Easyjet plant für das Jahr 2025 eine Rückkehr an den Flughafen Düsseldorf und eröffnet damit nach einer fünfjährigen Pause drei internationale Strecken.
Diese Entscheidung markiert eine bedeutende Wende im deutschen Markt für die Airline, die sich während der letzten Jahre stark aus dem Inland zurückgezogen hatte. Die britische Low-Cost-Airline hat angekündigt, ab Sommer 2025 von Düsseldorf aus Verbindungen nach London-Gatwick, Edinburgh und Nizza anzubieten und sieht in dieser Rückkehr eine Gelegenheit, Marktbedürfnisse gezielt zu bedienen. Besonders der Düsseldorfer Flughafen zeigt sich optimistisch und feiert die Rückkehr der Airline als wichtigen Erfolg, gerade angesichts der gegenwärtig komplexen Rahmenbedingungen im deutschen Luftverkehr.
Rückzug und neue Chancen für Easyjet in Deutschland
Seit dem letzten Auftritt Easyjets im Jahr 2020 hat sich das Bild des deutschen Marktes stark verändert. Easyjet hatte sich in Deutschland vermehrt auf den Berliner Markt konzentriert und nach der Schließung des Flughafens Berlin-Tegel 2020 seine innerdeutschen Verbindungen sukzessive reduziert. Düsseldorf wurde damals aufgegeben, und auch innerdeutsche Routen wie Berlin-Düsseldorf, die früher von Easyjet angeboten wurden, verschwanden. In den letzten Jahren haben steigende Betriebskosten, strengere Umweltauflagen und die Pandemie den Wettbewerb am Düsseldorfer Flughafen beeinflusst. Doch die Rückkehr der Airline, die 2018 in einer umstrittenen Kampagne scherzhaft anregte, „uncoolere Städte“ wie Düsseldorf zu besuchen, zeigt, dass der Markt aus Sicht von Easyjet wieder attraktive Lücken und Wachstumspotenzial bietet.
Die Aufnahme der Verbindungen nach London-Gatwick, Edinburgh und Nizza ist strategisch: Während London als wichtiges internationales Drehkreuz für Geschäftsreisende und Touristen gilt, sind Edinburgh und Nizza beliebte Ziele für Ferienreisende. Besonders in Großbritannien und Frankreich hofft Easyjet, durch eine stärkere Verknüpfung mit dem deutschen Markt von der hohen Nachfrage nach Flügen von und nach Düsseldorf profitieren zu können.
Flughafen Düsseldorf und „Angebotslücken“ im Eurowings-Revier
Mit dem Wiederaufbau ihrer Präsenz in Düsseldorf zielt Easyjet auf die sogenannte „Angebotslücke“ ab, die der Flughafen sieht und die auch das Management des Flughafens als wichtig für die Region betont. Der Düsseldorfer Airport-Chef Lars Redelix erklärte, dass die neuen Strecken für den Flughafen eine positive Entwicklung darstellten und die Nachfrage bedienten, die andere Anbieter wie Eurowings nicht abdeckten. Er lobte die Rückkehr von Easyjet als Erfolg für die Region und betonte dabei die Herausforderungen der aktuellen Marktbedingungen.
Eurowings, die Tochtergesellschaft der Lufthansa, hat in den letzten Jahren eine starke Position in Düsseldorf aufgebaut. Düsseldorf ist einer der bedeutendsten Standorte der Airline, die von hier aus eine Vielzahl von europäischen Zielen bedient. Der Wettbewerb, den Easyjet hier ab Sommer 2025 einleiten will, könnte die bestehenden Marktverhältnisse aufbrechen und das Angebot an Flügen für Reisende erweitern. Redelix hob die Bedeutung der neuen Routen im Hinblick auf die „aktuell schwierigen staatlichen Rahmenbedingungen für den Luftverkehr in Deutschland“ hervor – ein Hinweis auf die wachsenden staatlichen Auflagen im Umwelt- und Sicherheitsbereich, die seit der Pandemie erheblich verschärft wurden und den Kostendruck erhöhen.
Strategische Expansion und Standortwandel für Easyjet
Die neuen Flugstrecken spiegeln eine Anpassung an die sich wandelnden Passagierbedürfnisse und die Konzentration auf profitablere, internationalere Strecken wider. Easyjet selbst hatte bereits zuvor angekündigt, dass man sich auf weniger komplexe und dafür profitablere Märkte konzentrieren möchte, nachdem das Unternehmen während der Pandemie stark zu kämpfen hatte. Die Luftfahrtindustrie sieht sich in Europa weiterhin mit Herausforderungen konfrontiert, etwa durch steigende Kerosinpreise, Personalmangel und die zunehmende Konkurrenz unter den europäischen Billigfluglinien wie Ryanair, Wizz Air und Norwegian Air Shuttle.
Die Nachfrage nach Reisen im europäischen Raum, die vor allem von Urlaubsreisenden und Städtetouristen ausgeht, erholt sich jedoch nach der Pandemie stark, was auch Easyjet neue Marktchancen eröffnet. Besonders während der Ferienzeiten und langen Wochenenden ist die Nachfrage nach Kurztrips innerhalb Europas angestiegen. Dies erklärt auch die Wahl der Ziele in London, Edinburgh und Nizza – alle drei Städte gehören zu den wichtigsten Zielen im touristischen sowie im Geschäftsreisebereich.
Herausforderungen durch Marktbedingungen und Konkurrenzdruck
Easyjet plant in Deutschland eine langfristige Positionierung, die sich auch durch die derzeitigen politischen Rahmenbedingungen und die Pläne der EU im Bereich des Umweltschutzes im Luftverkehr herausfordernd gestaltet. Die kürzlich beschlossenen Pläne der EU, die Umweltziele im Bereich der Luftfahrt zu verschärfen und Kerosinpreiserhöhungen zur Förderung umweltfreundlicher Alternativen anzupassen, bedeuten für Fluggesellschaften einen erheblichen Anstieg der Betriebskosten. Auch in Deutschland wird der Ruf nach strikteren Maßnahmen gegen die CO₂-Belastung der Luftfahrt lauter, und der Druck auf Fluggesellschaften zur Modernisierung ihrer Flotten wächst.
Neben diesen langfristigen Herausforderungen stellt auch der direkte Wettbewerb für Easyjet eine Hürde dar: Eurowings ist nach wie vor stark in Düsseldorf vertreten, und auch andere Billigflieger wie Ryanair sind auf Expansion in deutschen Städten ausgerichtet. Ob Easyjet seine Marktposition in Düsseldorf aufbauen und langfristig behaupten kann, hängt davon ab, inwieweit die Airline im Wettbewerb mit Eurowings bestehen und ihre Kostenstruktur effektiv kontrollieren kann.
Die Rückkehr von Easyjet nach Düsseldorf ist für den deutschen Markt ein Signal für ein neues Kapitel im Wettbewerb um den Low-Cost-Sektor, der von zunehmender Nachfrage und gleichzeitig strengeren Umweltauflagen geprägt ist. Flughafen Düsseldorf sieht in der neuen Zusammenarbeit eine Möglichkeit, das Flugangebot weiter zu diversifizieren und Reisenden mehr Optionen zu bieten. Die neuen Verbindungen nach London, Edinburgh und Nizza sollen ab Sommer 2025 wieder eine Alternative für Passagiere bieten, die günstige und direkte Flugverbindungen suchen.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich Easyjet in Düsseldorf positionieren wird und ob das Unternehmen die Herausforderungen durch staatliche Auflagen, Kostendruck und Konkurrenz erfolgreich bewältigen kann. Die Ankündigung der neuen Routen stellt jedoch eine attraktive Ergänzung für den Flughafen und die Reisemöglichkeiten in Nordrhein-Westfalen dar.