Die militärische Eskalation zwischen Israel und Iran hat weitreichende Konsequenzen für den zivilen Luftverkehr im Nahen Osten und darüber hinaus. Nach einem erwarteten israelischen Angriff auf iranische Atomanlagen und andere militärische Ziele haben sowohl Iran als auch der benachbarte Irak ihren Luftraum für zivile Flüge gesperrt.
Auch Israels Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wurde geschlossen, und die nationale Fluggesellschaft El Al hat alle Flüge von und nach Israel vorerst gestrichen. Die Lufthansa Group, zu der auch Swiss und Austrian Airlines gehören, hat ihre Verbindungen nach Tel Aviv bis Ende Oktober eingestellt und setzt nun auch ihre Flüge nach Teheran und Beirut vorübergehend aus. Die Auswirkungen auf den größten deutschen Flughafen in Frankfurt halten sich bislang in Grenzen, doch die Sperrung der Lufträume führt zu längeren Flugrouten und Umleitungen. Die Spannungen in der Region haben sich dramatisch verschärft, und die Lage bleibt äußerst volatil.
Militärischer Schlag und seine direkten Folgen für den Luftraum
In den frühen Morgenstunden des 13. Juni 2025 begann Israel mit einem erwarteten Angriff auf iranische Atomanlagen und andere militärische Ziele. Das israelische Militär teilte in der Nacht mit, es handele sich um „eine präventive, präzise, kombinierte Offensive“, die darauf abziele, das iranische Atomprogramm und andere militärische Ziele zu attackieren. Aus der iranischen Hauptstadt Teheran wurden laute Explosionen gemeldet, und iranische Medien zeigten Bilder zerstörter Häuserfassaden und berichteten von Rettungskräften, die unter Trümmern nach Verschütteten suchten. Am Staatsfernsehen wurde über aufsteigenden Rauch an der Atomanlage Natans im Zentrum der Islamischen Republik berichtet. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte in einer Videoansprache, die Operation werde „so viele Tage andauern, wie es braucht, um diese Bedrohung zu beseitigen“.
Die USA, ein Verbündeter Israels, waren nach eigenen Regierungsangaben aus Washington nicht an dem Angriff beteiligt. Der Iran hatte seinerseits in dieser Woche bereits mit Gegenschlägen für den Fall eines Angriffs gedroht. Nach dem israelischen Schlag rief Israels Verteidigungsminister Israel Katz für sein Land den Ausnahmezustand aus und kündigte an, daß „in unmittelbarer Zukunft“ mit einem Raketen- und Drohnenangriff auf Israel zu rechnen sei.
Die unmittelbare Folge dieser militärischen Eskalation war die Sperrung des Luftraums über den betroffenen Ländern. Der Iran schloß seinen Luftraum für alle zivilen Flüge auf unbestimmte Zeit. Die nationale Luftfahrtbehörde des Iran forderte die Landesbewohner auf, nicht zu den Flughäfen zu fahren und sich eigenständig in den Medien über weitere Entwicklungen zu informieren. Auch der Betrieb am Hauptstadtflughafen in Teheran wurde eingestellt. Parallel dazu sperrte der benachbarte Irak ebenfalls seinen Luftraum für zivile Flüge. Das irakische Verkehrsministerium begründete diese Maßnahme mit den „regionalen Spannungen“, um die Sicherheit der zivilen Luftfahrt zu gewährleisten. Ein Augenzeuge im Irak berichtete der Deutschen Presse-Agentur, kurz nach Tagesanbruch seien Drohnen und andere Flugkörper am Himmel zu sehen gewesen, die in Richtung Iran flogen, was die unmittelbare Bedrohung verdeutlichte.
Reaktionen der Fluggesellschaften: Lufthansa Group und El Al stellen Flüge ein
Die Eskalation in der Region hat unmittelbare und weitreichende Auswirkungen auf den internationalen Flugverkehr. Fluggesellschaften reagieren auf die erhöhte Sicherheitslage mit Flugstreichungen und Routenanpassungen, um die Sicherheit ihrer Passagiere und Besatzungen zu gewährleisten.
Die Lufthansa Group, zu der neben der Lufthansa auch Swiss und Austrian Airlines gehören, hat bereits seit Anfang Mai keine Flüge mehr nach Israel durchgeführt. Dies war eine vorsorgliche Maßnahme aufgrund der sich bereits verschärfenden Sicherheitslage in der Region. Mit dem aktuellen Angriff auf den Iran kommen nun weitere Einschränkungen hinzu. Eine Sprecherin der größten deutschen Fluggesellschaft teilte mit, daß die Flüge der Lufthansa Group von und nach Teheran „aufgrund der aktuellen Situation bis auf weiteres ausgesetzt“ werden. Im aktuellen Flugplan der Lufthansa stehen wöchentlich fünf Flüge von Frankfurt/Main nach Teheran und in der Gegenrichtung. Diese werden nun alle gestrichen. Des Weiteren teilte die Lufthansa-Sprecherin mit, daß „sowohl der iranische als auch der irakische und israelische Luftraum vorerst nicht für Überflüge genutzt“ werden. Dies bedeutet, daß Flugrouten in der Region, die diese Lufträume kreuzen, umgeleitet werden müssen, was zu längeren Flugzeiten und möglicherweise zu Tankzwischenlandungen führen kann. Kurz vor dem israelischen Angriff hob noch eine A340-300 von Lufthansa, Flug 601, in Teheran ab und landete in den frühen Morgenstunden in Frankfurt, bevor die Sperrung in Kraft trat.
Swiss, eine Tochtergesellschaft der Lufthansa Group, hat ebenfalls weitreichende Entscheidungen getroffen. Die Flüge nach und von Tel Aviv, die zunächst bis einschließlich 31. Juli ausgesetzt waren, werden im verbleibenden Sommerflugplan bis zum 25. Oktober 2025 nicht mehr angeboten. Dies dient der „Planbarkeit und operativen Stabilität für unsere Passagiere, Besatzungen und unsere Flugoperationen“, wie Swiss mitteilte. Die Fluggesellschaft steht in engem Kontakt mit ihren Mitarbeitenden in Tel Aviv und unterstützt sie bei Fragen zur Ausreise aus Israel. Auch die Flüge nach Beirut, die aktuell im Sommerflugplan vorgesehen waren, werden vorübergehend bis zum 31. Juli eingestellt, ebenfalls aufgrund der sich erneut verschärfenden Lage in der Region.
Betroffene Fluggäste werden aktiv informiert und können entweder kostenlos auf einen späteren Zeitpunkt umbuchen oder sich den Ticketpreis erstatten lassen. Über eine mögliche Wiederaufnahme der Flüge wird informiert, sobald eine verläßliche Einschätzung der Sicherheitslage dies zuläßt. Die Lufthansa Group betont stets, daß die Sicherheit ihrer Gäste und Crews oberste Priorität hat und die Entwicklungen kontinuierlich in engem Austausch mit den zuständigen Behörden sowie den Airlines der Lufthansa Group beobachtet werden. Die Nichtbedienung des Flughafens Tel Aviv durch die Lufthansa-Gruppe war nach jüngster Planung bis einschließlich 22. Juni vorgesehen, eine Verlängerung dieser Maßnahme bis Ende Oktober ist nun eine klare strategische Entscheidung.
Die nationale israelische Fluggesellschaft El Al hat aus Sorge vor iranischen Gegenangriffen ihre für heute und morgen aus und nach Israel geplanten Flüge storniert. Normalerweise ist El Al dafür bekannt, auch in schwierigen Kriegssituationen zu fliegen und ihre Dienste aufrechtzuerhalten. Die Fluggesellschaft teilte mit: „Angesichts der jüngsten sicherheitspolitischen Entwicklungen und gemäß den Anweisungen der Sicherheits- und Luftfahrtbehörden zur Schließung des Luftraums über Israel informiert die Fluggesellschaft El Al über die Einstellung ihrer Flüge von und nach Israel.“ Passagiere wurden aufgerufen, sich auf eine Übernachtung im Ausland einzustellen, bis sich die Sicherheitslage ändert. Flüge, die sich bereits auf dem Weg nach Israel befanden, wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet. Auch alle Flüge, die von Israel starten sollten, sind bis auf weiteres gestrichen. El Al ermöglichte es zudem allen Kunden, Tickets für Abflüge bis zum 28. Juni in einen Reisegutschein umzuwandeln, und Flüge mit geplanter Abflugzeit bis zum 22. Juni 2025 wurden für neue Buchungen in den Systemen gesperrt, bis die Sicherheitslage geklärt ist. Der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv hatte auf seiner Webseite ebenfalls die Sperrung für alle Ab- und Anflüge bis auf weiteres mitgeteilt.
Auswirkungen auf den Flughafen Frankfurt und weitere Konsequenzen
Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main, betrieben von Fraport, halten sich die unmittelbaren Auswirkungen der jüngsten Eskalation nach Angaben einer Sprecherin bislang in Grenzen. Dennoch sind erste Einschränkungen sichtbar: Zwei ankommende Lufthansa-Flüge aus Teheran für Freitag beziehungsweise Sonntag wurden gestrichen, ebenso ein für diesen Samstag geplanter ausgehender Flug nach Teheran.
Die Sperrung des iranischen und irakischen Luftraums hat zudem dazu geführt, daß vier Maschinen anderer Fluggesellschaften in Frankfurt zum Tanken zwischenlanden mußten. Dies ist notwendig, da die Flugrouten durch die umflogenen Sperrgebiete länger sind und somit mehr Treibstoff benötigen. Solche ungeplanten Zwischenlandungen können zu Verzögerungen und erhöhten Betriebskosten für die Fluggesellschaften führen. Die Lufthansa Group selbst meidet bis auf Weiteres den Luftraum der betroffenen Staaten, was die Flugzeit nach Asien – je nach Ziel – um bis zu 30 Minuten verlängert. Dies hat auch Auswirkungen auf die Einsatzplanung von Flugzeugen und Crews.
Die Gesamtauswirkungen des Konflikts auf den zivilen Luftverkehr in der Region und darüber hinaus werden sich in den kommenden Tagen und Wochen weiter zeigen. Die Situation im Nahen Osten ist extrem angespannt, und weitere militärische Aktionen könnten zu weiteren Einschränkungen im Flugverkehr führen. Die Sicherheit der Passagiere und Crews hat für die Fluggesellschaften oberste Priorität, und Entscheidungen über Flugrouten und Verbindungen werden stets in enger Absprache mit den zuständigen Sicherheits- und Luftfahrtbehörden getroffen. Die internationale Luftfahrtbranche ist daher in höchster Alarmbereitschaft und beobachtet die Entwicklungen im Nahen Osten genauestens. Eine anhaltende oder weitere Eskalation könnte nicht nur den regionalen, sondern auch den globalen Luftverkehr beeinträchtigen, indem wichtige Korridore unpassierbar werden und Routen über längere Distanzen umgeleitet werden müssen.