Die grüne Alternative: Im Flixtrain von Frankfurt/Main nach Berlin Hbf

Flixtrain (Foto: Steffen Lorenz).
Flixtrain (Foto: Steffen Lorenz).

Die grüne Alternative: Im Flixtrain von Frankfurt/Main nach Berlin Hbf

Flixtrain (Foto: Steffen Lorenz).
Werbung

Maximale Bestuhlung, ein einfaches Konzept und eine Premiere.

Bahnfahren kommt (wieder) in Mode. Was gibt es da passenderes, als das auffallend grüne Design, des einzigen Bahn Mitbewerbers im Fernverkehr? Als „Bahnbrechend günstig“ bewirbt sich FlixTrain auf seiner eigenen Homepage. Zeit, sich die grünen Waggons einmal genauer anzuschauen.

Das Streckennetz

Im übermächtigen System des Bahn Konzernes, welcher über Jahrzehnte hinweg, dass deutsche Eisenbahnnetz vollständig unter seiner Kontrolle hatte, kommt immernoch kaum Bewegung hinein. Während es dank regionaler Ausschreibungen im Nahverkehr inzwischen deutschlandweit eine Vielzahl kleiner(er) und mittelständischer Eisenbahnunternehmen gibt, sieht dies im Fernverkehr völlig anders aus. FlixTrain bietet derzeit lediglich eine gute Hand voll Strecken innerhalb Deutschlands an so zum Beispiel die Verbindungen von Leipzig nach Hamburg, Köln nach Berlin oder Stuttgart – Berlin.

Mit München-Köln ist eine weitere Strecke in Kürze wieder verfügbar, nachdem FlixTrain erst vor wenigen Tagen mitgeteilt hatte das Angebot wieder spürbar auszuweiten. Das Konzept ist dabei, ähnlich dem FlixBus schlicht und einfach – auffallend (durch die hellgrüne Farbgebung) und trotz des „Massentransportes“ immernoch irgendwie sympathisch. Das Publikum auf der Testfahrt war dabei übrigens bunt gemischt, jung und alt trifft sich im FlixTrain.

Die (renovierten) Waggons

Optisch wirken die in grau gehaltenen Waggons mit den grünen Kopfstützen chic. Was direkt ins Auge sticht, ist die Menge an Sitzreihen welche mich an die maximale Bestuhlung der LCC im Luftverkehr erinnert. FlixTrain garantiert laut eigener Aussage einen Sitzplatz und verkauft somit (proaktiv) keine Stehplätze. Der Sitzabstand ist durch die hohe Bestuhlung ähnlich einer Low Cost Bestuhlung im Flieger relativ eng aber passabel. Die Rückenlehne des Sitzes ist wirklich schon fast senkrecht und lässt sich in Ihrer Einstellung nicht verändern, die komplett fehlenden Sitztaschen vermeiden unnötigen Müll. Im unteren Bereich befinde sich ein Flaschenhalter sowie ein Klapptisch samt Becherhalter. In der Mitte unterhalb der zwei Sitze befindet sich eine Steckdose sowie direkt darüber 2 USB-Ports.

Die Waggons wurden während der temporären Einstellung des FlixTrain Verkehrs inmitten der Pandemie genutzt um diese auf Vordermann zu bringen, dies ist optisch in der Tat gelungen. Auffallend war, dass die Waggons scheinbar über keinerlei Lüftung oder ähnliches verfügen, da die Luft über die gesamte Fahrt als sehr stickig empfunden wurde. Dazu passen würde der Hinweis an allen Fenstern, dass sich diese maximal 5 cm nach unten öffnen lassen, weshalb ich im Sommer bei 30 Grad nicht unbedingt wissen möchte, wie sich dieses IM Zug auswirkt. Ausserdem empfand ich die (extrem) helle Beleuchtung auch am Abend, als etwas gewöhnungsbedürftig. Neben der regulären Beleuchtung an der Decke, ist auch die Haltestange der oberen Gepäckablage mit LED versehen, wodurch der gesamte Zug, innen auch um 21 Uhr taghell beleuchtet war. Ob dies auf allen Fahrten der Fall ist, lässt sich natürlich schwer sagen.

Der Preis

FlixTrain startet auf allen Routen zu einem Preis von 9,99€, wobei hin und wieder auch Tickets ab 4,99€ verfügbar sind. Da der Einsteigspreis der Bahn im Fernverkehr, ohne die BahnCard etwa beim doppelten liegt, also ein absolutes Schnäppchen, wobei gilt – je früher gebucht umso günstiger.

So sind Tickets auf der Strecke Stuttgart – Berlin, die einfache Fahrt ebenfalls ab 9,99€ im Angebot, kurz vor Abfahrt wird für Ticket knapp 65€ fällig, womit der Preis im Vergleich eines Flexi Tickets der Bahn immernoch deutlich unterboten wird. Im Reisepreis ist jeweils ein Handgepäck sowie, laut Homepage ein Koffer zu maximal 20 Kilo inklusive, was man sich offenbar in der Luftfahrt abgeschaut hat. Wie allerdings das Gewicht im Zug überprüft werden soll ist mir dabei allerdings unklar. Je weitere Koffer kann ab 4€ vorab hinzugebucht werden. Generell bietet FlixTrain im Bereich der Zusatzverkäufe neben dem kostenlos zugewiesenen Sitzplatz bei der Buchung, die Möglichkeit ab 3,99€ eine Sitzplatzreservierung vorzunehmen, auch ein freier Nebensitz kann (abhängig der Distanz) ab 4€ aufwärts hinzugefügt werden. Für mein Ticket habe ich dabei übrigens 2 Tage vor Abfahrt – 24,99€ bezahlt, ein super Preis.

Wifi / Entertainment / Gastronomie

FlixTrain bietet analog der FlixBus Flotte ein hauseigenes Entertainment Programm, welches sich nach Einwahl ins WLAN, problemlos auf dem eigenen Endgerät streamen lässt. Die Auswahl umfasst eine Auswahl an 22 Filmen, 8 Hörbüchern sowie zahlreichen Spielen. Anders als das Wifi ist die Nutzung des eigenen Flixtainments auch nicht an eine Drosselung der Daten gekoppelt und lässt sich somit von Anfang bis Ende maximal auskosten. Während das Entertainment auf der Testfahrt einwandfrei funktionierte, stockte das WLAN hin und wieder und war mehrfach kurzzeitig nicht verbunden, hier besteht noch Optimierungsbedarf.

Entertainment-Portal (Screenshot Flixtrain).

Ein weiterer Kritikpunkt ist die laut Homepage weiterhin ausgesetzte Möglichkeit der bordeigenen Gastronomie, so gab es auf der Testfahrt keinerlei Möglichkeit etwas im Zug zu erwerben, dies sollte also vorab auf eigene Faust erledigt werden.

Fazit:

FlixTrain bietet insbesondere den etwas preissensibleren Fahrgästen ein gutes Preis-Leistungsverhältnis mit einem enormen Wachstumspotential. Mit Einstiegstickets um 9,99€, sowie Aktionen ab 4,99€ sind die Preise für den Fernverkehr unschlagbar günstig. FlixTrain verkehrt dabei auf einigen Strecken nicht täglich, so wird zum Beispiel die im Test befahrene Strecke von Stuttgart nach Berlin, Dienstags und Mittwochs nicht befahren. Auch sind die Frequenzen mit 1-2x täglich nicht unbedingt ansprechend für geschäftliche Termine, da der Takt nicht zwangsläufig am Tagesrand liegt, somit eignet sich das Angebot derzeit wohl am meisten, für private Reisen / Fahrten wo sich der Fahrgast ehr nach/an der Abfahrt des FlixTrains orientiert.

Auffallend war an den Bahnhöfen stets eine gewisse Hektik der Zugbegleiter um die Stops am Bahnhof und die Pünktlichkeit zu wahren, dies resultierte in einer (für mich) absoluten Premiere. Als der FlixTrain FLX10 um 21:01 am Berliner Hauptbahnhof zum stillstand kam, hatten wir unser Ziel nahezu 15 Minuten FRÜHER erreicht, wirklich beeindruckend.

Das (Haupt)-Problem bei FlixTrain dürfte immernoch die fehlende Bekanntheit auf breiter Fläche, der eigenen Marke sein. Auch das Konzept nahezu ausschließlich auf Subunternehmer zu setzen ist letztendlich in vielerlei Hinsicht mit einem gewissen Risiko verbunden. Zu den Waggons lässt sich lediglich sagen, dass diese tadellos sind.

Meiner Meinung nach wäre es generell wünschenswert, dass FlixTrain nach dem Fernbus auch den Fernverkehrsmarkt auf der Schiene aufmischt und durch die Konkurrenz, die Preise ein wenig drückt. Mit dem DB Konzern steht allerdings, anders als seinerzeit im Fernbusgeschäft, ein schier übermächtiger, bundeseigener Konkurrent auf der anderen Seite, welcher es FlixTrain dabei, alles andere als einfach machen wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Redakteur dieses Artikels:

Steffen Lorenz war einige Jahrzehnte lang Flugbegleiter bei verschiedenen Airlines und verstärkt die Aviation.Direct-Redaktion seit Oktober 2021 in den Bereichen Produkttests und Tripreports.
[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

Über den Redakteur

Steffen Lorenz war einige Jahrzehnte lang Flugbegleiter bei verschiedenen Airlines und verstärkt die Aviation.Direct-Redaktion seit Oktober 2021 in den Bereichen Produkttests und Tripreports.
[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Werbung