Flugbegleiter warnen: Corona-Schutz ist mangelhaft

Warnweste einer Lauda-Mitarbeiterin (Foto: Jan Gruber).
Warnweste einer Lauda-Mitarbeiterin (Foto: Jan Gruber).

Flugbegleiter warnen: Corona-Schutz ist mangelhaft

Warnweste einer Lauda-Mitarbeiterin (Foto: Jan Gruber).
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Bereits vor einigen Wochen beklagte sich die spanische Gewerkschaft über nicht der lokalen Gesetzeslage entsprechende Schutzmasken, die dem Lauda-Personal der Basis Palma de Mallorca zur Verfügung gestellt werden. Nun wurde bekannt, dass es auch an den anderen Stationen der Ryanair-Tochter an Schutzausrüstung mangelt. 

So wurde das fliegende Personal in Düsseldorf gar aufgefordert, dass wenn man Einmalhandschuhe oder Desinfektionsmittel haben möchte, dieses selbst kaufen soll. Erst nach erheblichem Druck zahlreicher Flugbegleiter wurde angekündigt, dass man Gummihandschuhe aus Palma de Mallorca einfliegen lassen werden. Angekommen sind diese bislang nicht. Einziger Lichtblick der Beschäftigten: Zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 stand das Unternehmen in der Kritik, dass man keine Seife in den Toiletten der A320 hatte. Mehrere Lauda-Flugbegleiter verschiedener Bases meinten, dass man nun definitiv ausreichend Flüssigseife habe und auch große Vorräte vorhanden sind. Eimalhandschuhe und Desinfektionsmittel für das Personal sind allerdings nur sehr spärlich bzw. teilweise gar nicht vorhanden, so das Kabinenpersonal.

Besonders besorgt zeigen sich Flugbegleiter der Lauda-Bases Düsseldorf und Stuttgart über den laxen Umgang der lokalen Gesundheitsbehörden und ihres Arbeitgebers, wenn Passagiere positiv auf das Coronavirus getestet wurden. In Deutschland können sich Reisende nach der Ankunft an den Airports kostenfrei testen lassen, wobei die Teilnahme verpflichtend ist, wenn man aus einem Risikogebiet, beispielsweise Spanien, kommt. Im Rahmen des Contact-Tracings wird auch die jeweilige Fluggesellschaft informiert.

Kabinenpersonal: „Die deutschen Behörden lassen uns im Stich“

In Deutschland häufen sich positive Testungen von Personen, die sich zuvor an Bord von Verkehrsflugzeugen befunden haben. Dies hängt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch damit zusammen, dass die PCR-Testung eben kostenfrei in Anspruch genommen werden kann und somit die „Kostenhemmschwelle“ entfällt. Doch die in der Bundesrepublik praktizierte Vorgehensweise hat ein Schlupfloch zum eindeutigen Nachteil des fliegenden Personals. Tritt beispielsweise ein Coronafall bei einer privaten Feier auf, so müssen sämtliche Teilnehmer getestet werden und werden gegebenenfalls auch unter Quarantäne gestellt. Im beruflichen Bereich handhaben die deutschen Behörden dies allerdings anders: Nur wenn ein Crewmitglied eindeutige Symptome zeigt wird dieses kostenfrei getestet und gegebenenfalls werden weitere Maßnahmen ergriffen. Das gilt nicht nur für Lauda, sondern für sämtliche Airlines.

Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass sich momentan an Bord gehäuft Personen befinden, bei denen durch die Inanspruchnahme der Gratis-Tests eine Infektion mit dem Corona-Virus festgestellt wird. Das Kabinenpersonal ist allerdings nicht vom Contact-Tracing erfasst und kann nur dann weitere Schutz- und Testmaßnahmen in Anspruch nehmen, wenn es eindeutige Symptome zeigt. Das halten zahlreiche deutsche Lauda-Flugbegleiter für grob fahrlässig und fühlen sich von den deutschen Gesundheitsbehörden und auch ihrem Arbeitgeber regelrecht im Stich gelassen. Verwiesen wird darauf, dass nur ein infizierter Flugbegleiter rasch und ganz ungewollt zum „Super-Spreader“ werden könnte, wobei diese Gefahr von den Behörden der Bundesrepublik heruntergespielt wird.

Allein in Düsseldorf erhält die örtliche Corona-Hotline täglich enorm viele Anrufe von Airline-Mitarbeitern verschiedenster Fluggesellschaften, die eben Passagiere an Bord hatten, die nach der Landung positiv getestet wurden. Diese werden jedoch auf die momentane gesetzliche Lage verwiesen. Testungen und/oder Quarantäne für das fliegende Personal nur dann, wenn der betroffene Mitarbeiter eindeutige Symptome zeigt. Solange das nicht der Fall ist, bleibt der Flugbegleiter regulär im Dienst. 

Die Befürchtung, dass sich infizierte Flugbegleiter zu „Super-Spreadern“ entwickeln könnten und damit Airlines in unabsehbare Probleme führen könnten, ist durchaus berechtigt. So schildern deutsche Airline-Mitarbeiter verschiedener Fluggesellschaften, dass man aus betrieblichen Gründen oftmals die Abstände nicht einhalten kann. Auch besteht in den sehr beengten Crew-Räumen an den Flughäfen keine gesetzliche Maskenpflicht und gerade hier wird es zu den Stoßzeiten oftmals sehr eng. Die Sorge ist: In den Crew-Räumlichkeiten könnte das Virus „verteilt“ werden und anschließend durch die Welt reisen und auf allen Wegen der möglicherweise infizierten Airline-Mitarbeiter für weitere Verbreitung und damit Ansteckungen sorgen. Seitens der Behörden werde diese Problematik regelrecht heruntergespielt und darauf verweisen, dass die „Maßnahmen“ nur für den privaten Bereich gelten würden. In den Augen deutscher Flugbegleiter eine fatal fahrlässige Vorgehensweise zu Lasten der Gesundheit der Airline-Bediensteten und aller Personen, mit denen diese in Kontakt kommen.

Lauda: Gummihandschuhe und Desinfektion sollen selbst gekauft werden

Bei der Fluggesellschaft Lauda setzt mit in diesem Zusammenhang sogar im Negativen noch die Krone auf, denn laut übereinstimmender Angaben von Flugbegleitern der Bases Wien, Düsseldorf, Stuttgart und Palma de Mallorca soll Desinfektionsmittel nur spärlich bis gar nicht vorhanden sein. Ebenfalls Mangelware sind – wie erwähnt – Einmalhandschuhe. Seitens der Head of Inflight wird in vorliegenden E-Mails abgewiegelt, dass man sich dies doch privat besorgen solle. In Düsseldorf versprach man zwar das Einfliegen von Gummihandschuhen aus Palma, jedoch angekommen sind diese bis dato nicht. Eigentlich verwunderlich, denn der Basis Palma wurde versprochen, dass Handschuhe aus Wien eingeflogen werden sollen und in Wien sind diese ebenfalls nicht wirklich vorhanden.

Kritisiert wird seitens Flugbegleitern auch, dass von der Head of Inflight die wiederholte mündliche Anweisung gegeben worden sein soll, dass man sich nur dann bei den Behörden zu melden habe, wenn man eindeutige Corona-Symptome habe, andernfalls jedoch wäre Dienst nach Vorschrift zu verrichten. Unterstützung seitens des Unternehmens wäre keine vorhanden, so auch unabhängig von der Corona-Situation ein starker Verkaufsdruck auf das Kabinenpersonal ausgeübt wird. Genau dies kritisierte bereits wiederholt die spanische Gewerkschaft. Diese erhob gar den Vorwurf, dass die Verkaufserlöse wichtiger sein sollen als die persönliche Sicherheit und Gesundheit des Personals.

Betreffend der durchaus harten Vorwürfe, die seitens fliegendem Lauda-Personal erhoben werden, war Geschäftsführer Andreas Gruber für eine Stellungnahme telefonisch nicht erreichbar.

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