Das deutsche 49-Euro-Ticket erweist sich zunehmend als Flop, denn nun kündigt der Landkreis Stendal an, dass man dieses ab 1. Jänner 2024 nicht mehr für Busfahrten innerhalb dieser Region verwenden kann.
Als Reaktion auf die hohe Inflation brachte die deutsche Bundesregierung im Vorjahr eine Netzkarte zum Preis von neun Euro pro Monat auf den Weg. Diese wurde aber nur im Juni, Juli und August 2022 verkauft und galt lediglich in Verkehrsmitteln des Nahverkehrs. Nach langem Ringen wurde der 49-Euro-Fahrschein eingeführt. Dieser ist aber alles andere als einfach im Handling, denn man muss ein Abo, das zwar monatlich kündbar ist, abschließen. Einige Verkehrsunternehmen führen sogar Bonitätsprüfungen durch und schließen potentielle Interessenten, die in Karteien wie der Schufa Negativmerkmale haben, komplett aus.
Dass der 49-Euro-Fahrschein eine typisch deutsche Fehlkonstruktion ist, zeigte sich schon von Anfang an. Einerseits sind Fernverkehrszüge sowie Fernbusse komplett ausgeschlossen und andererseits hat sich die deutsche Bundesregierung nicht um eine langfristige Finanzierung bemüht. Lediglich für ein Jahr hat man mal die Mittel bereitgestellt und sowohl Verkehrsverbünde als auch Bundesländer und Landkreise sowie Unternehmer beschweren sich massiv, dass die von der Bundesregierung freigegeben Mittel nicht ausreichen sollen. Mehr Geld soll es aber nicht geben und angesichts des Umstands, dass die Bundesrepublik sich in einer Art defacto Staatspleite befindet, ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass vom Bund weitere Euros locker gemacht werden. Zuletzt waren Preiserhöhungen im Gespräch, aber hier legen sich die Grünen, vermutlich aus ideologischen Gründen, quer.
Der sich in Sachsen-Anhalt befindliche Landkreis Standal zieht nun die Notbremse und steigt aus dem so genannten Deutschland-Ticket aus. Man hat im Kreistag gegen Ende der Vorwoche beschlossen, dass der 49-Euro-Fahrschein ab 1. Jänner 2024 auf den Bussen, die in diesem Landkreis verkehren, nicht mehr anerkannt wird. Betroffen sind sechs Linien der Stadt Stendal sowie 35 weitere im Landkreis. Nicht betroffen sind die Schienenangebote, da diese vom Land Sachsen-Anhalt und nicht vom Kreis bestellt wurden.
Die Argumentation der Regionalpolitiker ist durchaus interessant, denn man begründet die Entscheidung damit, dass die Kosten für den Landkreis viel zu hoch sind. Man müsste im kommenden Jahr für das erste Quartal etwa 40.000 Euro zusätzlich ausgeben. Davon hätten aber die Einwohner des Landkreises Standal nur wenig.
Austritt könnte anderen den Ausstieg erleichtern
Einige Politiker befürchten nun, dass der Ausstieg des Landkreises Stendal der Anfang vom Ende des flächendeckenden Nahverkehrstickets um 49 Euro sein könnte. Hintergrund ist, dass zahlreiche weitere Kreise, Verkehrsverbünde, aber auch Bundesländer von der Bundesregierung mehr Geld fordern und nicht bereit sind die Mehrkosten selbst zu tragen. Man fordert, dass der Bund die Mindereinnahmen, die aufgrund der ÖPNV-Netzkarte entstehen dauerhaft und in voller Höhe ersetzen soll. Aufgrund der angespannten Finanzlage der Bundesrepublik Deutschland ist es aber fraglich, ob man das dafür notwendige Geld überhaupt aufbringen kann oder aufbringen will.
Der Fall Stendal könnte für weitere Regionen ein Anlass dafür sein, dass man sich ebenfalls aus dem Deutschland-Fahrschein verabschieden könnte. Dies wäre für Reisende fatal, denn nicht nur, dass Fernverkehrszüge und Fernbusse aus prinzipiellen Gründen ausgeschlossen sind, würde man dann, sofern die Fahrkarte nicht komplett vom Markt genommen wird, eine Art Landkarte benötigen, um sicherzustellen, dass das 49-Euro-Ticket überhaupt noch anerkannt wird, um bei einer Kontrolle nicht wegen Schwarzfahrens zur Kasse gebeten zu werden. Das deutsche Infrastrukturministerium gibt sich aber kämpferisch: Stendal wäre ein Einzelfall und mit weiteren Austritten wird – zumindest derzeit – nicht gerechnet.
1 Comment