Flughafen Klagenfurt: RückverLANDung

Flughafen Klagenfurt (Foto: René Steuer).
Flughafen Klagenfurt (Foto: René Steuer).

Flughafen Klagenfurt: RückverLANDung

Flughafen Klagenfurt (Foto: René Steuer).
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“Mit (Landeshauptmann)Haider ist kein Flughafen zukunftsorientiert auszurichten”. Vollmundig kritisiert SPÖ-LAbg. Peter Kaiser 2006 die Haider-Pläne. Damals hatte der Flughafen allerdings noch 400.000 Flugpassagiere. Heute wird die Nachnutzung geregelt.

Die Flughafen-Bilanz nach 10 Jahren Landeshauptmann Peter Kaiser: Die Wahrnehmungsgrenze wird nur noch knapp überschritten. Mit der nunmehr amtlich vollzogenen „Rückverstaatlichung“ des KLU, soll endlich ein langjähriges Trauerspiel inklusive Kasernen-Posse ein Ende finden. Eigentlich ist es aber eine „RückverLANDung“, denn nach dem Staatseigentum, war der Flughafen schon mal im Landesbesitz bevor die (gescheiterte) Privatisierung erfolgte. Ob die „Verländerung“ diesmal ein Erfolg wird? Großen Optimismus strahlen die Stakeholder jedenfalls nicht gerade aus. Eher hat man den Eindruck, dass 110-jährige Airport-Jubiläum wird nächstes Jahr eine Trauerfeier 2. Klasse. Den Take-off Modus scheinen die Entscheidungsträgerinnen auch deshalb noch nicht einleiten zu wollen, weil noch immer ein juristisches Nachspiel im Raum steht. Wer weiß, was da noch kommt… Vorläufig hat man mit der Desaster-Verwaltung aber eh alle Hände voll zu tun. Einig ist man sich, dass der Airport ein Flugplatz bleiben soll und nicht wie ein ORF-Satiriker vermutet hat, dass es ein Luftkurort oder Trainingsplatz für Klimakleber wird.

Man ist hingegen wild entschlossen, mit dem „Kerngeschäft“ wieder abzuheben. Aber schon da tauchen wieder Fragezeichen auf, denn neben dem Flugbetrieb wird die „Inwertsetzung von nicht betriebsnotwendigen Grundstücken“ als wichtige Kernaufgabe genannt. Es geht angeblich um 46 ha (!), die der Flughafen eh nicht braucht. „Inwertsetzung“ ist in Kärnten aber ein typisches Reizwort. Da gehen sofort die Alarmlampen an. Was ist „nicht betriebsnotwendig“ überhaupt? Man weiß es nicht. Jedenfalls will man die „Inwertsetzung“ der nicht betriebsnotwendigen Grundstücke auffällig flott durchziehen, weil Betriebsansiedlungen angeblich Einnahmen und Arbeitsplätze schaffen. Genau das hat aber schon bisher nicht funktioniert. Trotz bejubelter Betriebsansiedlungen herrscht Armut im Land und alle Gemeinden, inklusive Landeshauptstadt, befürchten demnächst mit einem Finanzkollaps in die Zahlungsunfähigkeit zu fliegen. Selbst der „Innovations-Metropole“ Villach droht ein Grounding. Direkt am Flughafen Klagenfurt gibt es sogar seit Jahren zwei der potentesten Unternehmen im Land. Einer hat die größte Privatjet-Flotte in Österreich und ist Exportweltmeister und der andere Anrainer zählt

weltweit zu den wichtigsten Logistikern. Dennoch ist in Klagenfurt noch kein Frachtflieger in die Luft gegangen. Nicht ein Kilogramm Luftfracht! Aber gerade im Luftfrachtgeschäft sieht Berater Höffinger die Zukunft für regionale Flughäfen. „Nicht zuletzt durch die COVID-19-Pandemie wurde die Bedeutung der Luftfracht für die Gesellschaft offensichtlich“, hält auch die BMK- Luftfahrtstrategie 2040+ fest und bekennt sich zur Unterstützung und Weiterentwicklung der Bundesländerflughäfen – wenn sie selber dazu bereit sind. Das scheint in Kärnten nicht der Fall zu sein. Wir sind uns selber gut genug: „It’s my life!“

Die Einnahmen aus dem Business Aviation-Geschäft sind in Klagenfurt zumindest so geheim, dass sie niemand kennt. Die Vermutung liegt nahe, würde man neben dem Frachtgeschäft alle Einnahmemöglichkeiten, die der einzige Landesflughafen in Kärnten bietet tatsächlich nutzen, würde wohl kaum ein nicht betriebsnotwendiger Quadratmeter Grund übrigbleiben. Ein Schwerpunkt sollte wohl im Infrastrukturbereich liegen, da wo Kärnten Schlusslicht in Österreich ist. Beispiele: Garage (in Schwechat verdient man mit Garagenplätzen wahrscheinlich mehr, als in Klagenfurt mit Flugtickets), Alpe-Adria Einsatz/Katastrophenschutz-Stützpunkt, (offenes)Business Aviation Services, Bundesheer Stützpunkt, Luftraumüberwachung Süd, Notarzt, Treibstofflager, Pharma Handling Center, Frachtdrohnen-Forschung (über 20 Unternehmen beschäftigen sich in Österreich mit unbemannter Luftfahrt), Flugtaxi(Forschung), Road Feeder Service, Belly Freight, Flugsportzentrum, etc. Mehr als 220 Organisationen in Österreich arbeiten in unterschiedlichen Bereichen der Luftfahrt – niemand am Flughafen Klagenfurt. OK, eine Autovermietung gibt es immerhin schon.

Insider Vàclav Klaus hat den Unterschied zwischen Kapitalismus und Kommunismus so erklärt: Im Kommunismus werden Betriebe zuerst verstaatlich und dann ruiniert. Im Kapitalismus werden sie erst ruiniert und dann verstaatlicht. Aber bei uns handelt es sich ja um eine „Verländerung“. Quasi eine Entstehung von Kollektiveigentum. Das passt zur neuen marxistischen Ausrichtung der SPÖ.


Dieser Gastkommentar wurde von Peter Baumgartner verfasst und durch das Portal Wandzeitung erstveröffentlicht.

2 Comments

  • Max Schintlmeister , 21. November 2023 @ 14:18

    Luftfracht kommt immer dann ins Spiel, wenn man nicht mehr weiter weiß, ist aber alles andere als der logische Heilsbringer für einen Regionalflughafen, dem es an einem ausreichend großen Einzugsgebiet mangelt. Wenn es so toll wäre, wäre Schenker auch alleine auf die Idee gekommen, der Flughafen hat das Unternehmen sicher nicht daran gehindert. Welcher Regionalflughafen in Österreich konnte denn die Luftfracht entwickeln? Die Antwort ist Linz und das zeigt auch schon, welche Industrieansiedelungen notwendig sind, um die kritische Masse für die Entwicklung von Luftfracht zu erreichen. Ansonsten wird es immer billiger sein, die Fracht z.B. in Wien abzuwickeln und diese dann auf der Autobahn zu transportieren. P.S. auch in Linz reicht die Luftfracht nicht aus, um die Kosten eines Flughafens zu decken.

  • Ewald Dworschak , 21. November 2023 @ 16:27

    Der Flughafen wurde leider kaputtgespart, anstatt den Incomming – Verkehr zu aktivieren. Bei diesem Potential das das Land Kärnten hat, wäre dies bei entsprechendem Bemühen und Wollen jederzeit bereits vor Corona, möglich gewesen.
    Jetzt die “Scherben” durch die öffentliche Hand – sprich dem Steuerzahler aufsammeln zu lassen scheint typisch zu sein, ist aber nicht fair. Jene die an diesen Manipulationen bisher, mehr oder weniger gut verdient haben, sollten zur Abdeckung der diversen “Löcher” miteinbezogen werden.

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  • Max Schintlmeister , 21. November 2023 @ 14:18

    Luftfracht kommt immer dann ins Spiel, wenn man nicht mehr weiter weiß, ist aber alles andere als der logische Heilsbringer für einen Regionalflughafen, dem es an einem ausreichend großen Einzugsgebiet mangelt. Wenn es so toll wäre, wäre Schenker auch alleine auf die Idee gekommen, der Flughafen hat das Unternehmen sicher nicht daran gehindert. Welcher Regionalflughafen in Österreich konnte denn die Luftfracht entwickeln? Die Antwort ist Linz und das zeigt auch schon, welche Industrieansiedelungen notwendig sind, um die kritische Masse für die Entwicklung von Luftfracht zu erreichen. Ansonsten wird es immer billiger sein, die Fracht z.B. in Wien abzuwickeln und diese dann auf der Autobahn zu transportieren. P.S. auch in Linz reicht die Luftfracht nicht aus, um die Kosten eines Flughafens zu decken.

  • Ewald Dworschak , 21. November 2023 @ 16:27

    Der Flughafen wurde leider kaputtgespart, anstatt den Incomming – Verkehr zu aktivieren. Bei diesem Potential das das Land Kärnten hat, wäre dies bei entsprechendem Bemühen und Wollen jederzeit bereits vor Corona, möglich gewesen.
    Jetzt die “Scherben” durch die öffentliche Hand – sprich dem Steuerzahler aufsammeln zu lassen scheint typisch zu sein, ist aber nicht fair. Jene die an diesen Manipulationen bisher, mehr oder weniger gut verdient haben, sollten zur Abdeckung der diversen “Löcher” miteinbezogen werden.

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