Der Sommer 2024 brachte für viele Reisende in Europa unliebsame Überraschungen: Über 38 Prozent der Fluggäste mussten sich mit Verspätungen oder Ausfällen ihrer Flüge auseinandersetzen. Insgesamt waren 112,4 Millionen Passagiere von den Problemen betroffen, wie eine Analyse des Travel-Tech-Unternehmens AirHelp zeigt.
Besonders dramatisch war die Situation in Deutschland, wo der Flughafen Köln-Bonn die höchste Ausfall- und Verspätungsquote im Land verzeichnete. Auch in Ländern wie Griechenland und Serbien, die traditionell beliebte Sommerreiseziele sind, kämpften Fluggesellschaften mit massiven Verzögerungen.
Steigende Verspätungszahlen in Europa: Ein anhaltendes Problem
Die Sommermonate Juni bis August 2024 markierten eine schwierige Zeit für den europäischen Luftverkehr. Mit fast 40 Prozent aller Flüge, die verspätet waren oder ganz ausfielen, war der Druck auf die Infrastruktur an Flughäfen und bei Fluggesellschaften deutlich spürbar. Diese Zahlen liegen weit über dem Niveau der Vor-Pandemie-Jahre, in denen durchschnittlich 27 Prozent der Flüge verspätet waren.
Griechenland verzeichnete mit 50,7 Prozent die höchste Anzahl an betroffenen Passagieren, was sich in den belebten Urlaubsregionen besonders stark bemerkbar machte. Serbien folgte dicht dahinter mit 49,1 Prozent. Diese Entwicklung ist nicht neu: Bereits in den Jahren 2019, 2022 und 2023 führten diese Länder die Negativstatistik an. Bulgarien, Rumänien und Italien reihten sich ebenfalls in die Länder mit hohen Verspätungsquoten ein, was zeigt, dass sich das Problem in der süd- und osteuropäischen Region konzentriert.
Deutschland im Verspätungs-Ranking: Flughäfen unter Druck
In Deutschland betrug die Verspätungsquote im Sommer 2024 44,4 Prozent, womit das Land im europäischen Vergleich auf Platz sechs landete. Besonders der Flughafen Köln-Bonn sorgte bei den Fluggästen für Frust: Mehr als die Hälfte der Passagiere (53,4 Prozent) erlebte hier Verspätungen oder Flugausfälle. Auch Flughäfen wie Frankfurt-Hahn und München zeigten ähnliche Zahlen, was die Infrastruktur in den größten deutschen Knotenpunkten massiv belastete.
Interessanterweise konnte sich der Flughafen Weeze als pünktlichster Flughafen in Deutschland behaupten, auch wenn hier mit 33,8 Prozent Verspätungen immer noch mehr als ein Drittel der Passagiere betroffen war. Dieses Ergebnis zeigt, dass selbst die pünktlichsten Flughäfen in Deutschland mit erheblichen Problemen konfrontiert sind.
Ursachen für die Verspätungen: Fluggesellschaften im Fokus
Ein erheblicher Teil der Verspätungen und Ausfälle war auf die Fluggesellschaften selbst zurückzuführen. In Rumänien, wo die Quote der von den Airlines verursachten Verspätungen besonders hoch war, hatten zwölf Prozent der betroffenen Passagiere Anspruch auf Entschädigung. Ähnlich verhielt es sich in Albanien und dem Vereinigten Königreich, wo ebenfalls hohe Entschädigungsquoten verzeichnet wurden. In Deutschland wurden mehr als 927.300 Reisende entschädigungsberechtigt, was die weitreichenden Auswirkungen des Problems verdeutlicht.
Entschädigungsansprüche: Fluggäste müssen wachsam sein
Für viele betroffene Passagiere bedeutet dies nicht nur Zeitverlust, sondern auch das Recht auf finanzielle Entschädigung. Laut der EU-Verordnung 261/2004 haben Reisende bei Verspätungen von mehr als drei Stunden, die von der Fluggesellschaft verschuldet sind, Anspruch auf Entschädigungszahlungen. Dies betrifft europaweit mehr als neun Millionen Fluggäste, die im Sommer 2024 erhebliche Verspätungen oder Flugausfälle erlebten. In Ländern wie Rumänien und Albanien sind die Entschädigungsansprüche besonders hoch, was die Bedeutung der rechtlichen Regelungen für die Reisenden in diesen Ländern unterstreicht.
Fluggastrechtsexpertin Nina Staub von AirHelp betont, dass Reisende ihre Rechte kennen und bei Flugproblemen ihre Ansprüche geltend machen sollten. Dies erfordert eine sorgfältige Dokumentation von Verspätungen und Ausfällen, die dann nach der Reise zur Beantragung von Entschädigungen genutzt werden können.
Unterschiede in der Pünktlichkeit: Nordeuropa als Vorbild
Im Gegensatz zu den Problemen in Südeuropa und Deutschland schneiden die skandinavischen Länder vergleichsweise gut ab. Norwegen führt das Ranking der pünktlichsten Länder mit einer Verspätungsquote von nur 19,7 Prozent an. Auch Island und Finnland liegen mit 20,6 Prozent bzw. 24,6 Prozent deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Diese Zahlen verdeutlichen die Unterschiede in der Infrastruktur und den Betriebsabläufen zwischen verschiedenen Regionen Europas. Nordeuropäische Länder scheinen mit ihrer effizienteren Organisation von Flughäfen und Fluggesellschaften besser in der Lage zu sein, dem wachsenden Druck auf den Luftverkehr standzuhalten.
Prognose für die kommenden Monate: Weitere Flugprobleme zu erwarten?
Auch wenn der Sommer 2024 bereits hinter den Reisenden liegt, könnten die Herausforderungen für den europäischen Luftverkehr im Herbst und Winter weitergehen. Personalengpässe und mögliche Streiks dürften dazu führen, dass sich die Flugprobleme in den kommenden Monaten fortsetzen. Insbesondere die ohnehin belasteten Flughäfen in Südeuropa und Deutschland könnten weiter unter Druck geraten, was die Passagiere zu einer sorgfältigen Planung und möglichen Vorbereitung auf Flugausfälle und Verspätungen zwingt.
Ein schwieriger Sommer für Europas Fluggäste
Der Sommer 2024 hat deutlich gemacht, dass der Luftverkehr in Europa weiterhin mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert ist. Hohe Verspätungs- und Ausfallquoten beeinträchtigen nicht nur den Reisekomfort, sondern auch die wirtschaftlichen Aussichten für die Tourismusindustrie. Während die Passagiere in Skandinavien vergleichsweise gut durch den Sommer kamen, waren in Ländern wie Griechenland, Serbien und Deutschland Millionen von Reisenden von Flugproblemen betroffen.
Die anhaltend hohen Verspätungsquoten zeigen, dass die europäischen Flughäfen und Fluggesellschaften ihre Infrastruktur dringend modernisieren und an die steigende Nachfrage anpassen müssen. Zugleich müssen die Passagiere ihre Rechte kennen und bei Flugproblemen auf Entschädigungen pochen, um finanzielle Verluste auszugleichen.