Ein außergewöhnlicher Rettungseinsatz: Airbus Beluga soll beschädigten A350 von British Airways „befreien“

Airbus Beluga (Foto: Steffen Lorenz).
Airbus Beluga (Foto: Steffen Lorenz).

Ein außergewöhnlicher Rettungseinsatz: Airbus Beluga soll beschädigten A350 von British Airways „befreien“

Airbus Beluga (Foto: Steffen Lorenz).
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London-Heathrow, einer der verkehrsreichsten Flughäfen der Welt, erlebt in diesen Tagen eine besondere Mission: Ein Airbus BelugaXL, eines der ungewöhnlichsten und größten Frachtflugzeuge der Welt, wird erwartet, um einen seit Monaten festsitzenden Airbus A350-1000 von British Airways zu retten. Dieses bemerkenswerte Ereignis unterstreicht nicht nur die komplexe Logistik im modernen Luftverkehr, sondern auch die Bedeutung spezieller Flugzeuge wie des BelugaXL in der Luftfahrtindustrie.

Die Geschichte begann im April 2024, als ein Airbus A350-1000 von British Airways mit der Registrierung G-XWBC auf dem Flughafen London-Heathrow in eine Kollision mit einer Boeing 787-9 Dreamliner von Virgin Atlantic verwickelt wurde. Der Vorfall ereignete sich, als der Virgin Atlantic Dreamliner, der gerade zurückgedrängt wurde, mit seiner linken Flügelspitze das am Gate stehende British Airways-Flugzeug berührte. Dabei wurde das rechte Höhenleitwerk des A350 erheblich beschädigt. Während der Virgin Atlantic Dreamliner, der die Registrierung G-VDIA trägt, nach einigen Reparaturen bereits im Juni 2024 wieder in Betrieb genommen wurde, blieb der A350-1000 von British Airways seitdem auf dem Flughafen Heathrow geparkt und wartete auf eine umfassende Reparatur.

Die Schwere der Beschädigung und die Logistik, die für eine solche Reparatur erforderlich ist, haben dazu geführt, dass das Flugzeug nun schon seit Monaten stillsteht. Für British Airways, eine der führenden Fluggesellschaften Europas, ist dies nicht nur ein operatives, sondern auch ein wirtschaftliches Problem. Ein Flugzeug dieser Größe und Kapazität aus dem regulären Betrieb zu verlieren, bedeutet erhebliche finanzielle Einbußen.

Die Lösung: Airbus BelugaXL

Die Rettungsmission für den festsitzenden A350 wird von einem Airbus BelugaXL durchgeführt. Dieses spezielle Frachtflugzeug, das aufgrund seiner charakteristischen Form nach dem weißen Wal „Beluga“ benannt ist, ist für den Transport von übergroßen Frachtstücken konzipiert. Die BelugaXL, die 2014 eingeführt wurde und die ältere BelugaST-Flotte ersetzt, ist ein wesentlicher Bestandteil der Airbus-Logistik, insbesondere für den Transport von Flugzeugteilen zwischen verschiedenen Airbus-Standorten in Europa.

Der BelugaXL ist mit einer Länge von 63,1 Metern und einer Spannweite von 60,3 Metern eines der größten Frachtflugzeuge der Welt und kann Lasten von bis zu 51 Tonnen tragen. Seine spezielle Konstruktion ermöglicht es, große Flugzeugkomponenten, wie z.B. Flügel, Rümpfe und andere wichtige Teile, in einem Stück zu transportieren. Für die aktuelle Mission wird der BelugaXL Ersatzteile für das beschädigte Höhenleitwerk des British Airways A350 liefern.

Die Bedeutung der Mission

Die Ankunft des BelugaXL am Flughafen Heathrow, die für den 9. September 2024 geplant ist, stellt nicht nur eine logistische Meisterleistung dar, sondern auch einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der operativen Flotte von British Airways. Laut dem Luftfahrtdatenanalysten M Zulqarnain B, der die Geschichte zuerst auf der Luftfahrtplattform „Paddle Your Own Kanoo“ veröffentlichte, markiert dieser Einsatz eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen ein BelugaXL-Flugzeug für eine derartige Rettungsmission eingesetzt wird.

Die BelugaXL-Flotte, die von Frankreich aus operiert, besteht derzeit aus sechs Flugzeugen. Diese Flugzeuge sind normalerweise für den Transport von Airbus-eigenen Komponenten reserviert, doch in speziellen Fällen, wie dem vorliegenden, können sie auch für externe Einsätze genutzt werden. Dies zeigt die Flexibilität und die besonderen Fähigkeiten der BelugaXL-Flotte, die in der Lage ist, Aufgaben zu übernehmen, die für andere Flugzeuge schlicht unmöglich wären.

Frühere Zwischenfälle und ihre Auswirkungen

Der A350-1000 von British Airways mit der Registrierung G-XWBC ist kein Unbekannter, wenn es um Zwischenfälle geht. Bereits im April 2022 war das Flugzeug in einen anderen Vorfall am Flughafen Heathrow verwickelt. Damals musste die Maschine nach einem Flug aus Dubai einen Go-around einleiten, eine Maßnahme, bei der das Flugzeug nach einem fehlgeschlagenen Landeversuch durchstartet und einen neuen Landeanflug versucht. Doch in diesem Fall führte die Kombination aus geringer Höhe, niedriger Geschwindigkeit und einer zu starken Anhebung der Flugzeugnase zu einem harten Aufsetzen, das zu einem Heckaufprall führte. Der Zwischenfall wurde von der britischen Flugunfalluntersuchungsstelle (AAIB) offiziell untersucht, was zu einer gründlichen Analyse und einem Bericht führte, der im August 2022 veröffentlicht wurde.

Diese Serie von Zwischenfällen zeigt, dass selbst hochmoderne Flugzeuge wie der Airbus A350 nicht vor unerwarteten Komplikationen sicher sind. Die Komplexität der heutigen Luftfahrt erfordert nicht nur technisches Können, sondern auch eine ständige Bereitschaft zur Bewältigung außergewöhnlicher Situationen.

Der bevorstehende Einsatz des Airbus BelugaXL zur Reparatur des beschädigten A350 von British Airways ist ein bemerkenswertes Beispiel für die Vielseitigkeit und den technologischen Fortschritt in der Luftfahrtindustrie. Es unterstreicht die Bedeutung spezialisierter Frachtflugzeuge wie der BelugaXL, die in der Lage sind, große und sperrige Komponenten effizient zu transportieren, und somit den Fortgang des internationalen Luftverkehrs zu gewährleisten.

Für British Airways bedeutet diese Rettungsmission nicht nur die baldige Rückkehr eines wichtigen Flugzeugs in den Flugbetrieb, sondern auch eine Demonstration der engen Zusammenarbeit innerhalb der europäischen Luftfahrtindustrie. Die Fähigkeit, solche komplexen logistischen Herausforderungen zu meistern, zeigt die Stärke und Flexibilität, die in dieser Branche erforderlich ist, um auch in schwierigen Situationen erfolgreich zu sein.

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