren oder ganz streichen. Das würde Fluggesellschaften spürbar entlasten und den Standort attraktiver machen. Ralph Beisel erklärt, dass es sich bei den Problemen der Branche nicht um ein Nachfrageproblem handelt – die Menschen wollen weiterhin fliegen, wie es die Zahlen anderer europäischer Länder zeigen. Vielmehr sei das Angebot durch übermäßige Regulierungen und hohe Kosten beschränkt.

Der Flughafenverband ADV sieht dringenden Handlungsbedarf bei der Bundesregierung. Es geht um die Senkung von Abgaben, die Förderung von Investitionen in die Flughafeninfrastruktur und eine Vereinfachung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Nur so könnten Airlines und Flughäfen wieder konkurrenzfähig werden. Vor allem in Zeiten, in denen die internationale Vernetzung und Mobilität als wirtschaftlicher Wachstumsfaktor gelten, sei eine Stärkung des Luftverkehrsstandorts unerlässlich. Hier müsse die Politik endlich umdenken und schnelle, wirksame Maßnahmen ergreifen, um den Schaden zu begrenzen und den Weg für einen Aufschwung der Branche zu ebnen.

Die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft

Die Luftfahrt spielt eine zentrale Rolle für die deutsche Wirtschaft. Sie ist nicht nur ein wichtiger Motor für den Tourismus, sondern auch essenziell für die Exportwirtschaft und internationale Geschäftsbeziehungen. Weniger Flugverbindungen bedeuten weniger Erreichbarkeit, und das betrifft sowohl Unternehmen, die auf schnelle Transportwege angewiesen sind, als auch die Attraktivität des Standorts Deutschland für internationale Investoren.

Die hohen Steuern und Gebühren, die die Luftfahrt belasten, führen nicht nur zu einem Rückgang des Streckennetzes, sondern auch zu steigenden Ticketpreisen. Dies wirkt sich unmittelbar auf den Wettbewerb aus: Günstige Flugangebote werden seltener, was den Preisvorteil Deutschlands gegenüber anderen europäischen Flughäfen schmälert. Infolgedessen könnte Deutschland zunehmend als Transitland an Bedeutung verlieren.

Nachhaltigkeit und Kosten: Ein schwieriger Balanceakt

Es steht außer Frage, dass die Luftfahrt vor großen Herausforderungen steht, insbesondere im Hinblick auf den Klimaschutz. Die Branche muss Wege finden, um CO₂-Emissionen zu reduzieren und umweltfreundlichere Technologien zu fördern. Doch diese notwendigen Maßnahmen dürfen nicht zur alleinigen Belastung für Airlines und Flughäfen werden, mahnt der ADV. Eine einseitige Erhöhung von Steuern und Gebühren ohne entsprechende Förderung und Unterstützung sei kontraproduktiv. Vielmehr müssten politische Maßnahmen so gestaltet sein, dass sie den Umbau der Luftfahrtbranche in Richtung Nachhaltigkeit fördern, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu untergraben.

Zeit für eine politische Wende

Die Kritik des Flughafenverbands ADV ist deutlich: Deutschlands Luftfahrtpolitik bedarf einer grundlegenden Überarbeitung. Hohe Steuern und Gebühren belasten den Standort und gefährden die Wettbewerbsfähigkeit des Landes im internationalen Luftverkehr. Während andere Länder wie Schweden ihre Luftverkehrssteuer abschaffen, verkompliziert Deutschland das Umfeld für Airlines und Flughäfen immer weiter.

Wenn der Luftverkehrsstandort Deutschland nicht weiter an Bedeutung verlieren soll, muss die Bundesregierung handeln. Maßnahmen zur Entlastung der Branche sind dringend erforderlich, um das Angebot an Flugverbindungen zu stabilisieren und die wirtschaftliche Entwicklung nicht weiter zu gefährden. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik die Warnungen des Flughafenverbands ernst nimmt und zeitnah entsprechende Schritte einleitet.

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