Eurolines: Der schnelle Abstieg des einstigen Fernbus-Marktführers

Eurolines-Fernbus (Foto: Felix O).
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Eurolines: Der schnelle Abstieg des einstigen Fernbus-Marktführers

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Der Fernbusanbieter Eurolines, der in den 1980er Jahren als europäischer Marktführer gestartet war, ist in den letzten Jahren ins Hintertreffen geraten. Mehrere Unternehmen, darunter Blaguss Reisen, Volanbusz und Deutsche Touring, sind aus dem Verbund ausgetreten und haben zu Flixbus gewechselt. 

Es ist noch gar nicht so lange her da waren Fahrten mit Fernbussen innerhalb Europas nicht sonderlich populär und zum Teil sogar als “Gastarbeiter-Shuttle” im Verruf. Unabhängig davon unterhielt der Unternehmerverbund Eurolines ein umfangreiches Streckennetz. Auf vielen Routen hielt man über Jahre hinweg ein Monopol. 

Die Liberalisierung in Deutschland führte zu einem Fernbusboom, der von der Bundesrepublik aus nach Frankreich und anschließend quer über den Kontinent schwappte. Der einstige Platzhirsch Eurolines hatte davon nicht viel, denn neue Konkurrenten wie Flixbus fuhren regelrecht um die Ohren. Der einstige Marktführer reagierte nicht schnell genug auf neue Trends in den Bereichen Ticketing, denn vielerorts setzte man immer noch stark auf den stationären Vertrieb. Dazu kam, dass nach und nach wichtige Busunternehmen ausgetreten sind und sich Flixbus angeschlossen haben. Dies gilt sowohl für eigene Linien, deren Konzessionen die Firmen halten und die Vermarktung nun über Flixbus erfolgt als auch Strecken, bei denen der Quasi-Monopolist Konzessionär ist und man in dessen Auftrag fährt. Die Folge daraus: Eurolines ist enorm stark geschrumpft und nur noch ein Schatten seiner selbst. 

Langjährige Mitglieder reihenweise ausgetreten 

Die Gründe für den Ausstieg der Unternehmen aus dem Eurolines-Verbund sind vielfältig. Ein wichtiger Faktor ist der Preisdruck von Flixbus. Der deutsche Konkurrent bietet seine Tickets zu deutlich günstigeren Preisen an als Eurolines. Dies führte dazu, dass Eurolines Marktanteile verlor und seine Gewinne schrumpften. Erst viel zu spät reagierte man auf das flexible Pricing des Konkurrenten. Dazu kamen umständliche und nicht mehr zeitgemäße Online-Reservierungssysteme sowie die starke Fokussierung auf den stationären Verkauf an Busbahnhöfen. 

Ein weiterer Grund für den Ausstieg ist der Service von Flixbus. Das Unternehmen bietet seinen Kunden eine moderne App, mit der Tickets gebucht und Sitzplätze reserviert werden können. Außerdem bietet Flixbus kostenloses WLAN und Steckdosen an Bord seiner Busse. Eurolines konnte mit diesem Service nicht mithalten. Man versuchte zwar nachzuziehen und hat einige Routen mit besser ausgestatteten Fahrzeugen als “Business-Class” vermarktet, aber das konnte den Austritt der Deutschen Touring, die wohlgemerkt als Mitglied der Eurolines in die Insolvenz gefahren ist und dann von einem langjährigen Subunternehmer aus Kroatien aufgekauft wurde, nicht verhindern. Blaguss Reisen und Volanbusz haben sich schon wesentlich früher Flixbus angeschlossen. 

Marktveränderungen verschlafen 

Eurolines hat sich im Wettbewerb mit Flixbus nicht behaupten können, weil es nicht rechtzeitig auf die Veränderungen im Markt reagiert hat. Das Unternehmen hat sich zu lange auf seine Position als Marktführer verlassen und nicht in die Modernisierung seines Angebots investiert. 

Flixbus hingegen hat von Anfang an auf ein modernes und kundenfreundliches Angebot gesetzt. Das Unternehmen hat die Vorteile des Internets genutzt, um neue Vertriebswege zu erschließen und den Service für seine Kunden zu verbessern. Dazu kommt bei Flixbus, dass man sich enorm viel Geld von Investoren und über den Kapitalmarkt beschafft hat. Dieses hat natürlich dazu beigetragen, dass man eine Dumpingpreis-Strategie fahren konnte und mitunter lästige Mitbewerber einfach aufkaufen konnte. Nach und nach hat man sich zum defacto Monopolisten entwickelt. Eurolines hingegen ist nach und nach von vielen Busbahnhöfen verschwunden und hat mittlerweile nur noch sehr wenige Mitglieder. In manchen Staaten ist Eurolines überhaupt nicht mehr aktiv. 

Wie geht es weiter? 

Die Zukunft von Eurolines ist ungewiss. Das Unternehmen hat angekündigt, sich neu aufstellen zu wollen. Dazu gehören Investitionen in neue Busse und ein verbessertes Serviceangebot. Allerdings ist es fraglich, ob dies ausreichen wird, um Flixbus zu schlagen. 

Flixbus hat sich in den letzten Jahren als Marktführer im europäischen Fernbusverkehr etabliert. Das Unternehmen hat eine starke Position und verfügt über eine große Kundenbasis. Eurolines wird es schwer haben, Flixbus zu verdrängen.

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