Die “Lockdown-Welle” ist im Anmarsch

Lockdown (Foto: Pixabay).
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Die “Lockdown-Welle” ist im Anmarsch

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In Europa bringt eine neuerliche „Lockdown-Welle“ die Luftfahrt und Touristik stark unter Druck. Die Branche blickt mit großer Sorge auf Irland, das als erstes EU-Land neuerlich diesen Zustand ausgerufen hat. Die Tschechische Republik verkündete ebenfalls den Lockdown in der Slowakei entscheidet die Regierung am Donnerstag darüber, ob das Land wieder „abgeriegelt“ wird.

In anderen europäischen Ländern, darunter auch Österreich und Deutschland, wurden einzelne Städte und/oder Bezirke unter Quarantäne gestellt. Insbesondere in den beiden genannten Staaten steht jedoch die regelrechte Drohung „zweiter Lockdown“ deutlich im Raum. Dieser hätte fatale Auswirkungen auf die Wirtschaft und je mehr Länder sich dieser neuerlichen Maßnahme anschließen, desto schwieriger wird es für die Fluggesellschaften.

Es ist daher gar nicht auszuschließen, dass bei „europaweiten Lockdowns“ die eine oder andere Fluggesellschaft erneut den Flugbetrieb einstellen müssen. Die Ausgangslage ist nämlich mit jener vom März durchaus vergleichbar, denn bereits vor den harten Maßnahmen kursierte mit dem Blick auf die Entwicklung in Italien die Angst, so dass viele Passagiere ihre gebuchten Flüge gar nicht angetreten haben. So passierte es insbesondere bei Billigfliegern, dass nahezu ausgebuchte Maschinen mit nur einer wenigen Fluggästen besetzt waren, weil der Rest erst gar nicht zum Airport angereist ist.

Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Die Tickets der „No-Shows“ waren damals bezahlt und außer den Taxen, die nur die wenigsten Passagiere tatsächlich rückfordern, gibt es in den meisten Tarifen nichts zurück. Die Airline kann ja nichts dafür, dass der Reisende einfach nicht erschienen ist. Insbesondere Lauda dürfte sich mit den „No-Shows“ sogar ganz ordentlich Geld gespart haben, denn die Taxen werden nur dann fällig, wenn der Passagier tatsächlich geflogen ist. Beispielsweise in Wien sind die „Nebenkosten“ erheblich höher als 9,99 Euro und weniger. Erscheint der Fluggast nicht und verlangt auch die Taxen nicht zurück, so brachte der leere Sitz Geld ein. Fliegt der Passagier aber und kauft sonst nichts dazu, zahlt der Lowcoster drauf und zwar kräftig.

Jetzt im Herbst 2020 ist die Situation aber anders: Die Airlines haben keine randvollen Buchungsbücher mehr, denn wer reisen will oder muss bucht nun kurzfristig, teilweise sogar am Tag des Abflugs. Das bedeutet in weiterer Folge, dass es für die Fluggesellschaften sehr schwer ist die Nachfrage abzuschätzen, denn die sonst üblichen langfristigen Buchungen der Sparefrohs und üblichen Buchungen etwa sechs bis vier Wochen vor Abflug fehlen komplett. Auch kann man derzeit Geschäftsreisende kurzfristig nur sehr beschränkt melken, denn diese sind nur äußerst wenig unterwegs. Auch Preise im einstelligen Eurobereich können die Nachfrage nicht ankurbeln. Nun wie denn auch? Was hilft ein Ticket für sieben Euro, wenn man zur Einreise in das Zielland einen teuren PCR-Test braucht und bei der Rückkunft nach Österreich auch wieder oder aber man wandert in Quarantäne?

Mit nur sehr wenigen Vorausbuchungen in eine Zeit zu fliegen, in der mehrere europäische Länder wieder den Lockdown durchsetzen wollen, ist noch schwieriger als im März. Die Branche hatte da ja noch Milliarden-Euro-Beträge ihrer Kunden gehortet, die nur schleppend und zögerlich wieder zurückgegeben wurden. Das Geld hat man aber nicht mehr und auch die Staatshilfen sind irgendwann aufgebraucht.

Zusammengefasst: Der Winter wird frostiger denn je und man darf nicht vergessen, dass wir Oktober 2020 schreiben und den echten Winter noch gar nicht erreicht haben. Niemand weiß wie sich die Pandemie in den frostigen Monaten, in denen man sich aus Temperaturgründen bevorzugt in Innenräumen aufhält, entwickeln wird. Wenn schon jetzt im Oktober die ersten Länder mehrwöchige Lockdowns ausrufen, ist überhaupt nicht auszuschließen, dass große Teile des Winters in diesem Zustand verbracht werden müssen. Für die Luftfahrtindustrie wird das dann ein Kampf ums Überleben und auch Konzerne wie Ryanair und Easyjet könnten dann in die Lage kommen, dass sie hohe Staatshilfen benötigen könnten. Die Betonung liegt auf „könnten“, denn niemand weiß wie sich die Pandemie und deren „Nebenauswirkungen“ entwickeln werden.

Der Blick auf Bayern zeigt aber, dass nach und nach wieder der nationale Egoismus die Oberhand gewinnt, denn das Bundesland will künftig von Pendlern einmal pro Woche einen negativen PCR-Test sehen, den diese freilich selbst bezahlen müssen. Legt man den Preis, der am Flughafen Wien verlangt wird, zu Grunde, dann wären es 480 Euro pro Monat. Ob man diese Kosten beim Finanzamt geltend machen kann oder nicht – über diese Frage zerbrechen sich bereits die ersten Steuerberater den Kopf. Die Luftfahrt will genau solche Absurditäten verhindern und drängt darauf, dass europaweit negative Schnelltests aus Voraussetzung zur Einreise eingeführt werden. Diese wären erheblich billiger und würden der Branche mehr Sicherheit bieten. Griechenland macht in diesem Zusammenhang nun Druck auf EU-Ebene. Bleibt nur zu hoffe, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) europäisch denkt und nicht die bayerische CSU-Linie vertritt.

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