Die Lufthansa-Tochter fordert dazu auf mittels Web-Check-In „unnötige Kontakte am Flughafen zu vermeiden“, doch statt einer Bordkarte gibt es die Aufforderung diese persönlich am Schalter abzuholen. Das Unternehmen sagt, dass es kein Fehler ist, sondern will, dass „alle Gäste persönlich zum Schalter kommen“.
In den letzten Wochen übertrumpfen sich diverse Fluggesellschaften in Presseaussendungen regelrecht gegenseitig in Sachen Vorstellung ihrer Corona-Sicherheitsmaßnahmen. Fast einheitlich wird die Nutzung des Web-Check-ins empfohlen, um Warteschlangen und persönliche Kontakte vermeiden zu können. Bei Eurowings ist die Umsetzung regelrecht absurd, denn der Carrier empfiehlt ausdrücklich die Nutzung des Internet-Check-Ins, doch die Bordkarte muss nun erst recht am Counter abgeholt werden und damit will der Carrier explizit erreichen, dass die „Gäste persönlich zum Schalter kommen“.
Per E-Mail fordert die Lufthansa-Tochter explizit zur Nutzung des Web-Check-Ins auf, um „unnötige Kontakte am Flughafen“ zu vermeiden. Hier die so genannte Einladung im O-Ton: Lieber Herr Gruber, checken Sie bereits jetzt für Ihren Flug nach Stuttgart ein. Nutzen Sie dazu unseren Online Check-in, mit dem Sie unnötige Kontakte am Flughafen vermeiden. Ihre Sicherheit und Gesundheit hat für uns am Boden wie in der Luft stets höchste Priorität. Aus diesem Grund haben wir bereits viele Maßnahmen getroffen und so kontinuierlich die Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen und an Bord erhöht. Alle wichtigen Informationen zum Thema „Fliegen“ in Corona-Zeiten finden Sie auch noch mal hier. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug.“
Während dem Internet-Check-In muss unter anderem bestätigt werden, dass man nicht an COVID-19 erkrankt ist. Beim Klick auf die Bordkarte erhält man allerdings nicht wie gewohnt die Auswahl zwischen PDF und einer Version für das Smartphone, sondern wird nun explizit diese am Schalter am Flughafen abzuholen. Im O-Ton: „Ihr Checkin wurde erfolgreich durchgeführt. Leider ist für diese Buchung das Drucken der Bordkarten nicht möglich. Wir bitten Sie stattdessen, Ihre Bordkarten am Check-in Schalter am Flughafen abzuholen. Dieser Service ist selbstverständlich kostenfrei.“
Das „Service“ verursacht also „unnötige Kontakte am Flughafen“ und führt zwangsläufig zur Bildung von absolut vermeidbaren Warteschlangen am Airport. Doch was sagt eigentlich Eurowings dazu, dass man die eigenen „Corona-Tipps“ ad absurdum treibt? „Es hat gute Gründe, warum Sie die Bordkarte nicht ausdrucken konnten. Da aufgrund von unterschiedlichen Einreisebestimmungen und behördlichen Vorgaben Selbstauskünfte von den Reisenden beim Check-in erforderlich sind, ist der Online-Check-in im grenzüberschreitenden Verkehr derzeit bewusst deaktiviert. Damit wollen wir erreichen, dass unsere Gäste persönlich zum Schalter kommen und dort alle erforderlichen Erklärungen abgeben. Andernfalls wäre das nicht vollständig möglich“, erklärt Florian Gränzdörffer, Head of Media Relations bei Eurowings.
Zwischen Österreich und Deutschland v.v. sind selbstredend keinerlei Eigenerklärungen oder zusätzliche Bescheinigungen mehr notwendig, da wieder vollständige und uneingeschränkte Reisefreiheit besteht. Eine normale Schengen-Grenze wie in der Zeit vor Corona eben. Andere Fluggesellschaften haben die Zwangspause genutzt, um in ihre Web-Check-In-Systeme entsprechende Fragen einbauen zu können. Wenn ein Passagier etwas zu verbergen hätte, dann macht es keinen Unterschied, ob dieser falsche Angaben in einem Formular macht oder bei einer persönlichen Eigenerklärung lügt. Der Unterschied liegt nur darin, dass Eurowings dazu auffordert „unnötige Kontakte am Flughafen“ zu vermeiden, jedoch diese und damit verbundene Warteschlangen im wahrsten Sinne des Wortes unnötig produziert.