Eine Fluggesellschaft, die nicht fliegt und noch dazu pleite ist, scheint derzeit bei Börsenspekulanten interessant zu sein. Die Rede ist von Air Berlin, denn das noch immer börsennotierte Papier legte in den letzten Tagen auffällig stark zu.
Im August 2017 musste die damals zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands Insolvenz anmelden und befindet sich seither in Abwicklung. Allerdings wird die Aktie noch immer an der Börse gehandelt und es gibt tatsächlich Spekulanten, die dieses Papier erwerben und das ungeachtet dessen, dass schon lange kein Geschäftsbericht mehr veröffentlicht wird und eigentlich jedem klar sein sollte, dass sich Air Berlin in Abwicklung befindet.
Innerhalb eines Jahres konnte die Aktie an der Börse Stuttgart um stolze 198,1 Prozent zulegen. In den letzten vier Wochen war das Papier besonders stark gefragt und steigerte sich um 210 Prozent. Innerhalb der letzten sieben Tage lag der Wertzuwachs bei 63,2 Prozent. Selbstverständlich ist das Papier ein so genannter Penny-Stock und die Kursgewinne spielen sich im Cent-Bereich ab.
Die Air-Berlin-Aktie hatte am 22. Jänner 2020 an der Börse Frankfurt mit 0,0026 ihr 52-Wochen-Tief. Am 16. November 2020 wurde das Papier mit 0,0260 Euro gehandelt. Ein beachtlicher Anstieg, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen pleite ist und sich in Abwicklung befindet. Am Donnerstag pendelte sich der Kurs bei etwa 21 Cent ein.
Dass es Spekulanten gibt, die sich für insolvente Firmen interessieren, ist besonders in Deutschland kein Einzelfall. Die wohl berühmteste „Geisteraktie“ war jene der IG Farbenindustrie AG. Im Jahr 1952 wurde die Liquidation angeordnet und 1955 beschloss die Hauptversammlung die Abwicklung. Als IG Farbenindustrie AG i.A. war die Aktie noch bis 9. März 2012 börsennotiert und wurde zeitweise äußerst rege gehandelt. Erst am 31. Oktober 2012 wurde der Konzern, der eine dunkle Vergangenheit hat, aus dem Handelsregister gelöscht und hörte damit de-jure auf zu existieren.