Der Umstand, dass Austrian Airlines Ende Juli 2020 Prämien und Boni für das Geschäftsjahr 2019 an das Top-Management und etwa 200 weitere Führungskräfte überwiesen hat, jedoch gleichzeitig Staatshilfe in Anspruch nimmt, stößt der im Nationalrat vertretenen Opposition nun sauer auf. FPÖ-Verkehrssprecher Christian Hafenecker bezeichnet die AUA gar als “Selbstbedienungsladen der Republik”.
Bereits vergangene Woche erklärte Austrian Airlines, dass es sich bei den Überweisungen um variable Gehaltsbestandteile aus dem Jahr 2019 gehandelt habe und man quasi Schulden gegenüber dem Management beglichen habe. Für das laufende Jahr ist nicht mit Prämien zu rechnen, da die AUA mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund der Corona-Pandemie einen Verlust einfliegen wird.
Ganz anders sieht das Nationalratsabgeordneter Hafenecker in einer Aussendung: „Der AUA-Vorstand und etwa 200 Führungskräfte der Lufthansatochter können sich auch in größten Krisenzeiten über eine Prämienausschüttung erfreuen. Während jeder Maler- oder Schlossereibetrieb auf seine sorgsamen Ersparnisse zurückgreifen muss, um über die Runden zu kommen, lässt man es sich bei der Fluglinie gut gehen. Die im Jahr 2019 gebildeten Rücklagen werden nicht etwa dazu verwendet, um Arbeitsplätze der Mitarbeiter zu retten, oder die staatliche Hilfe in der Höhe von 450 Millionen Euro zu minimieren – nein es werden an das Management Prämien ausgeschüttet. Das ist etwa so, als ob ich einem vermeintlichen Obdachlosen zehn Euro schenke und er sich sein damit gekauftes Brathendl im Porsche vom Imbiss abholt. Es ist auch nicht verwunderlich, dass seitens unserer Bundesregierung keinerlei Reaktion auf diese Ungeheuerlichkeit erfolgt. Der ohnehin schlechte Deal mit der Lufthansatochter, der nicht einmal den heimischen Standort garantiert, wird hier zusätzlich noch ausgenutzt – Geld ist ja nun genug da.”
„So einen inkompetenten Finanzminister wie Blümel habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen. Wie können Sie zulassen, dass ein Betrieb der auf hunderte Millionen an Staatshilfen angewiesen ist, diese seinen Führungskräften, die diese Situation letztlich zu verantworten haben, ausbezahlt? Da reibt man sich in den Vorstandsetagen wieder die Hände. Die ÖVP zeigt hier allen Großfirmenbesitzern, dass sich diese ruhig zurücklehnen können. Wenn ihre Betriebe krachen gehen, dann verdienen sie auch noch daran. MitarbeiterInnen der AUA sind seit Monaten in Kurzarbeit, ihr Gehalt wird von Steuergeldern subventioniert, Ticketrückerstattungen werden über die Sanierungsmillionen bezahlt. Trotzdem nutzt der Konzern jetzt ein Schlupfloch, das von ÖVP und Grünen bewusst offengelassen wurde: Es gibt zwar ein Dividendenverbot für Betriebe die auf Staatskosten leben, jedoch kein Boniverbot. Es gab einen Entschließungsantrag der SPÖ der genau das hätte verhindern sollen, ÖVP und Grüne haben sich wieder dagegengestellt. Gewinne privatisieren, SteuerzahlerInnen auf den Kosten sitzen lassen, das kann die ÖVP”, so SPÖ-Verkehrssprecher Alois Stöger in einer Aussendung.